Mythor 73: Die Alptraumritter. Hans Kneifel

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Mythor 73: Die Alptraumritter - Hans Kneifel Mythor

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      Nr. 73

      Die Albtraumritter

      von Hans Kneifel

      Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

      Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und längst Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde.

      Während der Sohn des Kometen mit seinen Gefährten inzwischen die Insel Gavanque, wo er im Krieg der Hexen eine Schlüsselrolle spielte, den Rücken gekehrt hat und neuen Abenteuern entgegenzieht, wenden wir uns wieder dem Geschehen auf Gorgan zu. Dort beschäftigt uns das Schicksal Luxons.

      Luxon oder Arruf, wie er sich wieder nennt, ist als Leibwächter des Prinzen Iugon in dessen Hochzeitszug unterwegs nach Hadam. Doch der Weg ist lang und gefahrvoll. Luxon, der gerade einen Pfänder besiegt hat, kann sich seines Triumphs nicht lange freuen, da sich alsbald der zweite Pfänder nachdrücklich bemerkbar macht.

      Die gefahrvollen Auseinandersetzungen zwischen Luxon und seinem Augenpfänder, der niemand anderer als Necron, der Alleshändler, ist, verlagern sich schließlich in die Ruinen der Gigantenstadt Ash'Caron. Dort versammeln sich DIE ALPTRAUMRITTER ...

      Die Hauptpersonen des Romans

      Luxon – Der Sohn des wahren Shallad auf dem Weg nach Ash'Caron.

      Necron – Luxons Augen-Duellant.

      Uinaho und Hrobon – Luxons Begleiter.

      Shaer O'Ghallun – Herr über Horien.

      Odam – Der Prinz der Düsternis sucht Befreiung von einem Dämon.

      1.

      Der Mythenstein von Ash'Caron wird Aemogard genannt.

      Die Schriftrunen in den narbigen Steinen sind uralt und kaum zu erkennen. Moos wuchert in den Spalten und Ritzen.

      Gelingt es dem Wanderer, den äußersten Rand von Ash'Caron trotz der gefährlichen Gewächse und des giftigen Lebens zu erreichen, mag er vielleicht die Worte lesen können.

      Beherrscht er die alte Sprache, wird er auch zu deuten vermögen, was vor unendlich langer Zeit geschrieben wurde.

      Er wird daran denken, wie hungrige Sklaven die Meißel schwangen und die Warnung an die Fremden in den Steinblock gruben.

      Die Worte der ernsthaften Warnung sind:

      ERSTARRE IN FURCHT, FREMDER!

      DU ABER, DER DU DIE KOCHENDEN SÄULEN DER SPRINGENDEN QUELLEN ÜBERLEBT HAST, WERDE GEWAHR, DASS DER DÄMON DICH WEITERTREIBT DURCH DAS LAND. WISSE, DASS SICH AUCH DIE NATUR VERÄNDERT UND WAHNSINNIG WIRD. NUR DERJENIGE, DER STARK UND EIN GROSSER KRIEGER IST, SOLL SICH ZITTERND DER STADT DER GIGANTEN NÄHERN. DIEJENIGEN, DIE UNWANDELBAREN GEISTES SIND, DIEJENIGEN, DIE DURCH NICHTS MEHR ZU SCHRECKEN SIND, VERMÖGEN DIE STADT ZU BETRETEN. DIES IST DIE KALTE WAHRHEIT ZWISCHEN DEN GIGANTISCHEN FELSEN.

      KÄMPFER DER LICHTWELT HABEN DIE STADT DER DUNKELHEIT ABGERUNGEN.

      EINES FERNEN TAGES, WENN DAS UNERGRÜNDLICHE SCHICKSAL ES WILL, WIRD AUCH DAS LAND WIEDER DIE SEGNUNG DER GLÜHENDEN SONNE ERHALTEN.

      WEHE ABER JENEM, DER MIT UNLAUTEREM HERZEN DAS TOR PASSIERT.

      ERSTARRE IN FURCHT!

      *

      Die letzten Schatten der Abenddämmerung lagen über dem flachen Tal. Das Zischen und Fauchen der Springenden Quellen war hier, im Bereich der Nomadenlager, nur noch ein Geräusch im Hintergrund, ein einschläferndes und beruhigendes Rauschen, das nichts von den tödlichen Gefahren erkennen ließ, denen die Krieger Odams und die Männer um Arruf entronnen waren. Langsam versank der zerschmetterte Körper der unglücklichen Maldra im nassen schwarzen Sand, und hinter den Fontänen, die sich jetzt dunkel gefärbt hatten, lag der riesige Koloss des toten Yarls.

      Zwischen den Zelten der Elejider und des anderen, weitaus kleineren Nomadenstamms brannten große Feuer. Es roch durchdringend nach Braten und Wein. Überall hing nasses Zeug, von dem Dampf aufstieg. Zwischen den Springenden Quellen bildeten sich Nebelbänke aus, die im Tal umherirrten und die Felsen jenseits der Quellen zu umhüllen begannen. Luxon-Arruf, in eine riesige weiße Zwehle gehüllt, saß am Feuer und blickte nachdenklich in die Flammen.

      »Prinz Odam hat dringende Gründe, nach Osten zu ziehen. Ich bin sicher, dass er Necron als Fürsprecher bei den Valunen nicht gebraucht hat, denn jetzt müsste sich der Yarl schon im Bereich der Mauer der Alten Welt befinden.«

      Arruf unterbrach seinen Freund Hrobon, der prüfend seine Stiefel betastete und merkte, dass sie noch nicht trocken waren. Das feuchte Leder roch nicht sonderlich gut.

      »Du sprachst von Dämonen?«

      Uinaho, der Ay, verfolgte die Unterhaltung schweigend. Auch er hatte seine Kleidung zum Trocknen ausgebreitet und umklammerte einen Weinbecher. Er teilte nicht die Verwunderung Necrons und Hrobons darüber, dass Arruf mit schwarzgefärbtem Bart und ebensolchem Haupthaar ganz anders aussah, als sie ihn in Erinnerung hatten.

      »Einst wurde Odam von Guuron, dem Dämon, bedrängt. Odam glaubte sich durch die Liebe von Prinzessin Shezad von ihm befreit. Als Logghard befreit wurde, hoffte er, endgültig seinen Peiniger los zu sein. Weit gefehlt! Guuron bedrängt ihn heute mehr denn je. Darum ist Odam unterwegs, um Rat bei dem legendären Herrscher von Horien zu erbitten.«

      »Von Shaer O'Ghallun?«, fragte Uinaho. »Dorthin sind auch wir unterwegs.«

      Er deutete auf sich und Arruf. Arruf sah es dem Gesicht des Ays an, dass er daran dachte, seine Rechnung mit Elejid zu begleichen. Der Häuptling stand unweit des Feuers und hörte schweigend zu. Er schien nicht an Uinahos Rache zu denken.

      »Kennt Odam den unsichtbaren Herrscher?«, wollte Arruf wissen.

      »Nein. Jedenfalls sprach er mit mir nicht darüber. Ich sollte besser sagen, ich weiß es nicht.«

      Hrobon wandte sich an den Stammesanführer und fragte ihn herausfordernd:

      »Du weißt nicht, dass dieser Mann der Sohn des Shallad Rhiad ist, des Vorgängers des Hadamur?«

      Völlig überrascht breitete Elejid beide Arme aus und rief verwundert:

      »Woher sollte ich das wissen? Und selbst wenn er es mir erzählt hätte, würde ich es nicht glauben können.«

      »Jetzt weißt du es. Für mich und viele andere besteht kein Zweifel, nicht wahr, Uinaho?«

      »So ist es!«, bestätigte der Haarlose.

      »Was ist dir geschehen, seit wir uns zuletzt gesehen haben, unter so wenig ersprießlichen Umständen?«, wandte sich Hrobon an Arruf.

      »Es dauert einen Mond lang, wenn ich dir alles erzählen soll. Ich versuch's in

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