Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg Sophienlust

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meinte Denise sachlich. »Sie meint, dass Anja hier, in der Gesellschaft von anderen Kindern, den Schock am raschesten überwinden wird.«

      »Wenn Sie mich fragen, dann muss ich Ihnen sagen, dass es keine Besserung geben wird. Weder jetzt noch später«, meinte David Danner achselzuckend. »Das Kind wird ein Pflegefall bleiben. Das ist ganz klar.«

      Grit überhörte die düsteren Prognosen ihres Verlobten. »Ich wollte Anja mitnehmen«, erklärte sie und sah Frau von Schoenecker fragend an. Als sie vor knapp einer Stunde in Sophienlust eingetroffen war, hatte sie nicht geahnt, was sie hier erwartete. Anjas Zustand war für sie niederschmetternd. Ihre Nerven rebellierten. Sie weinte schon wieder. »Sie gehört doch zu mir, ich bin doch ihre Tante.«

      »Bitte, Frau Möllendiek, haben Sie etwas Geduld. Ich verstehe Ihren Schmerz und Ihre Enttäuschung. Wenn wir Anja hierbehalten wollen, dann doch nur, um dem Kind zu helfen.«

      Denises Stimme hatte so sanft und gütig geklungen, dass sogar David Danner überrascht aufgehorcht hatte. »Das ist für Anja bestimmt das Beste«, mischte er sich ein. Pflichtschuldig fasste er nach Grits Hand und drückte sie tröstend.

      »Sie können gern den Tag über hierbleiben«, schlug Denise den Gästen vor. »Und natürlich können Sie jederzeit wiederkommen, um Anja zu besuchen.«

      David Danner schnitt eine Grimasse. Doch als er merkte, dass Grit von diesem Vorschlag begeistert war, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich höflich für die Einladung zu bedanken.

      *

      »Ausgerechnet Farka und Florina! Meine beiden besten Stuten!« Alexander von Schoenecker hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Es muss ein Kenner gewesen sein, der sie gestohlen hat.«

      »Gestohlen?« Nick, der über seinem Lateinbuch gesessen hatte, war sofort auf den Beinen. »Das gibt es doch nicht.«

      Nick war ein bildhübscher Junge, der seiner Mutter sehr ähnlich war. Vielleicht mochte Alexander seinen Stiefsohn deshalb so gern. Jedenfalls verstanden die beiden sich vortrefflich, sodass sie längst vergessen hatten, dass es eigentlich kein direktes Verwandtschaftsverhältnis zwischen ihnen gab.

      »Leider doch.« Schwer ließ sich Alexander auf dem ledergepolsterten Sessel nieder. Er streifte die schmutzigen Stiefel von den Füßen und dachte ausnahmsweise einmal nicht daran, dass Gusti, das Hausmädchen, sehr ungehalten sein würde, wenn sie die Lehm- und Erdspuren auf dem Teppich entdecken würde.

      »Unsere Pferde hat man geklaut?« Nick griff sich an den Kopf. Wieder war eine steile Falte über seiner Nasenwurzel.

      »Es gibt keine andere Erklärung«, gab Alexander mit begreiflicher Verärgerung zu. Die beiden Stuten bedeuteten für ihn einen empfindlichen materiellen Verlust. »Ich habe mit unseren Leuten das ganze Gebiet abgesucht. Es ist unmöglich, dass sie ausgebrochen sind.«

      »Vati, du musst sofort die Polizei verständigen«, rief Nick atemlos. Sehr genau wusste er, dass sein Vater in mühevoller Kleinarbeit eine Lipizzaner-Zucht aufgebaut hatte, die einmalig in Deutschland war. Farka und Florina waren die beiden Stuten, die zur Zucht verwendet werden und dem Gut eine Menge einbringen sollten.

      Alexander von Schoenecker winkte müde ab. »Längst geschehen. Unser guter Polizeimeister Kirsch hat den Tatbestand aufgenommen und festgestellt, dass droben bei der Koppel keinerlei verdächtige Spuren zu finden sind. Dabei bleibt’s wohl.« Alexander presste wütend die Lippen aufeinander. Jahre hatte er gebraucht, um Tiere wie Farka und Florina zu züchten. Nun war mit einem Schlag aller Erfolg zunichte gemacht. Nirgends würde er einen Ersatz für die beiden Stuten finden.

      »Vati, ich kenne einen ganz prima Polizisten. Er hat Anja hierhergebracht. Gestern hat er sie besucht und ihr eine Menge Süßigkeiten mitgebracht sowie eine kleine Puppe.« Nick war richtig aufgeregt. »Ihm müssen wir den Fall melden. Hans Strasser ist unheimlich tüchtig. Er findet die Diebe ganz bestimmt.«

      »Er ist nicht zuständig, Nick«, bremste Alexander den Eifer des Jungen und überlegte dann laut: »Es gibt keine Wagenspuren.« Schon mehr als zwanzig Mal war er den Tatbestand durchgegangen, doch er war einfach nicht weitergekommen. Zwei wertvolle Zuchtpferde waren von der Koppel verschwunden. Niemand hatte etwas gesehen, niemand etwas gehört. »Es muss nachts geschehen sein. Aber normalerweise hätte man das Hufgetrappel doch hören müssen. Außerdem hätte man Abdrücke finden müssen. Ich verstehe das nicht.«

      »Vati, solltest du die Pferde nicht nachts in die Ställe bringen lassen? Sonst kommen diese Diebe vielleicht noch einmal.«

      »Eigentlich wollte ich die Tiere ein wenig abhärten und sie in den warmen Sommermonaten nachts draußen lassen. Aber du hast wohl recht, Nick.«

      »Es ist eine Gemeinheit, eine richtige Gemeinheit«, schimpfte Nick. »Erst vor einigen Tagen sind Farka und Florina noch sehr bewundert worden.«

      »Von wem denn?« Aufmerksam sah Alexander seinen Stiefsohn an.

      »Von David Danner, dem Verlobten von Anjas Tante. Er ist sehr reich, weißt du, Vati. Millionär! Einen ganz tollen amerikanischen Wagen hat er.«

      »Na ja«, sagte Alexander uninteressiert. Zuerst hatte er gedacht, vielleicht einen vagen Verdacht schöpfen zu können. Aber schließlich würde ein Millionär ja keine Pferde stehlen. »Wenn ich die elenden Halunken erwische …« Erneut stieg der Zorn in ihm auf. Er ballte drohend die Hände.

      »Schlägst du sie dann nieder?«, fragte Nick und sah dabei voll Bewunderung auf seinen Stiefvater. »Ich darf dir doch dabei helfen, nicht wahr?«

      »Seit wann habt ihr so brutale Absichten?« Denise, die eben in den großräumigen Wohnraum kam und den Schluss der Unterhaltung belauscht hatte, sah ihren Mann fragend an. Es passte nicht zu ihm, sich mit jemandem zu prügeln.

      »Nick sieht zu viele Krimis«, beschwichtigte Alexander mit verständnisvollem Lächeln. »Leider wird doch nicht gezeigt, dass man fast alle Schwierigkeiten ohne Gewalt lösen kann.«

      »Mutti, weißt du denn nicht, dass man unsere besten Pferde entführt hat?« Wütend stemmte der Junge die Hände in die Seiten.

      »Ich traf eben zufällig Polizeimeister Kirsch. Da hat er mir davon erzählt.« Denise legte liebevoll die Arme um den Hals ihres Mannes. »Mach dir bitte keine Sorgen. Irgendwann bekommen wir die Stuten schon zurück«, sagte sie leise. »Sie zu verkaufen wäre für den Dieb viel zu gefährlich. Außerdem wird er kaum einen Hehler finden.«

      »Es sei denn, er bringt die Stuten ins Ausland. Dort ist man nicht so gut orientiert und auch hinsichtlich der Papiere nicht kleinlich.« Alexander lehnte seinen Kopf an Denises Hände.

      »Man muss unbedingt verhindern, dass die Diebe mit unseren Pferden ins Ausland entkommen«, meinte Nick empört. Doch weder Alexander noch Denise beachteten ihn in diesem Augenblick. Sie sahen einander in die Augen und genossen es, zusammen zu sein. Gewöhnlich waren es täglich nur wenige Minuten, die ihnen blieben.

      Nick, der sich ein wenig überflüssig fühlte, verließ rasch das Zimmer. Vergessen waren die lateinischen Vokabeln. Er musste unbedingt nach Sophienlust radeln, um seinen Freunden von dem aufregenden Ereignis zu erzählen.

      »Wenn du bei mir bist, sieht alles gleich ganz anders aus«, meinte Alexander erleichtert. »Dann ist auch ein harter Verlust nicht mehr tragisch. Das Glück, das mir deine Nähe schenkt, ist viel wertvoller als alle Schätze dieser Erde.« Seine Stimme war dunkel und schmeichelnd. Es war genau jener Ton, den Denise gern hörte und

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