Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg страница 12

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg Sophienlust

Скачать книгу

      Betti überlegte. »Sie meinen, wenn Evis Vater krank ist, ist er möglicherweise froh, dass sich jemand um das Kind kümmert«, fasste sie dann ihre Überlegungen zusammen.

      »Ja, so etwas Ähnliches habe ich mir gedacht«, erwiderte Andrea und fügte vorsichtig hinzu: »Wahrscheinlich ist es falsch, in Ihnen Zuversicht zu wecken, aber ich selbst hoffe so sehr, dass Evi bei uns bleiben darf.«

      Andrea verschwieg, dass sie sich über Erich Gleisner kein günstiges Urteil gebildet hatte. Es musste doch seinen Grund haben, dass sich Gisela Gleisner von ihrem Mann hatte scheiden lassen.

      »Was hat Ihnen eigentlich Gisela Gleisner damals im Zug über ihren Mann erzählt?«, fragte sie ihr Hausmädchen.

      »Ach, ich weiß nicht …« Betti dachte nicht gern an diesen schrecklichen Tag zurück.

      »Da war doch etwas, dass Evi ihren Vater nicht besuchen dürfe – oder so ähnlich«, setzte Andrea ihrem Hausmädchen zu.

      Betti zog die Stirn grübelnd in Falten. »Ja, Evis Mutter sagte, dass Evi die Sehnsucht nach ihrem Vater unterdrücken müsse, weil ein Besuch bei ihm nicht infrage komme«, erinnerte sie sich schließlich. »Daraus könnte hervorgehen, dass er sich nichts aus seinem Kind macht«, setzte sie eifrig hinzu.

      »Wir müssen abwarten, so schwer es uns auch fällt«, sagte Andrea.

      »Ja«, erwiderte Betti niedergeschlagen. Sie litt sehr darunter, mit der Ungewissheit leben zu müssen und keine Entscheidung treffen zu können.

      *

      So verstrichen einige unerquickliche Tage, bis Betti endlich aufatmen konnte. Eine nette Dame von der Fürsorgebehörde erschien bei der Familie von Lehn und brachte die befreiende Nachricht: Erich Gleisner will sich nicht um sein Kind kümmern.

      Betti wagte das, was sie hörte, kaum zu glauben. »Ist das auch wirklich wahr?«, fragte sie erfreut.

      »Eigentlich ist es traurig, wenn ein Vater nichts von seinem Kind wissen will«, meinte die Fürsorgerin dämpfend.

      »Ja, das schon. Aber ich meine … Ich hoffe …« Betti stotterte verlegen.

      »Sie haben Evi lieb gewonnen?«, erkundigte sich die Fürsorgerin.

      »Ja, sehr …«

      »Wir werden für das Kind einen Pflegeplatz suchen«, sagte die Fürsorgerin. »Wenn Sie wollen … Natürlich kann ich jetzt noch keine festen Versprechungen machen, aber ich will sehen, was ich für Sie tun kann.«

      »Es wäre doch die beste Lösung, wenn unsere Betti Evi als Pflegekind bekäme«, schaltete sich Andrea ein.

      »Erst müssen die notwendigen Formalitäten erledigt werden, aber das wird nicht lange dauern.«

      »Ja, aber …«

      »Oh, ich lasse Evi hier«, sagte die Fürsorgerin lächelnd, Bettis Einwurf richtig interpretierend.

      »Was ist Evis Vater eigentlich für ein Mensch?«, erkundigte sich Andrea. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass jemand einfach auf sein Kind verzichtete.

      »Ich kenne ihn nicht«, entgegnete die Dame von der Fürsorge. »Ich kann Ihnen nur das berichten, was ich von der Polizei erfahren habe. Er war früher Förster.«

      »Früher?«

      »Ja. Dann gab es einen Unfall. Sein Hüftgelenk wurde verletzt. Seitdem kann er seinen Dienst nicht mehr ausüben. Anscheinend ist das der Grund, dass er auch nicht für Evi sorgen kann.«

      Die Fürsorgerin verabschiedete sich. Sie hielt ihr Versprechen. Die Formalitäten wurden rasch erledigt, und Betti erhielt die kleine Evi als Pflegekind zugesprochen.

      Helmut Koster wurde nicht gefragt, sondern von den Ereignissen förmlich überrollt. Da er aber merkte, wie sehr sich Hans-Joachim und Andrea von Lehn darüber freuten, dass Bettis Wunsch in Erfüllung gegangen war, wagte er es nicht, seinen Groll zu zeigen.

      »Nun hast du es also erreicht«, sagte er mit unbewegter Miene zu Betti.

      »Ja.« Betti war wie verwandelt. Die Nervosität der letzten Tage war von ihr abgefallen, ihre Augen strahlten.

      »Und an mich hast du dabei nicht gedacht«, warf Helmut ihr vor.

      »Ach, Helmut! Evi ist ein so entzückendes Kind. Ich bin sicher, es wird nicht lange dauern, und du hast sie so lieb gewonnen, dass auch du sie nicht mehr hergeben willst.«

      »Aber was soll geschehen, wenn wir von hier weggehen?«

      »Einstweilen sind wir noch hier«, wandte Betti ein. »Du hast ja noch gar keine Stelle bei einem Zirkus.«

      »Aber wenn …«

      »Verdirb mir nicht die Freude«, bat Betti. »Im Moment ist alles in Ordnung – endlich! Ich mag mir jetzt nicht über die Zukunft Sorgen machen.«

      Helmut gab sich geschlagen. Was sollte er auch unternehmen? Wenn er Einwände gegen Evis Verbleib bei Betti erhob, machte er sich bloß lächerlich oder stand als herzloser Bösewicht da. Und das wollte er auf keinen Fall. Außerdem rührte ihn ihre Liebe zu dem Kind doch irgendwie. Sie wirkte so fröhlich und sogar ein wenig ausgelassen, dass er sich seines Widerstandes schämte. Vielleicht hatte Betti wirklich recht. Vielleicht würde er sich an Evi gewöhnen.

      *

      Bettis strahlende Laune hielt jedoch nicht lange an. Sie hatte allen Grund zufrieden zu sein, aber tief in ihrem Inneren quälte sie was. Zuerst wusste sie nicht, was es war, und dann weigerte sie sich, die in ihr aufkeimenden Gefühle zur Kenntnis zu nehmen.

      Es entging Andrea nicht, dass ihr Hausmädchen nach einigen Tagen ausgelassener Fröhlichkeit immer stiller und nachdenklicher wurde. Sie fragte sich, ob Betti ihren Entschluss, Evi zu sich zu nehmen, bereue, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Man brauchte nur beobachten, wie liebevoll und zärtlich Betti mit Evi umging, um zu wissen, dass sie das Kind nicht wieder hergeben würde.

      Andrea entschloss sich, Betti auf den Zahn zu fühlen. »Fehlt Ihnen etwas?«, fragte sie.

      »O nein – nein – nichts«, stammelte Betti erschrocken.

      »Ist Herr Koster unfreundlich zu Ihnen?«, forschte Andrea weiter.

      »Herr Koster? Helmut? Ich glaube, er hat sich damit abgefunden, dass Evi bei mir bleibt«, erwiderte Betti eher gleichgültig.

      »Nun ja, aber irgendetwas stimmt doch mit Ihnen nicht«, meinte Andrea.

      Betti wunderte sich über die Hellsichtigkeit ihrer Dienstgeberin. Sie selbst war sich über die Gedanken, die sie bewegten, nicht klar. Es fiel ihr deshalb auch schwer, sie in Worte zu fassen.

      »Evi ist so glücklich hier bei uns«, sagte sie schließlich zögernd.

      »Ja, das ist sie wirklich«, entgegnete Andrea warm. »Aber das ist doch ein Grund zur Freude.«

      »Gewiss. Nur manchmal …, manchmal muss ich an ihren Vater denken. Ich habe Gewissensbisse.«

      »Gewissensbisse?«

Скачать книгу