Die Reise der Bounty in die Südsee. William Bligh
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Читать онлайн книгу Die Reise der Bounty in die Südsee - William Bligh страница 10
Meine Mittagstafel war diesmal mit vielen Gästen besetzt, denn außer Teina und seiner Gemahlin speisten zwei seiner Brüder und mehrere andere Häuptlinge mit. Teina ist ein Mann von großer Statur, wenigstens sechs Fuß und vier Zoll. Er war etwa fünfunddreißig Jahre alt. Seine Gemahlin Iddia mochte etwa vierundzwanzig Jahre alt sein, auch sie war weit größer als die gewöhnlichen tahitischen Frauen. Teinas jüngerer Bruder Waiduha war ein vielgerühmter Krieger, er hatte aber auch den Ruf des größten Trunkenbolds im Land, und nach seiner welken Haut zu urteilen, musste er wirklich den schädlichen Awatrank im größten Übermaß genossen haben. Teina ließ sich von einem seiner Begleiter füttern, wie es unter einigen der vornehmsten Oberhäupter Brauch war. Ich musste feststellen, dass er diesen Menschen in ständiger Übung hielt, wie ich denn auch keine Ursache hatte, über Mangel an Appetit bei meinen Gästen zu klagen. Da es den Frauen nicht erlaubt ist, in Gegenwart der Männer zu essen, speiste Iddia mit ihren Begleiterinnen allein etwa eine Stunde später, doch beehrte ihr Gemahl Teina sie mit seiner Gegenwart und schien gänzlich vergessen zu haben, dass er bereits ein reichliches Mittagsmahl zu sich genommen hatte.
Die Eingeborenen brachten Lebensmittel in Überfluss an Bord, und damit es bei dem lebhaften Handel nicht zu Streitigkeiten kommen sollte, übertrug ich den gesamten Einkauf Herrn Peckover, dem Waffenmeister. Einige der heute eingekauften Schweine wogen zweihundert Pfund, und wir brauchten sie zum Einsalzen. Man brachte auch Ziegen zum Verkauf, und ich erhielt eine mit ihrem Jungen zu einem Preis, für den ich nicht einmal ein kleines Schwein bekommen hätte.
Unsere Freunde bedauerten sehr, dass wir keinen Porträtmaler mitgebracht hatten, denn besonders Teina hätte gern die Bildnisse seines Vaters und aller Verwandten besessen. Die Vertraulichkeit zwischen den Eingeborenen und unseren Leuten war bereits so allgemein, dass kaum ein Mann auf dem Schiff ohne seinen besonderen Freund oder Taio war.
Teina blieb den ganzen Nachmittag bei mir, und während dieser Zeit aß er viermal gebratenes Schweinefleisch, sein Mittagsmahl nicht mitgerechnet. Als er endlich das Schiff verließ, bat er mich, alle Geschenke, die ich ihm gegeben hatte, für ihn aufzuheben, da er in Matawai keinen sicheren Ort wisse, wo sie vor Dieben sicher seien. Ich überließ ihm deshalb einen Wandschrank in meiner Kajüte und gab ihm den Schlüssel dazu.
Ich hatte Herrn Nelson und seinen Gehilfen ausgeschickt, sich nach Brotfruchtpflanzen umzusehen, und zu meiner Freude konnte ich ihrem Bericht entnehmen, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach den Endzweck meiner Reise ohne Mühen erreichen würde. Um jedoch den Wert der Brotfruchtbäume nicht unnötig zu steigern oder andere Schwierigkeiten zu veranlassen, hatte ich jedem an Bord verboten, den Insulanern den eigentlichen Zweck unserer Reise zu verraten. Diese Vorsicht konnte vielleicht unnötig sein, aber ich wollte mir auf jeden Fall vorbehalten, meine Absichten in gehöriger Form vorzubringen.
Nelson fand auf einem Erkundungsgang zwei schöne Pampelmusenbäume, die er selber im Jahre 1777 gepflanzt hatte. Sie waren mit Früchten überladen, die noch eine Zeit lang reifen mussten.
Am 20. Oktober erwiderte ich morgens den Besuch Teinas, und ich fand ihn etwa eine Meile östlich von der Matawai-Bucht in Gesellschaft seiner Gemahlin und dreier Kinder, die aber, wie sie sagten, nicht ihre eigenen, sondern mit ihnen verwandt waren. Auf dem Wege hatte sich ein zahlreiches Gefolge um mich versammelt, da jeder, der uns begegnete, sich zu uns gesellte. In diesem Schwarm von Menschen war die Hitze kaum zu ertragen, zumal jeder sich herbeidrängte, um wenigstens einen neugierigen Blick auf mich zu werfen. Sie vermieden jedoch sorgfältig, mich zu stoßen, und ich sah überall nur frohe und freundliche Gesichter.
Ich gab Teina zu verstehen, dass mein Besuch ihm besonders gelte, und überreichte ihm ein dem vorigen völlig gleiches Geschenk, das er mit großer Freude annahm. Die Vornehmen seines Gefolges beschenkte ich ebenfalls, und die vielen Kinder um mich her, besonders die kleinen auf den Armen ihrer Mütter, erfreute ich mit Glasperlen. Daraus suchten andere ihren Vorteil zu ziehen, und sogar Knaben von zehn und zwölf Jahren ließen sich aufgreifen und zu mir tragen, worüber die Menge in großes Gelächter ausbrach. In kurzer Zeit hatte ich auf solche Weise den ganzen Vorrat ausgegeben, den ich vom Schiff her bei mir trug.
Auf dem Rückweg sprach ich bei Poino und seinem Verwandten Moanna vor, einem schon recht bejahrten Häuptling. Diese beiden waren die vornehmsten Männer des ganzen Bezirks, weshalb ich es für ratsam hielt, mich mit ihnen auf guten Fuß zu stellen. Ich schenkte ihnen verschiedene wertvolle Sachen, und da das Land für die Anlage eines Gartens geeignet erschien, pflanzte ich Melonen- und Gurkenkerne und säte Salat. Es schien ihnen großes Vergnügen zu machen, als sie hörten, dass aus Samen die verschiedensten Pflanzen und Bäume aufwachsen und Früchte bringen würden. Ich fand in der Nähe große Felder, auf denen Tabak ohne alle Pflege wuchs, dazu fand ich Kürbisranken in Menge. Die Brotbäume und Kokospalmen hingen voll von Früchten.
Ich kehrte nun in Moannas Gesellschaft zum Mittagessen an Bord zurück, und nach der Mahlzeit ging ich wieder zu Poino, um in dem kleinen Garten noch allerlei zu säen und zu pflanzen. Während ich damit beschäftigt war, kam ein Bote von Teina, der mich nach der Wohnung seines Bruders Oripaia am Strand einlud. Hier fand ich eine große Menschenmenge versammelt, die mir sogleich Platz machte, um mich neben Teina sitzen zu lassen. Die Menge musste auf seinen Befehl zurückweichen, worauf man ein Stück Stoff, das zwei Yards breit und einundvierzig Yards (1 Yard = 0,914 m) lang war, auf der Erde ausbreitete. Oripaia brachte ein anderes Stück und legte es mir um Schultern und Hüften nach der Art, wie die Häuptlinge gekleidet sind. Dazu legte man zwei Schweine, jedes über zweihundert Pfund schwer, eine Menge Kokosnüsse und gebratene Brotfrucht zu meinen Füßen nieder. Man bat mich, auf dem ausgebreiteten Stoff von einem Ende bis zum anderen zu gehen, wobei man mich mit lautem Jubelgeschrei begleitete.
Darauf bat Teina mich, die Sachen an Bord zu schicken, und das Boot wurde damit so voll beladen, dass wir auf seine Rückkehr warten mussten, um uns an Bord begeben zu können. Ich nahm die Häuptlinge mit mir, da ich wohl wusste, dass sie ein Gegengeschenk erwarteten. Was ich Teina dann gab, war mehr, als ich ihm je geschenkt hatte, doch ich bemerkte, dass er von allem den anderen etwas abgab, vermutlich, weil sie auch zu den Geschenken beigetragen hatten, die nun an Bord verstaut waren.
Ich hatte Gelegenheit zu bemerken, dass die europäische Schweinerasse die tahitische allmählich zu verdrängen schien. Ursprünglich gab es auf diesen Inseln nur Schweine, die wie die chinesischen einen gedrungenen Rumpf mit sehr dickem Hals haben, aber da unsere europäischen Schweine viel größer sind, haben die Insulaner ihnen den Vorzug gegeben und ihre Zucht gefördert.
Am 30. Oktober kam Teina mit seiner Gattin bereits bei Tagesanbruch wieder an Bord, und da er ein zahlreiches Gefolge mitbrachte, ließ ich ihnen gebratenes und gekochtes Schweinefleisch vorsetzen, das ihnen besser als unser Frühstückstee schmeckte. Da sich inzwischen die Nachricht von unserer Ankunft auf der ganzen Insel verbreitet hatte, fanden sich immer mehr Fremde bei uns ein, die von den entlegensten Teilen Tahitis herbeigeeilt waren. Leider wurde auch allerlei Eisengerät vom Takelwerk abgeschnitten und gestohlen. Ich gab deshalb den Befehl, alle Eingeborenen außer unseren Gästen und ihrem Gefolge vom Schiff zu treiben. Als der Befehl ausgeführt wurde, besaß einer der Eingeborenen die Frechheit, eine Schildwache anzufallen. Zu seinem Glück konnte er im Gedränge entkommen, weshalb mir nichts anderes übrigblieb, als mich recht zornig zu stellen, um die Eingeborenen einzuschüchtern.
Bei Sonnenuntergang verließen mich meine Gäste und gingen in einem von meinen Booten an Land. Sie ziehen dies der Überfahrt in ihren eigenen Kanus vor, weil sie es als eine besondere Ehrung unsererseits ansehen. Auf ihren Wunsch ruderte unser Boot mit einem ihrer Kanus um die Wette. Man strengte sich auf beiden Seiten aufs Äußerste an, doch erreichte unser Boot als erstes den Strand. Als meine Leute zum Schiff zurückkehren wollten, ließ Oripaia sich ein Stück Stoff geben, das er als Siegeszeichen an den Bootshaken band.