Chancenmanagement in der Krise. Gerhard Seidel

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Chancenmanagement in der Krise - Gerhard Seidel

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Stelle in der Landkarte, wo Sie stehen, laufen oder fahren.

      Die momentane wirtschaftliche Landkarte würde Ihren betrieblichen Standort zwischen dem heraufziehenden wirtschaftlichen Tsunami (Joschka Fischer) und Ihrem schützenden Zufluchtsort zeigen, Ihrem vielleicht noch intakten Unternehmen.

      Chancenmanagement zur Krisenvorsorge und zur kommenden Krisenbewältigung ist zurzeit eine der wichtigsten Investitionen in die unternehmerische Zukunft. Das ist eine Aufgabe, die von der Unternehmensleitung nicht delegiert werden kann. Um die kurz- und langfristige Existenzsicherung muss sich das Top-Management selbst kümmern.

      Einer der bekanntesten Krisenmanager in diesem Sinne war Noah. Denn die Sintflut hatte noch gar nicht begonnen, als Noah bereits damit begann, die Arche zu bauen! Schon damals fanden die Mitmenschen es merkwürdig, dass jemand Vorsorge traf, obwohl doch noch gar nichts passierte. Sie nahmen die Warnungen Noahs nicht ernst; das Ergebnis ihrer Skepsis und ihrer Passivität kennen wir aus der Bibel.

      Unternehmenserfolge (so das Ergebnis vieler Befragungen von Managern) hängen zu mehr als zwei Drittel von einer langfristigen Weichenstellung aufgrund richtiger Zukunftsannahmen ab. Die relevanten Annahmen über die Zukunft erhält man, wenn man diese Erkenntnisse aufbereitet und sie in die eigene strategische Planung einfließen lässt.

      In der derzeitigen Situation geht es mehr darum, die Daseinsberechtigung des Unternehmens zu verteidigen. Das bedeutet, dass das Managen der zukünftigen Entwicklungen und Einflüsse eine existenzielle Bedeutung hat, und zwar im Jetzt und nicht erst in ferner Zukunft. Entscheidungen, die aufgrund falscher Annahmen über die zukünftige Unternehmensentwicklung getroffen wurden, werden nicht nur in Krisen sofort bestraft. Dabei ist die jetzige Krise vollkommen anders als das, was man üblicherweise mit Unternehmenskrisen meint!

      Menschen treffen immer die richtige Entscheidung, entsprechend ihrem Informationsstand. Ja, man kann sogar behaupten, Menschen machen keine Fehler, denn wenn sie eine Entscheidung treffen oder eine Aufgabe erfüllen, dann sind sie davon überzeugt, das Richtige zu tun. Wer macht schon bewusst einen Fehler? Erst anhand der Auswirkungen unseres Tuns erkennen wir oft, dass es ein Fehler war, was wir entschieden oder getan haben.

      Wenn es uns gelingt, Ihren Informationsstand so zu erweitern, dass Sie die von uns vorgeschlagenen Aktivitäten (die wir noch im Detail darlegen werden) ab sofort nutzen wollen, dann hat dieses Buch seinen Sinn und Zweck erfüllt.

      Beherzigen Sie die Lebensregel: Energie folgt der Aufmerksamkeit! Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Team herauszufinden, welche Informationen es über die Wirkkräfte und die möglichen Entwicklungen in der Zukunft gibt, die uns betreffen: Welche Veränderungen kommen wahrscheinlich auf uns zu? Welche Zukunftschancen und Handlungsoptionen haben wir und welche faszinierende Zukunft wollen wir verwirklichen – und das trotz der anspruchsvollen Zeiten? Es gibt unendlich viele Berichte, Untersuchungen, Erfahrungen aus anderen Krisen oder seriöse Prognosen, die Ihnen helfen können, die richtigen Zukunftsannahmen für Ihre strategischen Entscheidungen zu finden.

      Chancenmanagement ist nicht nur – um ein anderes Bild zu benutzen – die langfristige Planung einer Schiffsreise, die festlegt, welche Länder und welche Häfen wir anlaufen wollen, sondern auch die Frage, was vorher alles zu bedenken und bereitzustellen ist, damit wir eine angenehme und sichere Reise haben werden und gut ankommen.

      Wenn die Dinge so passieren, wie wir es uns im Geiste vorstellen, dann werden Sie im Nachhinein vermutlich sagen: „Da habe ich/Da haben wir aber Glück gehabt!“ Vielleicht war es nur die bereits erwähnte sich selbst erfüllende Prophezeiung, was ja nichts anderes bedeutet, als dass uns unser Unterbewusstsein, welches durch eine klare Zielvorstellung programmiert war, dabei geholfen hat, unsere Pläne zu verwirklichen.

      Eine Chance sollte nicht die Gelegenheit sein, einen Fehler zu wiederholen, sondern sie sollte als eine Herausforderung verstandenen werden, einen als schlecht empfundenen Zustand zu verändern, die jetzige Situation zu verbessern, damit wir zukünftig zufrieden sind.

      (Kennen Sie die Geschichte von dem italienischen Einwanderer, der in New York in der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre mit seinem Weinimport aus seinem Heimatland ein neues, lukratives Unternehmen aufbaute? Befragt, wie er denn den Mut aufgebracht habe, in solch schwierigen Zeiten eine geschäftliche Existenz zu gründen, meinte er, dass er den Crash gar nicht mitbekommen habe. Dieser Mann konnte damals kein Englisch und es hatten sich noch keine Freundschaften oder Bekanntschaften entwickelt. Er war mit seiner Arbeit so beschäftigt, dass er sich um nichts anderes kümmern konnte und nie das Gefühl hatte, dass sein Angebot nicht gebraucht würde.)

      Chancen sind vorteilhafte Handlungsmöglichkeiten oder günstige Gelegenheiten, die man nutzen kann. Werden sie genutzt, dann wird dieses Phänomen oft auch als Glück bezeichnet, was bedeutet, dass man sein Glück selbst initiieren kann.

      Und das stimmt! Es gibt viele Sprichwörter, die diese Erfahrung bestätigen: Glück hat auf Dauer nur der Tüchtige! Jeder ist seines Glückes Schmied! Das Glück hilft niemandem, der sich nicht selbst hilft!

      Eine möglich Definition von Glück ist: Das Zusammentreffen von günstigen Gelegenheiten und guter Vorbereitung. Manche haben deshalb kein Glück im Lotto – die Gelegenheit ist zwar günstig, es wurden „ihre“ Zahlen gezogen, aber sie sind schlecht vorbereitet, denn sie haben vergessen, ihren Schein abzugeben.

      Chancenmanagement unterstützt die Manager in den Unternehmen dabei, Glück zu haben. Wenn die gute Vorbereitung rechtzeitig und angemessen erfolgte, dann kann man – wenn günstige Umstände auftreten (und die Welt ist voll davon, auch bzw. erst recht in schwierigen Zeiten) – den erhofften unternehmerischen Glücksfall erleben.

      Ohne eine gute Vorarbeit jedoch werden wir keinen Erfolg haben können. Selbst wenn die Konstellation unseres Umfeldes günstig und vielversprechend ist, wenn wir keine Vorkehrung für unser Wohlergeben getroffen haben, kann das Glück uns nicht hold sein.

      Gibt es noch andere Möglichkeiten, Glück zu haben? Ja, wenn man darauf achtet, wenn man instinktiv spürt, ob etwas dran ist. Wenn man ein intuitives Gefühl für die Zeitqualität entwickelt und weiß, was jetzt zu tun ist.

      Alte Kulturen haben noch zwischen der Quantität und der Qualität der Zeit unterschieden. Der griechische Gott für die Zeitmenge hieß damals Cronos (übrig geblieben ist der Chronometer), der für die Qualität der Zeit war der Gott Kairos.

      Weil man die Zeit damals noch nicht genau messen konnte, konzentrierte man sich einige Jahrtausende lang auf die Zeitqualität, auf den günstigen Zeitpunkt für Entscheidungen. Besonders ausgebildete „Propheten“ versuchten, mit rituellen Handlungen und Beobachtungen von Naturphänomenen die Güte und die Eigenschaften der Zeit zu ermitteln. Die Priester wollten mit Hilfe angeblicher Signale und Vorzeichen aus „anderen Welten“ erkennen, wann es sinnvoll war, einen Krieg zu beginnen, ob der gewählte Hochzeitstermin zwischen dem König und der Prinzessin günstig war und wann die Götter die Opfer gnädig annehmen würden.

      Man kann davon ausgehen, dass, wenn die Propheten seinerzeit mit ihren Vorhersagen in der Regel falsch gelegen hätten, diese sehr schnell von der Bildfläche verschwunden wären. Doch zeigen uns

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