Die betriebliche Führungsorganisation. Horst-Joachim Rahn

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Die betriebliche Führungsorganisation - Horst-Joachim Rahn

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Verzögerung Vorbildern aus der US-amerikanischen Organisationspraxis folgten.1 Bis heute haben Betrachtungen zur Führungsorganisation keinesfalls an Aktualität verloren.

      Die betriebliche Führungsorganisation ist einerseits als ein aufbaubezogenes System und andererseits als Tätigkeit zu interpretieren.2 Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Unternehmensorganisation und der Corporate Governance. Die Führungsorganisation bezieht sich hinsichtlich der Systeminterpretation im weiteren Sinne auf die Einordnung und Gestaltung aller Instanzen eines Unternehmens und wird dabei aus institutionaler Perspektive bzw. aus funktionaler Sicht gesehen.3 Der Begriff der Führungsorganisation ist dabei weiter als der Begriff Aufbauorganisation4, weil er beispielsweise auch die Instanzen der Spitzenorganisation (z. B. Aufsichtsrat, Hauptversammlung, Betriebsrat) enthält. Nicht zur Führungsorganisation zählt die Ausführungsorganisation mit den Stellen an der Basis des Unternehmens.

       1.1 Corporate Governance

      Der Begriff Corporate Governance bezeichnet den Ordnungsrahmen (Regeln, Werte und Grundsätze) für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens.5 Diese Regelungen konstituieren damit zugleich auch die zentralen Rahmenbedingungen der Führungsorganisation. Der Gegenstand der Führungsorganisation lässt sich mit der Organisation der Unternehmensleitung und deren Beziehungen zu anderen Unternehmensorganen (Spitzenorganisation) sowie zu den – dem Top-Management nachgelagerten – Bereichen (Leitungsorganisation) umreißen.6 Der Terminus Corporate Governance lässt sich nicht ohne weiteres wörtlich übersetzen, hat aber Schnittmengen zu dem deutschen Begriff Unternehmensverfassung7, der aber durch die Festlegung von Entscheidungsrechten verschiedener Akteure und Interessengruppen primär die Binnenordnung des Unternehmens betrifft. Corporate Governance bezieht darüber hinaus aber auch Fragen der Einbindung des Unternehmens in sein Umfeld ein, beispielsweise den Kapitalmarkt. Dabei sind zu unterscheiden:

      • Die Innensicht der Corporate Governance, wo es um die Rollen, Kompetenzen und Funktionsweisen sowie um das Zusammenwirken der Unternehmensorgane, wie z. B. Vorstand, Aufsichtsrat und Hauptversammlung geht.

      • Die Außensicht der Corporate Governance, die sich auf die Beziehungen der Unternehmensleitung zu den verschiedenen Interessengruppen (Stakeholder) bezieht, wobei insbesondere den Anteilseignern (Shareholdern) Bedeutung zukommt.

      Regelungen zur Corporate Governance haben grundsätzlich die Aufgabe, durch geeignete rechtliche und faktische Arrangements aus Verfügungsrechten und Anreizsystemen die Spielräume und Motivationen der Akteure für opportunistisches Verhalten einzuschränken. Diese Akteure können versuchen, die Unvollständigkeit von Verträgen zu ihren Gunsten und zu Lasten der Betriebswirtschaften auszunutzen. Das Ganze hat zum Ziel, möglichst günstige Bedingungen für eine produktive Wertschöpfung und faire Wertverteilung zu schaffen. Dabei sind folgende Gestaltungsfelder von Bedeutung:8

      • Die Regelungen zu Festlegung übergeordneter Zielsetzungen des Unternehmens, wo u.a. darüber zu entscheiden ist, ob im Rahmen der Unternehmensführung die Aktionärsinteressen in den Vordergrund gestellt oder auch die Belange anderer Interessengruppen über die rechtlichen Regelungen hinaus berücksichtigt werden.

      • Regelungen für die Unternehmensführung, mit denen die Unternehmensziele erreicht werden sollen, beispielsweise Regelung einer offenen Diskussionskultur zwischen Leitungs- und Überwachungsorganen sowie Standards für die Anforderungen an die Qualifikation und die Vergütung des Vorstands bzw. Aufsichtsrats.

      • Regelungen zur Festlegung der Strukturen, Prozesse und Personen zur Unternehmensführung sowie zur Bestandsaufnahme und kontinuierlichen Verbesserung von Modalitäten der Unternehmensführung, beispielsweise die Empfehlung an den Aufsichtsrat, die Effizienz seiner Tätigkeit regelmäßig zu überprüfen.

      • Klare Regelungen zur Kommunikation9 im Unternehmen, d.h. durch Schaffung von mehr Transparenz das Vertrauen in das Unternehmen und die notwendige Unterstützung der verschiedenen Anspruchsgruppen auf Dauer zu gewinnen.

      Damit hat die Corporate Governance das vorrangige Anliegen, zur effizienten Unternehmensführung einen entsprechenden Ordnungsrahmen zu schaffen, um damit betriebliche Schwierigkeiten bzw. ernsthafte Unternehmenskrisen zu vermeiden.

       1.2 Unternehmensführung und Führungsorganisation

      Unter der strukturbezogenen Unternehmensführung10 ist die Steuerung, Gestaltung und Entwicklung der gesamten Organisation11 eines Unternehmens zu verstehen.12 Dabei hat die Unternehmensleitung zu entscheiden und durchzusetzen, welche Organisationsstruktur das System Unternehmen haben soll und wie dieses zu gestalten ist. Ohne effiziente Organisationsstruktur funktioniert kein Unternehmen. Die organisatorische Führungsstruktur zeigt sich in den Ebenen des Managements, beispielsweise im Top Management (Unternehmensleitung), Middle Management (Bereichsleitung) und im Lower Management (Gruppenleitung). Im weiteren Sinne umfasst die institutionsbezogene Führungsorganisation die Unternehmensleitungs-Organisation bzw. die Bereichs- und Gruppenorganisation, die sich in den verschiedenen Organisationsformen zeigen. Zur Führungsorganisation zählt auch die Spitzenorganisation eines Unternehmen [Symbol: ----- Unternehmensleitung (z. B. Vorstand), außerdem nicht angezeigt: Aufsichtsrat, Hauptversammlung]. Im engeren Sinne betrifft die Führungsorganisation nur die Organisation der Unternehmensleitung. Die Führungsorganisation reicht bis zur letzten Führungsebene13 und ergibt sich aus folgender Darstellung (Abb. 1):14

       Abb. 1: Führungsorganisation eines Unternehmens

      Wenn alle Instanzen eines Unternehmens in strukturierter Form vorliegen, dann lässt sich die Führungsorganisation nach Ebenen gliedern in: 15

      • Die Gesamtorganisation mit allen Stellen einschließlich der Organisation der Unternehmensleitung. Hier werden Unternehmer oder Top Manager aktiv, z. B. Vorstandsmitglieder oder Geschäftsführer.

      • Die Bereichsorganisation als Aufbauorganisation. Auf dieser Ebene wirken Middle Manager, z. B. Materialbereichs-, Produktions- und Marketingleiter als Bereichsleiter.

      • Die Gruppenorganisation als Aufbauorganisation. Hier agieren Lower Manager, z. B. Meister, Büroleiter und andere Gruppenleiter.

      Dieser ebenenorientierte Ansatz der Unternehmensführung16 ist Ausdruck der strukturbezogenen Dimensionen des Managements (strategische, taktische und operative Führung) eines Unternehmens. Führungskräfte erledigen auf der jeweiligen Unternehmensebene ihre Führungsaufgaben. Wie grenzt sich die Führungsorganisation von anderen Organisationsbegriffen ab?

      • Die gesamte Organisation eines Unternehmens besteht als System aus der Führungsorganisation und der Ausführungsorganisation. Die Führungsorganisation grenzt sich damit von der Ausführungsebene17 ab, welche die Entscheidungen der Führungskräfte umzusetzen hat. Hier erledigen Arbeiter und Angestellte ihre Ausführungsaufgaben.

      • Die Führungsorganisation unterscheidet sich von der Personalorganisation.18 Sie

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