Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg Sophienlust

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in einem Krankenhaus ist die Besuchszeit beschränkt. Ein oder zwei Stunden, denke ich.«

      »Oh, das ist aber kurz!« Evi war enttäuscht.

      »Dafür bleiben wir drei Tage in München, und jeden Tag werden wir zu deinem Vati gehen«, tröstete Betti das Kind.

      Evi nickte, aber ihr Gesichtchen hellte sich nicht auf. Irgendeine Sorge bedrückte sie.

      Bald rückte sie damit heraus: »Wenn wir nicht im Krankenhaus bleiben dürfen, was machen wir dann in der Nacht? Wo werden wir schlafen?«

      Betti musste lachen, worauf Evi gekränkt dreinsah. »Warum lachst du mich aus?«, fragte sie beleidigt.

      »Ich lache dich nicht aus. Du brauchst nicht besorgt zu sein. Wir müssen nicht unter der Brücke schlafen.«

      »Unter der Brücke schlafen? Was soll das heißen?«

      »Ach, das ist nur so eine Redensart. Wir nehmen uns ein Hotelzimmer, in dem wir während der drei Tage wohnen werden. Frau von Lehn hat mir ein Hotel empfohlen, das nett und sauber und nicht allzu teuer ist.«

      »Nicht allzu teuer?«, wiederholte Evi nachdenklich. »Muss man in einem Hotel etwas bezahlen?«

      »Ja, selbstverständlich.«

      »Und wenn wir unter der Brücke schlafen, kostet das auch etwas?«, forschte Evi weiter.

      »Nein, das kannst du umsonst haben.«

      »Dann wollen wir sparen und unter der Brücke …«

      »Sei still, Evi«, unterbrach Betti hastig das Kind, denn soeben betraten ein paar Leute das Eisenbahnabteil, in dem sie bisher mit Evi allein gewesen war.

      *

      In München suchte Betti trotz Evis Protestes das von Andrea von Lehn genannte Hotel auf.

      Die Stadt machte auf Evi großen Eindruck. »Hier gibt es auch so hohe Häuser wie in … Wie hat die Stadt geheißen, in der ich mit Mami gewohnt habe?«

      »Hannover. Das ist übrigens nicht so wichtig, aber ich finde, deinen eigenen Namen solltest du dir allmählich merken. Du heißt Eva Gleisner. Sag das nach.«

      »Eva Gleisner«, wiederholte Evi gehorsam, um gleich darauf Einspruch zu erheben. »Das stimmt nicht, ich heiße nicht Gleisner«, behauptete sie.

      »Aber natürlich heißt du Gleisner. Wie solltest du sonst heißen?«

      »Das weiß ich nicht. Mami hat mir den Namen gesagt, aber ich habe ihn vergessen. Sie wollte ihn wieder …, wieder annehmen, und ich würde dann auch so heißen.«

      Betti war starr. Als sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, sagte sie: »Du meinst wahrscheinlich, dass deine Mutter nach der Scheidung ihren Mädchennamen wieder annehmen wollte.«

      »Ja, das hat Mami gesagt«, erwiderte Evi, erfreut über Bettis rasche Auffassungsgabe.

      »Dann hast du also die ganze Zeit über gewusst, dass dein Zuname Gleisner lautet, aber du hast es uns nicht gesagt«, warf Betti dem Kind entrüstet vor.

      »Er lautet nicht Gleisner«, widersprach Evi dickköpfig.

      »O doch. Deine Mutter ist nicht mehr dazu gekommen, ihren Namen zu ändern. Also merke dir jetzt: Du heißt Evi Gleisner.«

      »Ja.«

      »Gut. Und jetzt wollen wir zum Krankenhaus fahren.«

      Im Krankenhaus erkundigte sich Betti nach dem Zimmer Erich Gleisners, während sich Evi bang an ihre Hand klammerte.

      »Hier ist es so still«, flüsterte das Kind.

      Die langen Korridore waren wie ausgestorben. Die Besuchszeit war bereits vorüber, aber in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden von Maibach kamen, erlaubte man ihnen, Erich Gleisner kurz zu sehen.

      Eine junge Krankenschwester führte sie zu ihm. Evi betrat auf Zehenspitzen das Zimmer, in dem er lag, und auch Betti kämpfte nur mit Mühe die ängstliche Spannung, die sie ergriffen hatte, nieder.

      »Ich bringe Ihnen einen lieben Besuch, Herr Gleisner«, kündigte die Schwester mit munterem Tonfall an.

      »Besuch? Das kann nur …« Erich Gleisner richtete sich ein wenig auf, während ihm die Krankenschwester ein Kissen unter die Schultern stopfte.

      »Sie sind also wirklich gekommen!«, rief er erfreut aus.

      »Ja, wir sind da!« Evi vergaß, dass sie eigentlich leise hatte sein wollen, und beglückte ihren Vater mit einer stürmischen Umarmung, sodass er aufstöhnte.

      »Sei vorsichtig, Evi«, warnte Betti.

      Er begrüßte nun auch Betti, und zwar mit einer Wärme, die sie genauso verlegen machte wie sein früheres ablehnendes Wesen.

      »Ich habe gar nicht mehr mit Ihrem Besuch gerechnet. Ich habe geglaubt, dass Sie Ihr Versprechen doch nicht halten würden …«

      »Betti wollte auch nicht kommen«, mischte sich Evi ein. »Ich habe es verlangt.«

      Seine Miene verfinsterte sich, aber er wandte sich nicht an Betti, sondern an seine Tochter. »Du hättest es nicht verlangen dürfen«, meinte er.

      »Aber Betti hatte doch Angst, dass Tante Andrea es nicht erlauben würde!« Evi erzählte nun, dass sie die Initiative übernommen und Tante Andrea um ein paar Tage Urlaub für Betti gebeten hatte.

      »Oh, daran habe ich nicht gedacht«, murmelte er. »Ich will Ihnen keine Ungelegenheiten bereiten. Natürlich geht Ihre Arbeit vor.«

      »Es ist alles in Ordnung«, versicherte Betti. »Frau von Lehn ist sehr freundlich. Es war töricht von mir, dass ich nicht selbst um Urlaub gebeten habe.«

      »Stell dir vor, Vati, wir bleiben noch drei Tage hier. Wir wohnen in einem Hotel«, erklärte Evi. »Eigentlich hätte ich lieber unter der Brücke geschlafen, wie Betti zuerst gesagt hat …«

      »Evi! Musst du mich unbedingt blamieren? Es war doch bloß eine dumme Bemerkung, die du nicht ernst nehmen darfst.«

      »Aber es ist doch warm draußen, wir würden nicht frieren.« Evi war von dem Thema nicht abzubringen.

      Ihr Vater lächelte ihr zu. »Übernachte lieber im Hotel«, meinte er. »Ich glaube nicht, dass es dir unter der Brücke so besonders gut gefallen würde.«

      »Aber …«

      »Schluss jetzt! Es war ein Scherz von Betti, nichts weiter.« Erich Gleisner sah Betti an. »Ich darf Sie doch auch Betti nennen?«, fragte er ein wenig unsicher.

      Betti nickte.

      »Ich bin Ihnen so sehr zu Dank verpflichtet«, fuhr er fort. »Aber darüber wollen wir später sprechen. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.«

      »Sie sind mir nicht zu Dank verpflichtet«, erwiderte Betti und wunderte sich, dass ihre Stimme plötzlich heiser

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