Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg Sophienlust

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sich etwas ganz anderes darin. Kleine Plastikbeutel mit weißem Pulver waren es. Fast sah es aus wie Mehl und Zucker.

      Warum bewahrte David dieses Säckchen unter Verschluss auf? Was war daran so Besonderes? War es vielleicht gar kein Mehl?

      Grits Gedanken überstürzten sich. Sie vergaß, dass der Zeitungsjunge draußen wartete. Mit zitternden Fingern öffnete sie einen der Beutel, roch hinein.

      Was hatte sie da durch Zufall entdeckt? War das nicht ein Fall für die Polizei? Aber durfte sie hinter dem Rücken ihres Verlobten …

      In fieberhafter Eile verschloss Grit den Beutel wieder, schob die Kassette an ihren Platz zurück. In diesen Minuten wurde ihr so manches klar. David war nicht nur ein Lügner, es war viel, viel mehr. Und diesen Mann hatte sie aufrichtig geliebt.

      Tränen der Enttäuschung liefen über Grits zarte Wangen. Was sollte nun werden? Wie sollte sie sich verhalten?

      *

      Gewöhnlich kündete lautes Kindergeschrei in Sophienlust drohendes Unheil an. An der Lautstärke konnte Denise meist recht genau ermessen, wie schlimm der Kummer des betroffenen Schützlings war. Doch diesmal wurde sie so überraschend mit dem Kummer eines Kindes konfrontiert, dass sie für Sekunden vor Schreck erstarrte.

      Gerade hatte Denise im Büro die Abrechnungen durchgesehen, als die Tür aufflog und atemlos ein kleines Mädchen hereinstürzte. Es schrie nicht, aber es sah so jämmerlich und verängstigt aus, wie Denise noch nie ein Kind gesehen hatte.

      Anjas Gesichtchen war schmutzig. Helle Tränenspuren zogen sich über die dicken Bäckchen. Das blonde Haar der Kleinen war unglaublich zerzaust und schweißnass, das Kleid hing ihr nur noch in Fetzen am Körper. Arme und Beine waren zerkratzt, zerschunden und blutverschmiert. Anja trug nur noch einen Schuh. Am schockierendsten aber waren Anjas schreckensweit geöffnete Augen, in denen sich die Angst eines Kindes spiegelte, das mehr Schlimmes erlebt hatte, als es ertragen konnte.

      Keuchend rang Anja mit weit offenem Mund nach Luft. Sie stürzte sich, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, in Denises Arme und klammerte sich so wild und angstvoll an die schöne junge Frau, als befürchte sie, gewaltsam von ihr wieder getrennt zu werden.

      »Anja, um Gottes willen«, entfuhr es Denise. »Was ist nur geschehen?« Beruhigend drückte sie das Kind an sich, umarmte es voll Zärtlichkeit. Sie fühlte das Zittern des kleinen Körpers, hörte das keuchende, stoßweise Luftholen und ahnte, dass dem Kind etwas Schlimmes widerfahren war. Doch das würde vielleicht nie geklärt werden können. Anja konnte ja nicht den geringsten Hinweis geben.

      »Schon gut, mein Kleines. Du bist hier bei uns, und alles ist wieder in Ordnung. Niemand wird dir etwas tun, Anja.« Denise streichelte unaufhörlich das weinende Kind.

      Lautlos liefen die Tränen über Anjas Gesichtchen. Gerade jetzt hätte sie so unheimlich viel zu erzählen gehabt, doch sie konnte sich nicht verständlich machen. Sie wollte von ihrem Sturz über den steilen Abhang erzählen, durch den sie einige Sekunden lang bewusstlos gewesen war. Doch das hatte sie in ihrer Aufregung überhaupt nicht registriert. Als sie wieder zu sich gekommen war, war sie sofort weitergerannt. Erst am Portal von Sophienlust hatte sie sich blitzschnell umgedreht. Der Mann war nicht mehr hinter ihr gewesen, doch sicher würde er gleich nachkommen.

      Noch inniger presste sich Anja an Denise von Schoenecker. Zu ihr hatte sie Vertrauen, bei ihr wusste sie sich beschützt und behütet. Welche Erleichterung hätte es für sie bedeutet, der mütterlichen Frau das grässliche Erlebnis zu schildern. Anja probierte es. Sie bewegte die Lippen, machte Zeichen dazu. Doch sie war viel zu aufgeregt, um mit diesen fahrigen Bewegungen etwas andeuten zu können.

      »War es ein Tier oder war es ein Mensch, der dich erschreckt hat?«, fragte Denise mitleidig.

      Anja schüttelte heftig den Kopf. Denn gerade erinnerte sie sich daran, dass der Mann ihr gedroht hatte. Sie durfte nichts verraten, weil er sonst die großen harten Hände um ihren Hals legen und erbarmungslos zudrücken würde.

      Das kleine Mädchen zuckte wie im Krampf.

      »Hab keine Angst mehr«, flüsterte Denise tröstend. »Wir lassen nicht zu, dass dir jemand etwas tut, Anja. Du kannst ganz ruhig sein.« Während Denise das Kind in ihrem Arm liebkoste, wählte sie mit der freien Hand die Nummer der Hausärztin. »Frau Dr. Frey wird deine Arme und Beine verbinden und dir etwas geben, damit du dich wieder beruhigst«, erläuterte sie sanft. »Sie heißt auch Anja, genau wie du.«

      Natürlich würde sie später, wenn Anja versorgt sein würde, sofort Nachforschungen darüber anstellen, was ihren kleinen Schützling so verstört hatte. Gab es jemanden, der daran interessiert war, dem unschuldigen Kind noch mehr Angst einzujagen, als es ohnehin schon hatte? Wer war das, und warum tat er es?

      Denise atmete schwer, denn sie ahnte, dass es fast unmöglich sein würde, Antwort auf alle diese Fragen zu finden. Derjenige, der Anja so maßlos erschreckt hatte, musste wissen, dass sie nicht sprechen konnte. Doch was wollte er mit seiner Gemeinheit bezwecken?

      Frau Dr. Frey meldete sich, und Denise bat die Ärztin, so bald wie möglich nach Sophienlust zu kommen.

      »Jetzt kann gar nichts mehr schiefgehen«, flüsterte sie dem Kind zu, das jetzt müde und entspannt in ihren Armen lag. Dann schloss es erschöpft die Augen.

      Denise setzte sich mit Anja in den großen bequemen Sessel am Fenster und beobachtete das Kind sorgenvoll. Anja war vor Erschöpfung eingeschlafen. Wie gern wollte sie dem bedauernswerten Mädchen helfen. Doch was konnte sie tun? Die Hoffnung der Ärztin, dass Anjas Fähigkeit zu sprechen zurückkehren würde, hatte sich zerschlagen. Oder war es dafür noch zu früh?

      *

      Hans Strasser summte leise vor sich hin, während er ein hübsches Kleidchen und einige Süßigkeiten in ein buntes Papier einschlug.

      »Bist du fertig?« Marina betrat ungeniert die Junggesellenwohnung. Sie hatte den Vormittag beim Friseur, bei der Massage und im Schönheitssalon verbracht und sah in dem neuen modischen Sommerrock und der farblich dazu passenden Bluse überraschend gut aus.

      Hans war jedoch so sehr mit seinem Päckchen beschäftigt, dass er das überhaupt nicht bemerkte. »Wir fahren noch rasch nach Sophienlust«, rief er Marina über die Schulter zu.

      »Das darf doch nicht dein Ernst sein!«

      »Es wird uns nur einige Minuten aufhalten.« Hans lächelte vergnügt. »Ich habe eine kleine Überraschung für Anja. Und ich möchte ihr Gesichtchen sehen, wenn sie auspackt.«

      »Ich aber nicht«, erwiderte Marina kalt. »Ich möchte pünktlich bei der Modenschau sein. Du hast mir auch versprochen, dass …«

      Hans nahm das Mädchen zärtlich in den Arm. »Wir werden pünktlich sein«, versprach er fröhlich.

      »Hast du überhaupt schon bemerkt, dass …« Marina lehnte sich an ihn und sah ihn lauernd an.

      »O ja, du hast ein neues Parfüm!« Hans kam sich reichlich dumm vor. Eigentlich waren seine Gefühle für Marina längst abgekühlt. Trotzdem ging er weiter mit ihr aus. Er war einfach zu gutmütig, um ihr zu sagen, dass er seine Absicht, Marina zu heiraten, aufgegeben hatte.

      »Stimmt ja gar nicht«, empörte sich die rotblonde junge Dame. »Ich habe ein neues Make-up, eine neue Frisur, neue Kleider und neue Schuhe. Aber du bist zu dumm, um das zu sehen.« Marina war wütend. Niemals würde sie verraten, dass sie,

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