DMT - eBook. Markus Berger
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу DMT - eBook - Markus Berger страница 3
Psychedelikpionier Peter Stafford ergänzt: »Bemerkenswert ist die Geschwindigkeit, mit der DMT oder DET beim Rauchen das Gehirn affizieren – es ist, als würde auf einen jähen Impuls hin ein ruhender Gegenstand in einen quirligen Spielball verwandelt. Ich habe bei Tests Leute gesehen, die nach einem Hit zu sagen begannen, sie fühlten noch nichts und urplötzlich sprachlos wurden, gelegentlich gar einfach zu Boden sackten. Ein Freund sagte über sein erstes DMT-Experiment: ›Ich machte einen Zug – und schon fielen Arme und Beine von mir … und der Garten Gottes öffnete sich.‹« (Stafford 1980: 314)
Der US-Psychonaut D. M. Turner (Joseph Vivian, 1962–1996) bringt die DMT-Erfahrung der gerauchten Substanz in seinem »Psychedelischen Reiseführer« auf den Punkt: »Raucht man DMT, so setzt die Wirkung innerhalb von ca. 30 Sekunden ein. Innerhalb weiterer 30 Sekunden wird man in eine Höhe katapultiert, die dem Gipfelerlebnis eines Trips von 1000 μg LSD entspricht. Generell fühlt man sich dann außerhalb des Körpers und nimmt die physische Umgebung nicht mehr wahr. Dieser intensive Part der Erfahrung hält nur 2 bis 5 Minuten an, obwohl er währenddessen zeitlos zu sein scheint. Dann gleitet man schnell in den normalen Bewusstseinszustand zurück.«
DMT- und 5-MeO-DMT-Konsumenten berichten von außerkörperlichen und Nahtod-Erfahrungen, von Reisen durchs All und durch die Zeit, aber auch von zeit- und raumlosen Erfahrungen. Von Begegnungen mit vielfältigen Entitäten, Außerirdischen und körperlosen Wesen, von Begegnungen mit der Schöpferkraft, mit Göttern und mit Geistern. Sie berichten von Reisen zum Anfang aller Existenz, von Reisen zum Urgrund und in das eine, alles umfassende und alles gebärende Licht. Konsumenten kommen aus der oft lebensverändernden Erfahrung mit Dimethyltryptaminen häufig als spirituell veranlagte Individuen zurück. Manche berichten von Heilung, von Erleuchtung, von Erlösung aus alten Verstrickungen (Anhaftungen, aber auch Traumata, psychische Blockaden usw.), aber manchmal auch von Angstzuständen, von innerer Leere und Orientierungslosigkeit. Dies alles und viel mehr kann (muss aber nicht) zum Erfahrungsspektrum des DMT-Trips gehören. Wie genau der pharmakologische Mechanismus funktioniert, der all das induziert, und was die vielfältigen Erfahrungsrealitäten konkret zu bedeuten haben, konnte bis zum heutigen Tage nicht vollständig aufgeklärt werden.
Dimethyltryptamine sind als körpereigene Substanzen in Mensch und Tier zu finden. Es gibt darüber hinaus eine große Anzahl an Pflanzen und einige Pilze, in denen diese Bewusstseinsmoleküle und deren Verwandte vorkommen; und sogar als Moleküle mariner Organismen sind DMT-Formen seit Jahrzehnten bekannt (5-Bromo-DMT, 5,6-Dibromo-DMT und Verwandte in Schwämmen). Auch davon wird im Buch zu berichten sein. Dabei stellen die bisher bekannten Dimethyltryptamine-produzierenden Organismen sicherlich nur einen kleinen Ausschnitt derjenigen Lebensformen dar, die diese Substanzen und deren Verwandte tatsächlich beherbergen. Mit am interessantesten, weil für die Extraktion nutzbar, sind dabei die DMT-haltigen Akazienarten, von denen viele in Australien, einige aber auch in Afrika, Asien und Südamerika vorkommen, die eng verwandte Mimosa tenuiflora (die oft noch unter ihrem alten Namen »hostilis« verkauft wird), die in Zentral- und Südamerika vorkommt und in der Wurzelrinde nennenswerte Quantitäten an DMT aufweist, sowie die auf dem amerikanischen Kontinent heimischen DMT-Pflanzen (Cébil, Yopo, Epéna, Chacruna, Chaliponga usw.). In Europa sind es die Schilfgräser Phragmites australis, Phalaris-Arten und Arundo donax, die allerdings erstens nicht immer wirksame Mengen an DMT bzw. 5-MeO-DMT enthalten und zweitens darüber hinaus auch andere Inhaltsstoffe beherbergen, die mitunter toxisch sein können. Es gibt sogar chemische Sippen, vor allem von Phalaris-Arten, die gar keine psychoaktiven Tryptamine enthalten.
Wir kennen zahlreiche natürliche und synthetische Derivate und Homologe des N,N-DMT, zum Beispiel DET (N,N-Diethyltryptamin), DPT (N,N-Dipropyltryptamin), a,N-DMT (alpha,N-Dimethyltryptamin), 2,alpha-DMT, 5-MeO-DMT (5-Methoxy-DMT), 5-HO-DMT (Bufotenin) und so weiter. Eine der wichtigsten Substanzen dieser Gruppe ist das ebenfalls extrem potente und geringer zu dosierende 5-Methoxy-DMT, wie DMT selbst ein Naturstoff, den auch wir Menschen in unserem Körper synthetisieren, und der im Zusammenspiel mit dem körpereigenen Beta-Carbolin Pinolin – was zusammen ein Endohuasca, ein endogenes Ayahuasca-Analog, ergibt – für unsere Träume verantwortlich sein könnte, wie manche Wissenschaftler vermuten.
Was viele nicht wissen: Auch der hauptwirksame Inhaltsstoff der Magic Mushrooms, das Psilocin und auch dessen Phosphorsäureester Psilocybin sind DMT-Formen, nämlich 4-HO-DMT (4-Hydroxy-N,N-Dimethyltryptamin = Psilocin) und 4-PO-DMT (4-Phosphoryl-N,N-DMT = Psilocybin). Deshalb können die Visionen, die nach der Einnahme höherer Dosierungen Pilze resultieren, denen des DMT sehr ähnlich, bisweilen sogar von gleicher Natur sein. So können beispielsweise die typischen DMT- bzw. Ayahuascamuster von einigen Psychonauten auch unter Pilzeinfluss gesehen werden.
Sprechen wir über spezielle Entheogalenik, sprechen wir über Ayahuasca und Changa.
Bei Ayahuasca (Yagé) handelt es sich um ein uraltes Getränk, das im amazonischen Regenwald »erfunden« wurde und dort bis heute im Rahmen der schamanischen Kultur zur Anwendung kommt. Ayahuasca, was übersetzt so viel wie Seelenranke oder Ranke der Ahnen heißt, besteht normalerweise aus mindestens zwei pflanzlichen Zutaten: der Lianenpflanze Banisteriopsis caapi, die selbst auch Ayahuasca genannt wird und Beta-Carboline enthält, welche wiederum im Trank als MAO-Hemmer funktionieren, und den DMT-haltigen Blättern des »Wilden Kaffees« Psychotria viridis, auch Chacruna genannt, oder einer anderen DMT-haltigen Pflanze. Aus diesen beiden Ingredienzien und anderen Zutaten wird die Ayahuasca gekocht4, ein bräunliches, übel schmeckendes Gebräu, das in einem zeremoniellen Setting vom Schamanen getrunken und an die Ritualteilnehmer weitergegeben wird. Bevor sich die Wirkung des DMT bemerkbar macht, neigen die meisten Probanden dazu, sich zunächst heftigst übergeben zu müssen und sich unsäglichen Durchfallattacken ausgesetzt zu sehen. Es gibt aber auch Zeitgenossen, denen das erspart bleibt. Die Magen-Darm-Symptome rühren dabei hauptsächlich von den Beta-Carbolinen her. Schließlich beginnt das oral eingenommene DMT seine ungeheure Wirkung zu entfalten – jedoch anders, als es bei verdampftem bzw. gerauchtem DMT der Fall ist. Während gerauchtes DMT den Psychonauten blitzartig in die Gefilde der psychedelischen Innenwelten katapultiert und damit auch rasch zu Verwirrungszuständen führen kann, öffnen sich unter Ayahuasca eher traumartige Facetten der Realität, ich möchte es das »Alice-im-Wunderland-Phänomen« nennen. Das »Dschungelkino« ist sehr bunt, zauberhaft und mysteriös. Auf den Themenkreis rund um den schamanischen Gebrauch von Ayahuasca und anderer Ritualentheogene werden wir im Hauptteil des Buchs eingehen.
Ein neueres »Phänomen«, das erst seit der Jahrtausendwende weltweit so richtig bekannt geworden ist und aus Australien stammt, ist Changa, das die Zutaten der Ayahuasca in einer rauchbaren Mischung vereint, die eine weitere, wiederum andersartige DMT-Erfahrung möglich macht. Changa besteht meist aus einer 1:1-Mischung von DMT und unterschiedlichen pflanzlichen Bestandteilen, von denen die Ayahuasca-Liane die Standardzutat ist. Daneben bestehen die Rauchmischungen aus einer Vielzahl von weiteren Zutaten, die in den diversen Blends auch variieren. Changa wirkt nicht genau wie pures gerauchtes DMT, aber es wirkt auch nicht, wie Ayahuasca wirkt. Changa liegt irgendwo in der Mitte. Das liegt vermutlich im Zusatz von MAO-Hemmern begründet, die im originären Changa-Blend in Form von Banisteriopsis-Anteilen oder -Extrakten und häufig auch in Form von Steppenrautensamen-Extrakt (Peganum harmala) verarbeitet sind. Viele User beschreiben die Wirkung von gerauchtem oder verdampftem Changa im Vergleich zu DMT als weniger beängstigend, als freundlicher sowie als heller und klarer, was auch immer das für den Einzelnen bedeuten mag.
Die Monoaminooxidase (MAO) ist ein Enzymsystem5 in unserem Körper, das vereinfacht gesagt unter anderem dafür sorgt, dass giftige Substanzen (Amine), die wir über Lebensmittel und Medikamente zu uns nehmen, nicht in unser Gehirn