Trollingermord. Hendrik Scheunert
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Читать онлайн книгу Trollingermord - Hendrik Scheunert страница 13
Ihre Stimme klang ein wenig genervt. Frank zückte derweil sein Notizbuch und schrieb fleißig mit. Für dieses schwarze Buch, welches ihm gute Dienste erwies, wurde er von den meisten, wenn nicht allen Kollegen im Präsidium belächelt. Doch so etwas war ihm egal. In dieser Beziehung hielt er es wie Inspektor Columbo. Immer lächeln.
»War dieser Holger Bühler den ganzen Morgen bei Ihnen?«
»Klar. Wer ist denn tot?«, fragte sie.
»Gerd Bäuerle«, antwortete Richard.
Nadine Kalter schlug die Hände vors Gesicht. »Oh nein. Nicht der Gerd. Der wollte auch helfen. Kein Wunder, ist er noch nicht da. Der ist … der war doch so ein netter Kerl. Wer tut denn so was?«
»Das versuchen wir herauszufinden«, hakte Frank ein. »Deswegen würden wir uns gern dieses Büro, wo eingebrochen wurde, noch einmal anschauen.«
Sie führte, erkennbar erschüttert von der schrecklichen Nachricht, die beiden Kommissare wortlos durch die Halle, vorbei am Verkaufsraum, wo sich ein Büro im hinteren Teil des Gebäudes befand.
»Schauen Sie sich ruhig um. Ich muss wieder nach vorn, alles vorbereiten, sonst werde ich nie fertig. Hoffentlich bringt der Hans die Sachen rechtzeitig vorbei«, murmelte sie beim Weggehen.
»Der säuft sich gerade die Hucke voll. Kann also noch eine Weile dauern«, brummte Frank vor sich hin. Nadine Kalter bekam von alledem nichts mit, sie war wieder mit dem Aufbau beschäftigt.
Richard stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen in der Eingangstür, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Vom Fenster des Büros, welches im rückwärtigen Teil der Kelter lag, hatte man einen traumhaften Blick auf den Talkessel sowie das Stadion des in Stuttgart ansässigen Fußballklubs. Bekränzt wurde die idyllische Kulisse im Vordergrund von unzähligen Weinreben, die sich vor ihren Augen erstreckten.
»Was für eine Aussicht«, stellte Frank erfreut fest. »Ich bin dafür, unser Büro hierher zu verlegen.«
»Das sehe ich auch so«, pflichtete Richard ihm bei.
»Was meinst du? War’s wirklich nur ein dummer Jungenstreich, oder steckt mehr dahinter?«
Frank fasste sich an sein Kinn, betrat den Raum, um sich umzusehen. »Ich weiß nicht, aber die Bezeichnung ›dummer Jungenstreich‹ wird mir hier etwas zu oft verwendet. Gut möglich, dass mehr dahintersteckt. Wir werden Manfred nachher fragen, was er bei den Kollegen in Erfahrung bringen konnte. Aber hier ist etwas faul. Ich fürchte, auch wenn wir bis jetzt noch keine Beweise haben, der Mord an Gerd Bäuerle steht mit dem Einbruch irgendwie in einem Zusammenhang. Dafür liegen die beiden Ereignisse zeitlich zu nahe beieinander.«
»Ich denke, du hast recht. Aber momentan fehlt uns der Ansatzpunkt, wo wir einhaken könnten. So was gefällt mir nicht. Es wirkt alles geplant, abgekartet«, konstatierte Richard.
»Du denkst, die Weingärtner hier spielen uns was vor?«
»Würde mich, ehrlich gesagt, nicht groß wundern.«
Sie schauten sich prüfend im Verkaufsraum um. Eine freundliche ältere Frau kam auf sie zu, um nach ihren Wünschen zu fragen.
Frank, der dem roten Rebensaft nicht abgeneigt war, ergriff die Gelegenheit.
»Können Sie uns denn einen guten Tropfen empfehlen? Etwas Vollmundiges, Fruchtiges?«
»Da wäre ein Lemberger vom Uhlbacher Götzenberg zu empfehlen.«
»Götzenberg klingt gut«, antwortete Frank. »Das ist doch der Berg gegenüber der Grabkapelle auf der anderen Seite des Bergkammes.«
»Richtig. Da reift er am besten, weil dort von morgens bis abends die Sonne hin scheint. Dadurch entwickelt er sein fruchtiges Aroma. Wie viele Flaschen möchten Sie?«
»Geben Sie mir mal einen Karton mit.«
Nachdem Frank bezahlt hatte, verließen sie den Verkaufsraum und hinterließen eine glücklich dreinschauende Verkäuferin.
»Ich will mir noch mal alles von draußen anschauen«, meinte Richard. »Vielleicht fällt uns was auf.«
Frank stellte seine Kiste auf den Treppen ab, um ihm zu folgen. Im hinteren Teil schloss sich eine kleine Terrasse an, der Wanderer sowie Spaziergänger zum Verweilen einlud. Im Sommer bot sich hier wegen der rankenden Weinreben ein schattiges Plätzchen, um ein oder zwei Viertele zu trinken.
»Siehst du hier?« Richard zeigte auf die Fensterreihe, hinter der sich das Büro befand.
»Alle Fenster bis auf eines sind vergittert. Da muss der Einbrecher reingelangt sein.«
Richard nickte stumm und betrachtete das Fenster mit einem prüfenden Blick.
»So viel zum Thema ›dummer Jungenstreich‹. Wenn man ein Fenster aufkriegt, ohne Spuren zu hinterlassen, dann sind der oder die schon mal keine dummen Jungen«, erwiderte Frank lakonisch.
»Hier finden wir nichts weiter, lass uns zum Auto gehen.«
»Gute Idee, mir wird nämlich langsam kalt«, brummte Frank, schoss aber vorher ein paar Fotos. Er nahm seinen Karton mit den Weinflaschen, um ihn hinter dem Beifahrersitz zu verstauen.
»Vorsichtig fahren, wir haben wertvolle Fracht an Bord«, mahnte er Richard.
»Eine Flasche werden wir heute Abend probieren«, antwortete dieser mit einem Grinsen im Gesicht.
5. Kapitel
Manfred erreichte den Beamten vom Einbruchsdezernat nach einigen erfolglosen Versuchen. Erfreut stellte er fest, dass es sich bei ihm um einen früheren Sparringpartner aus seinem Boxstudio, wo er trainierte, handelte. Nach einem kleinen Erfahrungsaustausch von circa zehn Minuten entschloss sich Manfred, ihn im Nachbargebäude persönlich aufzusuchen. Seine Kollegen schienen sowohl mit Mittagessen als auch den ersten Ermittlungsansätzen im Mordfall Bäuerle beschäftigt zu sein.
Dies konnte sich bei Franks Appetit und Richards Hang zum Detail ziehen. Erreichbar war er ja, falls es länger dauerte.
Er zog seine Jacke an, dann machte er sich auf den Weg. Draußen lag die Temperatur knapp unterhalb des Gefrierpunktes. Hinzu kam ein kalter Nordwestwind, der die gefühlte Temperatur auf Werte weit unter null drückte. Manfred war froh, als er kurz darauf die Tür zum benachbarten Gebäude erreichte. Viel erhoffte er sich nicht, aber der Staatsanwalt verlangte nach Ergebnissen, da klammerte man sich an jeden Strohhalm.
Der Kollege saß am Ende eines langen Flurs auf der linken Seite im zweiten Stock. Er war so alt wie Manfred, eine leicht – typisch bei Boxern – deformierte Nase zierte sein Gesicht. Wie fast alle Sportler dieser Sportart trug er wenig bis keine Haare, was teils dem Alter geschuldet schien.
Als er Manfred sah, strahlte er, stand von seinem Schreibtisch auf und umarmte ihn freundschaftlich.
»Alter