Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg Sophienlust

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Betti staunte. »Und wir …, ich … habe angenommen, dass sich dieser Mann weigert, die Operation zu bezahlen, und dass Sie aus finanziellen Gründen nichts davon hören wollten.«

      »Nein, finanzielle Gründe sind nicht ausschlaggebend.«

      »Welche denn?«

      Er zögerte. Nachdem er sich vorhin entschuldigt hatte, war er ein wenig freundlicher geworden, aber jetzt verfinsterte sich seine Miene wieder.

      »Es ist doch so unwichtig, ob ich gesund bin oder nicht«, sagte er. »Wer kümmert sich schon darum? Ich habe doch niemandem, dem meine Gesundheit am Herzen liegt.«

      »Sie haben Evi«, erinnerte ihn Betti.

      »Evi braucht mich nicht.«

      »O doch. Ich verstehe Sie einfach nicht. Einerseits beklagen Sie sich, dass Sie kein vollständiger Mensch mehr sind, andererseits scheuen Sie vor der Operation zurück. Ich sehe ein, dass Sie verbittert sind, aber das nützt Ihnen nichts. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich nicht jammern …«

      »Ich jammere nicht«, rief er nicht gerade freundlich, aber immerhin halbwegs beherrscht.

      »Jedenfalls müssen Sie alles daransetzen, wieder gesund zu werden. Das sind Sie Evi schuldig und auch sich selbst. Wollen Sie denn Ihr ganzes weiteres Leben herumsitzen und nichts tun?«, vollendete Betti ihre Rede.

      Lange Zeit blieb es still im Zimmer. »Ich habe mich bisher geweigert, den Plan, mich operieren zu lassen, ins Auge zu fassen«, erklärte Erich Gleisner schließlich.

      »Aber es ist die einzige Möglichkeit gesund zu werden«, erwiderte Betti. »Sie haben einfach keine Wahl. Sie müssen es versuchen.«

      »Es scheint mir so zwecklos …«

      »Nein! Sie müssen sich aufraffen und mit Ihrem Arzt reden. Möglichst bald. Wissen Sie nicht, dass Herr Haslinger Ihre Stelle nur Ihnen zuliebe übernommen hat? Frau Haslinger sehnt sich nach ihrem Enkelkind und möchte nach München ziehen. Nur Ihretwegen bleiben sie noch hier.«

      »Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich die Angelegenheit noch gar nicht betrachtet.«

      »Nein, weil Sie immer nur an sich selbst denken und sich selbst bemitleiden.«

      »Nun sind Sie diejenige, die – gelinde ausgedrückt – unfreundlich ist«, warf er ihr vor.

      »Das wollte ich nicht«, entschuldigte sich Betti. Sie wunderte sich über sich selbst. Sonst war sie eher sanft und zurückhaltend. Woher nahm sie eigentlich den Mut, Erich Gleisner so schonungslos die Wahrheit zu sagen?

      Merkwürdigerweise nahm er ihr das nicht übel. »So, wie Sie es darstellen, ist es geradezu meine Pflicht, mich dieser Operation zu unterziehen«, meinte er.

      »Selbstverständlich ist es Ihre Pflicht«, bekräftigte Betti. »Ich begreife nicht, dass Sie das nicht schon längst eingesehen haben.«

      »Vielleicht hatte ich Angst davor, einsam und verlassen im Krankenhaus zu liegen. Ich habe das schon einmal durchgemacht. Damals, nach dem Unfall. Die Ungewissheit … Kein Mensch hat mich besucht …«

      »Aber Ihre Frau …«

      »Lassen Sie Gisela aus dem Spiel«, unterbrach er sie heftig. »Ich bin neugierig, ob Sie mich mit Evi im Krankenhaus besuchen werden«, setzte er dann ruhiger hinzu.

      »Bestimmt werde ich das tun«, versprach Betti, ohne daran zu denken, was Helmut Koster zu diesem Versprechen sagen würde. »Sie haben sich also entschlossen?«

      »Ja, ich habe mich entschlossen«, erwiderte er ernst.

      *

      Bettis Mission war geglückt. Es war ihr gelungen, Erich Gleisner aus seiner Lethargie zu reißen. Auch der Förster und seine Frau waren sehr froh darüber. Nur Evi war ein wenig bestürzt.

      »Vati muss wieder ins Krankenhaus?«, fragte sie Betti. »Werden sie ihm dort nicht wehtun?«

      Betti geriet in Verlegenheit. Wie sollte sie darauf antworten?

      Erich Gleisner nahm ihr die Antwort ab. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen«, sagte er und zog Evi auf seinen Schoß. »Wenn ich weiß, dass du an mich denkst, werde ich alles gut überstehen.«

      Seine Worte klangen für Evi ein bisschen kompliziert, aber sie war trotzdem beruhigt. »Darf ich dich im Krankenhaus besuchen?«, fragte sie weiter. »Mami wollte es nicht, aber Betti wird es vielleicht erlauben.«

      »Freilich werden wir deinen Vater besuchen«, rief Betti. »Ich habe es ihm schon versprochen.«

      *

      Es wurde Betti jedoch nicht leicht gemacht, dieses Versprechen zu halten. Im Grunde genommen hätte sie die Reaktion Helmut Kosters voraussehen müssen, aber dazu hatte sie keine Zeit gehabt. So wurde sie vom Ausbruch seiner Gefühle völlig überrascht.

      Die Operation fand in München statt. Betti war naturgemäß aufgeregt und hatte für nichts anderes Gedanken. Man sah ihr an, wie sehr sie dem glücklichen Ausgang entgegenfieberte. Auch Helmut blieb das nicht verborgen.

      Evi war zu klein, um gemeinsam mit Betti zu bangen. Dafür fühlte Dr. Anja Frey mit Betti. Sie war mit Dr. Berger in Verbindung geblieben und dadurch in der Lage, Andrea von Lehn und Betti vom Gelingen der Operation zu berichten.

      »Das ist ja wunderbar«, rief Andrea.

      Betti war so erleichtert, dass sie im Moment keine Worte fand. Da sie Erich Gleisner zu der Operation überredet hatte, hätte sie sich ewig Vorwürfe gemacht, wäre sie schlecht ausgegangen. Doch ungeschickterweise gab sie später ausgerechnet Helmut gegenüber ihrer Erleichterung Ausdruck.

      »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass die Operation geglückt ist«, sprudelte sie hervor.

      »Dann lass es bleiben«, knurrte er. Er brauchte nicht zu fragen, was für eine Operation gemeint war. Er hatte bis zum Überdruss davon gehört.

      Betti war viel zu gut aufgelegt, um seine Wortkargheit sofort zu gewahren. In diesem Augenblick hätte sie die ganze Welt umarmen können. »Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen«, fuhr sie fort. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Gott sei Dank, das ist nun vorüber.«

      »Dann wollen wir endlich über etwas anderes reden«, meinte Helmut.

      »Über etwas anderes? Das kann ich nicht. Ich muss immerzu daran denken«, erwiderte Betti, ohne auf die steigende Gereiztheit ihres Verlobten zu achten.

      »Die Sache ist doch jetzt erledigt …«

      »Ja. Hoffentlich geht es Herrn Gleisner bald so gut, dass ich ihn mit Evi im Krankenhaus besuchen kann.«

      »Wie?« Helmut glaubte, nicht recht gehört zu haben. »Du willst einem fremden Mann einen Krankenbesuch abstatten? Wie kommst du nur auf so eine Idee?«

      »Ich habe es versprochen.«

      »Du hast es versprochen?«, fragte Helmut entgeistert. »Diesem Herrn Gleisner?«

      »Ihm und Evi.«

      »Wie

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