Chancenmanagement in der Krise. Gerhard Seidel

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Chancenmanagement in der Krise - Gerhard Seidel

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der Zeitqualität nannte) hatte bis ins frühe Mittelalter große Bedeutung. Relikte aus dieser Zeit sind die Astrologie, Tarot, I Ging usw., von deren Aussagekraft nach wie vor zahlreiche Menschen überzeugt sind.

      Wir wollen aber hier nicht die Sterne befragen oder die Karten legen, um herauszufinden, was uns in nächster Zeit erwartet. Es geht nur darum, auf ein Phänomen aufmerksam zu machen, welches einmal für die Menschheit von großer Bedeutung war und uns heute eine Anregung bieten kann, es für sich selbst zu nutzen, wenn man diese Ressource bei sich wahrnimmt.

      (Einer unserer Klienten hat vor zwei Jahren „gefühlt“, dass die Bank sein Vermögen nicht gut verwaltet. Er konnte sich selbst nicht erklären warum, aber er verkaufte alle Aktien seines Depots und erwarb Edelmetalle. Ergebnis heute: Mit seiner intuitiven Entscheidung verhinderte er einen Kursverlust von 60 Prozent und schaffte durch seine Neuinvestition einen Vermögenszuwachs von über 100 Prozent.)

      Welche Bedeutung hat die Zeitqualität heute im Geschäftsleben? Wann ist das Glück dem Manager hold? Erfolgreichen Unternehmern wird oft nachgesagt, dass sie wüssten, ob die Zeiten günstig für bestimmte Entscheidungen sind.

      • Wir haben damals rechtzeitig erkannt, wir sollten …

      • Unser Gefühl sagte uns, die Zeit sei reif für …

      • Wir spürten, wenn nicht jetzt, wann dann, also …

      • Unsere Sorge war so groß, dass wir …

      • Wir nahmen an, dass jetzt die Zeit war, unsere …

      • usw.

      Diese Formulierungen sind Hinweise auf die Begabung und Intuition der Entscheider, dass sie die Qualität der Zeit richtig einschätzen können.

      Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann sollten Sie die Gelegenheit nutzen, einmal innezuhalten und sich fragen: Was wäre jetzt wichtig? Was sagt mir mein Bauchgefühl, um was sollte ich mich sofort kümmern? Wenn es günstige Gelegenheiten geben sollte, wie müsste ich mich bzw. mein Unternehmen darauf vorbereiten? Wenn die günstigen Gelegenheiten kommen, haben wir dafür gesorgt, sie zu erkennen? Und wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass wir Glück haben werden?

      Weiter könnten Sie sich fragen: Müsste ich jemandem, der in ähnlicher Situation ist wie ich, einen Rat geben? Welche intuitive Empfehlung würde ich ihm geben? Vielleicht denken Sie: Das weiß ich nicht! Dabei hilft ein „therapeutischer Trick“, nämlich so zu tun, als ob man es wüsste, und es dann auch sagen.

      Eine gute Resonanz für die Zeitqualität kann man lernen. Dafür muss man nicht die Götter anrufen, sondern es reicht aus, achtsam zu sein. Wenn sich dann der gesunde Menschenverstand mit der Intuition paart, dann kann Ihnen das passieren, was mit den oben zitierten Aussagen charakterisiert wurde: Sie bekommen ein Gefühl dafür, was „dran“ ist, um was Sie sich jetzt kümmern sollten. Sie werden wissen, welchen entscheidenden Engpass Sie lösen müssen, damit es mit Ihrem Unternehmen gut weitergehen kann. Welche glücklichen Entwicklungen können Sie mit Ihrem Team initiieren, um auch die härtesten Auswirkungen gut zu überstehen?

      So mancher Glücksfall im unternehmerischen Geschehen lässt sich auch wie folgt erklären: Es wurde zufällig oder vorsätzlich ein limitierender Engpass gelöst, der das qualitative oder quantitative Wachstum des Unternehmens bisher stark behinderte. Ein bis dahin nicht erkannter Stau von Entwicklungschancen wurde beseitigt, das fortschrittshemmende Hindernis wurde überwunden, die Chancen explodierten und konnten sich in Gewinnen materialisieren.

      Justus von Liebig stellte vor mehr als hundert Jahren fest, dass Pflanzen so lange gut wachsen, bis der erste Engpass – z. B. zu wenig Phosphor oder Kalk im Boden – erreicht ist. Nur wenn diese Limitation durch Düngung beseitigt wird, kann das Getreide oder das Gemüse weiter gedeihen.

      Auch in den Unternehmen gibt es unterschiedliche Faktoren, die das Wachstum beeinträchtigen. Wird einer dieser Wirkfaktoren vernachlässigt, so wird dieser mit der Zeit zum Minimumfaktor. Er wird das qualitative und quantitative Wachstum des Unternehmens beeinträchtigen, es schlimmstenfalls sogar vollkommen verhindern.

      Üblicherweise entsteht durch diesen limitierenden Faktor ein energetischer Stau, der sich z. B. auch durch ein schlechtes Betriebsklima, ein negatives Betriebsergebnis oder durch ständigen Führungswechsel zeigt. Die möglichen Kräfte können sich nicht mehr entfalten, wenden sich gegeneinander, heben sich auf oder suchen sich andere Betätigungsfelder.

      Behebt man diesen Engpass, so haben wir schon in der Beratung erlebt, dass das Entwicklungspotenzial des Unternehmens geradezu explodiert. Das aufgestauten Können, Wollen und Tun der Mitarbeiter kann sich entfalten und sich in verkaufsfähige Leistungen transformieren.

      Es nützt wenig, den falschen Engpass zu lösen. Wenn der Engpass die Qualität unserer Produkte ist, der Chef sich aber liebevoll um sein Hobby „Günstige Finanzanlagen“ kümmert, passiert nichts! Oder um das obige Beispiel weiterzuführen, wenn Kalk im Boden für das Wachstum benötigt wird, man aber mit Kali düngt, passiert auch nichts – im schlimmsten Falle wird der Boden vergiftet und die Pflanze geht ein.

      Durch die aufgestaute negative Energie kommt es dann oft zu dem Phänomen, dass sich die Führungskräfte lieber um Dinge kümmern, die Freude machen (Ausleben des Lustprinzips), als sich in die Niederungen der limitierenden betrieblichen Schwierigkeiten zu begeben.

      Eine Führungskraft hat vor allem die Aufgabe, die wachstumshemmenden Faktoren in ihrem Bereich zu erkennen und diese zu beseitigen. Und dies nicht nur, weil dadurch das Wachstum erst ermöglicht wird, sondern auch, weil solche Limitationen Zeit, Geld und Energien verschwenden, die dem Ökonomischen Prinzip (auch Ratioprinzip genannt) widersprechen. Dieses Vernunftsprinzip verpflichtet die Führung nämlich, mit gegebenen Mitteln einen größtmöglichen Nutzen zu erreichen.

      In der derzeitigen schwierigen Situation muss sich das Management fragen: Was ist der limitierende Faktor, der uns daran hindert, die Wirtschaftskrise gut zu überstehen? Was sagt uns unsere Intuition? Worum müssen wir uns jetzt kümmern? Welche Vorbereitungen sind zu treffen, damit das Glück auf unserer Seite ist?

      Nach unseren Erfahrungen besteht der entscheidende Engpass häufig darin, dass man nicht ausreichend informiert ist. Die Kombination der beiden Lebensregeln „Menschen treffen immer die richtige Entscheidung, entsprechend ihrem Informationsstand“ und „Energie folgt der Aufmerksamkeit“ erklärt, welche Bedeutung der Engpass „Informationsdefizit“ hat. Bei falschem oder nicht ausreichendem Informationsstand gehen wir bei unseren Entscheidungen von falschen Annahmen darüber, was die zukünftigen Auswirkungen sein werden, aus. Was aber noch schlimmer ist: Weil die möglichen Probleme nicht unsere Aufmerksamkeit haben, kümmert sich auch niemand um die Lösung dieser vielleicht bedrohlichen Entwicklung. Die unternehmerische Tatkraft wird in Bereichen wirksam, die nicht dringlich sind, die nicht darüber entscheiden, ob wir auch noch in Zukunft erfolgreich sein werden.

      Die wichtigste Aufgabe der Unternehmensführung ist es, den Mitarbeitern Zuversicht zu geben. Krisenmanager berichten immer wieder davon, dass alle Sanierungsmaßnahmen nur dann gelingen, wenn die Mitarbeiter vom Erfolg der Aktionen überzeugt sind. Welche „stillen Reserven“ hier aktiviert werden können, soll nachfolgend dargelegt werden.

      Wenn wir im Rahmen der Personalwirtschaft von Potenzialentwicklung sprechen,

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