Die Eifel und die blinde Wut. Angelika Koch

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Die Eifel und die blinde Wut - Angelika Koch

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      Angelika Koch

      Die Eifel und die blinde Wut

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Eiskalt entsorgt Nach einem Burn-out und Reha soll Kommissar Werner Baltes in den Polizeialltag zurückkehren. Ehefrau Vera findet das gar nicht gut und macht sich Sorgen. Aber er bekommt einen alten, ungelösten Fall ohne Dringlichkeit auf den Tisch: Fünf Jahre zuvor wurde der Kommunalpolitiker und Vollblutpopulist Timotheus Nippes in kleinen, äußerst unfeinen Portionen in Eifeler Müllcontainern aufgefunden. Nippes war Hassobjekt in den sozialen Medien und Liebling der Zeitungen. Baltes fühlt keinerlei Sympathie für das Opfer, wühlt sich jedoch beharrlich durch einen Dschungel an Motiven. War der Mord die Rache für politische Ränke, geschah er aus enttäuschter Liebe, gab es einen Anlass aus uralten Zeiten? Der Kommissar lernt auf der Suche nach dem Täter mehr über die menschlichen Abgründe, als ihm lieb ist – auch über die eigenen. Schließlich muss er über seinen Schatten springen.

      Angelika Koch studierte Soziologie, Linguistik und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seit über dreißig Jahren ist die Eifel ihre Wahlheimat. Hier arbeitet sie als Journalistin für Zeitungen und Zeitschriften, ferner veröffentlichte sie Reiseführer über Eifel und Moselland. Im Gmeiner-Verlag erschien zuletzt ihr Buch „Eifel für Fortgeschrittene – Die Wahrheit über Deutschlands wilden Westen“ mit Reisereportagen der ganz anderen Art zu Land und Leuten.

      Impressum

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Sven Lang

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Screeny / photocase.de

      ISBN 978-3-8392-6902-2

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      Habe ich das verdient? Ich weiß es nicht, vielleicht. Früher, viel früher, da hätte ich vielleicht geglaubt, dass ich es verdient habe. Jetzt finde ich in mir kein Bedauern. Wozu auch? In Filmen zieht in so einem Moment das ganze Leben an einem vorüber. Das ist natürlich Quatsch. Nichts zieht an mir vorüber. Ich bin nicht mehr der Jüngste und ich sehe schlecht. Sehr schlecht. Ich werde bald Hilfe brauchen. Wie ich das hasse!

      Die Arme tun mir weh, die Knie, die Hüften, ich habe Durst. Ich mache mir gleich in die Hose. Es ist so schwer, nur durch die Nase zu atmen. Man muss in den Schmerz hineinatmen, habe ich mal gelernt, aber das funktioniert nicht. Wie lange sitze ich hier schon und bin auf diesem beschissenen Stuhl festgebunden? Stunden? Oder nur Minuten? Hier ist es dunkel … Ist es draußen noch hell? Am Anfang habe ich nichts gespürt, da hatte ich echte Angst. Wäre fast erstickt. Aber keine Zeit, um auf den Körper zu achten. Jetzt hocke ich hier allein. Und es ist so still. Ich muss noch auf dem Hof sein. Ich hätte es doch gemerkt, wenn der mich weggebracht hätte. Was war zuletzt? Was war noch mal zuletzt? Die Küsterin wollte kommen, das weiß ich noch. Eine Nervensäge. Ich habe ihr gesagt, dass ich keine Zeit habe. Immer will sie Spenden für Blumenschmuck für die Kapelle, jedes Mal. Habe mich breitschlagen lassen, aber sie ist dann doch nicht gekommen. Und dann? Dann bin ich raus, wollte zum Hochsitz neben dem alten Koben. Die Leiter muss repariert werden … Ja, genau, ich habe noch den Werkzeugkasten in den Schubkarren gepackt. Und dann? Irgendwas war da, ein Geräusch, ich glaube, ein Auto. Dann hört’s auf. Ich weiß nichts mehr. Ich weiß es nicht, verdammt, ich weiß es nicht mehr.

      Wo hat der mich versteckt? Bleibt eigentlich nur der alte Eberkoben. Aber es stinkt nicht. Der Eber ist seit Ewigkeiten weg. Das geht heute alles künstlich, Sauen brauchen die Natur nicht, schon lange nicht mehr. Man muss mit der Zeit gehen. Hat aber auch nichts geholfen.

      Wenn dieser Clown mich umbringen wollte, hätte er es schon getan. Klar, das hätte er. Der will mir nur einen Schrecken einjagen. Vielleicht ist er längst über alle Berge. Vielleicht findet mich bald jemand. Man wird mich vermissen … Ja, doch, irgendwer wird mich vermissen. Nicht so von Herzen. Aber merken, dass ich fehle. Dass mir irgendwas zugestoßen sein muss. Es kann nicht mehr lange dauern.

      Allein dieser idiotische Aufzug. Knallorangerote Kluft, unförmig. Wie ein Müllmann. Ja, genau so. Und ein Motorradhelm auf. Ich glaube, ich kenne den. Sonst wäre es doch vollkommen überflüssig, sich so zu verkleiden. Ja, bestimmt, es ist jemand, der es mir heimzahlen will. Und jetzt traut er sich nicht weiter. Lässt mich hier schmoren. Oder kann es eine Frau sein? Keine Ahnung, hat ja keinen Mucks von sich gegeben. Ist bestimmt schon abgehauen. So einer ist das. So wie alle, erst den großen Zampano raushängen lassen und sich dann verpissen. Typisch.

      Ich bin nicht so. Ich bin geradeaus. Wenn ich was anfange, dann bringe ich es auch zu Ende. Hat mir nicht nur Freunde eingebracht, klar. Aber geht es darum im Leben? Nein, natürlich nicht. Um Respekt geht es.

      Ich höre nichts. Die Esel haben nicht Laut gegeben. Seltsam. Die schreien sonst immer, wenn jemand Fremdes kommt. Die Gäste finden das romantisch. Wandern mit Esel und Streichelzoo. Die halten das für Landleben. Was soll daran romantisch sein? Die spinnen doch alle. Wieso kommt die Kleine nicht und holt mich? Oder ist die auch … Ich kriege verdammt noch mal keinen Ton raus, dieses Gewimmer wird niemand hören. Hat keinen Sinn. Ich habe Durst.

      Wer macht so was? Und warum? Meine Leute können es nicht sein, die scheiden von vornherein aus. Die haben doch alle was davon, dass ich den Laden auf Vordermann gebracht habe. Da ist keiner leer ausgegangen. Die müssen spuren, sicherlich, aber die wissen genau, wofür. Die haben das selbst so gewollt. Jeder von denen. Kommt mir bloß nicht und jammert! Hättet ja alles anders machen können und besser. Wenn ihr gekonnt hättet. Könnt ihr aber nicht. Oder? Alles Weicheier.

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