DSA: Rabenerbe. Heike Wolf

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DSA: Rabenerbe - Heike Wolf Das Schwarze Auge

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sich die besten Ärzte der Stadt ihrer Verletzungen annahmen. Seine Lanista wusste, dass sie ihn rufen musste, wenn es Schwierigkeiten gab, und einen Moment lang war Amato versucht, diese ganze unsägliche Sache mit dem Krieg beiseitezuschieben und sich um diesen Neuzugang zu kümmern. Aber er musste die Pläne des Generals verstehen, um sie den Granden schmackhaft zu machen, die letztendlich die Schiffe und das Geld für diesen Feldzug stellten.

      »Kümmere dich bitte darum, Reto«, wandte er sich an seinen Beschützer. Ein mattes Lächeln kroch über seine Lippen. »Und komm danach zu mir.«

      Der Mittelreicher runzelte die Stirn, aber er sagte nichts, sondern nickte nur. Dankbar sah ihm Amato nach, und wieder einmal spürte er dieses tiefe Bedauern, Reto nicht alles anvertrauen zu können. Sich einfach in seinen Armen zu verlieren, nicht denken zu müssen.

      Amato straffte die Schultern und atmete durch, um das beengende Gefühl abzuschütteln, das sich um seinen Hals gelegt hatte. Er durfte darüber nicht nachdenken. In dieser Welt gab es keinen Platz für starke Arme, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, Reto zu verlieren. Al’Anfa war eine großzügige Herrin, aber sie war auch grausam. Und die Erinnerung an Vittorios Tod brannte zu tief, als dass Amato sie vergessen konnte.

      Sein Arbeitszimmer war schlicht und mit Blick auf den Ludus angelegt, sodass Amato vom Schreibtisch aus dem Geschehen auf dem Sandplatz folgen konnte. Zwei Gladiatorenpaare übten gerade eine Schlagabfolge. Die Stimmen der Kämpfer und die Geräusche der Stadt drangen zu ihm hinauf und mischten sich mit dem grellen Keckern eines Affen, der irgendwo über ihm auf dem Dach hocken musste. Die Schwüle war inzwischen fast unerträglich, die Luft hing drückend über den Hängen des Visra, über denen sich bereits die Wolken ballten und das Licht der Praiosscheibe verdunkelten. Kein halbes Stundenglas, dann würde der mittägliche Regen über die Stadt niedergehen und die Hitze, den Gestank und die Schwüle für einen Moment mit sich reißen. Und vielleicht konnte er dann wieder klarer denken.

      Amato starrte auf das Blatt Papier, auf dem er versucht hatte, die Ausführungen der Offizierin in eine Ordnung zu bringen. Er hätte seinen Sekretär mitnehmen sollen, um Notizen zu machen, dachte er seufzend, während er eine Zahl änderte, kurz nachdachte und sie dann erneut umschrieb. Er hatte darüber nachgedacht, war aber wieder davon abgekommen, weil er es nicht mochte, wenn jemand neben ihm stand und jedes Wort notierte. Inzwischen wäre er froh gewesen, hätte er es getan.

      Schwere Schritte lenkten seine Aufmerksamkeit zur Tür, und im nächsten Moment klopfte es. »Don Amato?«

      »Reto!« Erleichtert ließ Amato die Feder sinken und sprang auf, zwang sich dann aber doch dazu, neben dem Schreibtisch stehen zu bleiben. »Komm herein. Gibt es etwas Neues?«

      »Wegen des Neuzugangs? Ja.« Der Beschützer schloss die Tür hinter sich und wandte sich zu Amato um. Sein kantiges Gesicht blickte grimmig. »Ihr solltet über Eure Vorliebe für Nordländer nachdenken. Dieser hier weigert sich, zur Ergötzung der Massen zu kämpfen. Er verweigert nahezu alles. Die Lanista hat ihn festketten lassen, weil er sie angegriffen hat.« Reto zuckte mit den Schultern. »Er hat ihr eine Ohrfeige gegeben und sie eine elende Sklavenschinderin genannt. Ich habe ihr untersagt, ihn zu bestrafen, ehe Ihr mit ihm gesprochen habt.«

      »Und du meinst, das würde etwas nutzen?« Amato schmunzelte flüchtig. »Er erinnert mich sehr an dich damals. Meinst du, ich sollte ihn freilassen? Ist es das, was er will?«

      »Das wollen sie alle, Amato.« Reto sah ihn ernst an. »Das wollen alle, die für Euch in die Arena gehen.«

      »Du hast trotzdem für mich gekämpft. Obwohl ich dich freigelassen habe.«

      »Weil Euer Onkel Euch keine Wahl gelassen hat. Aber es geht hier nicht um mich.« Reto verengte die Lippen und blickte hinüber zum Fenster, von wo aus nun die harsche Stimme der Lanista zu ihnen hochdrang. »Seht ihn Euch an und sprecht mit ihm, ehe Ihr eine Entscheidung trefft. Und wenn Ihr meine Meinung hören wollt, dann lasst ihn in der Zwischenzeit angekettet. Irgendetwas an diesem Mann gefällt mir nicht.«

      »Gut, dann werde ich es so machen.« Amato nickte und trat wieder hinter den Schreibtisch. »Aber wenn du schon einmal hier bist, bleib bitte einen Moment. Ich denke gerade über das nach, was mir die Offizierin gezeigt hat. Was hältst du davon? Von der Flotte«, fügte er schnell hinzu, als Reto die Stirn runzelte.

      Der Mittelreicher zuckte mit den Schultern, aber er trat näher und warf einen Blick auf die wirren Aufzeichnungen, die Amato angefertigt hatte. »Es sind erstaunlich viele Schiffe. Der General hat irgendetwas vor. Aber das ist vermutlich nicht das, was Ihr von mir hören wollt, oder?«

      Amato biss sich auf die Lippen. »Nein«, gab er zu. »Ich sehe selbst, dass es viele Schiffe sind. Und ich weiß, was der General plant. Aber darum geht es nicht.«

      »Das dachte ich mir.« Retos Mundwinkel zuckten flüchtig. »Vielleicht sagt Ihr einfach frei heraus, was Euch beschäftigt? Anstatt nach einem Vorwand zu suchen, ein Gespräch zu beginnen?«

      »Du hast recht.« Amato seufzte leise und trat an Reto vorbei ans Fenster. Der Himmel hatte sich inzwischen weiter verdüstert, und die Schwüle schien fast unerträglich. »Es ist schwer, in Worte zu fassen. Ich habe ... seit Wochen das Gefühl, als müsse bald etwas geschehen. Etwas Wichtiges. Ich kann es nicht benennen, es ist einfach da, wie ein Bauchschmerz, der nicht vergehen will.« Er wandte den Kopf zu Reto. »Verstehst du, was ich meine?«

      »Nein.« Reto sah ihn ruhig an. »Doch ich stehe den Göttern auch nicht so nahe, wie Ihr es tut. Manchmal wünschte ich mir, es wäre so, doch vielleicht ist es besser, unwissend zu sein. Habt Ihr mit dem General gesprochen?«

      Amato schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn nicht wegen eines Bauchgrimmens behelligen, für das ich selbst keinen Namen habe. Alena Karinor würde wahrscheinlich unterstellen, ich habe etwas Falsches gegessen.«

      »Ihr tut es nicht, weil Ihr den Spott fürchtet?«

      Amato hatte unwillkürlich die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen, entließ sie aber sofort wieder, als es ihm bewusst wurde. »Nein«, widersprach er eine Spur zu heftig. »Wenn ich sicher wüsste, dass es eine Warnung ist, würde ich es tun. Aber die göttliche Marbo schweigt. Ich träume nicht, seit Wochen schon.«

      Reto hob spöttisch einen Mundwinkel. »Vielleicht habt Ihr doch etwas Falsches gegessen.« Er schüttelte den Kopf, wieder ernst. »Nein, Amato. Wenn Ihr von mir einen Rat haben wollt, dann gebe ich Euch einen. Hört auf, Euch nach dem zu richten, was andere von Euch erwarten. Die wissen ohnehin, dass Ihr von all dem Säbelrasseln nichts versteht. Warum versucht Ihr es überhaupt?« Reto griff nach dem Blatt mit den Aufzeichnungen, betrachtete es einen Moment lang, ehe er es kopfschüttelnd wieder beiseitelegte. »Der Schwarze General hat genug Soldaten um sich herum, dass er Eure Stimme nicht braucht, wenn er tatsächlich einen Feldzug plant. Spielt Euer eigenes Spiel und nutzt Eure Stärken. Seit Jahren tut Ihr, was sie Euch sagen, ob es nun Euer Onkel ist oder der General. Und Ihr denkt nicht einmal darüber nach, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Es ist kein Wunder, dass Euch nicht einmal diese selbstgefällige Offizierin Respekt entgegenbringt.«

      »Ich bin schwach, nicht wahr? Das ist es doch, was du glaubst.«

      »Ich halte mich nicht damit auf, Dinge zu glauben. Ich sehe, was ich sehe.«

      »Ach, und was siehst du?«

      Die Lippen des Beschützers formten ein schiefes Schmunzeln, während er Amatos Blick ungerührt erwiderte. »Ich sehe einen Granden, der mehr ist, als er sein will. Der sich versteckt, anstatt sich zu nehmen, was ihm die Götter vor die Füße geworfen haben. Ihr seid die Stimme des Generals. Vergesst das nicht.«

      »Ich

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