Sperrgebiet!. Susanne Klein
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PROLOG
Erotik knisterte unter dem festlich eingedeckten Tisch, an dem er mit sieben weiteren angehenden Ärzten aus seinem Semester saß und das Dessert einnahm. Es war der Abschluss eines vorzüglichen Menüs, das im Rahmen des Medizinerballs kredenzt wurde. Sie alle waren in weiblicher Begleitung. Seine Tischdame saß ihm gegenüber und hatte einen ihrer High Heels diskret abgestreift. Mit dem schuhlosen Fuß suchte sie sich den Weg bis in seinen Schritt und leckte sich währenddessen imaginäre Reste der cremig geschlagenen Sahne von ihren Lippen. So kannte er sie gar nicht – aber es gefiel ihm. Sehr sogar. Ein großer Schluck seines Champagners verlagerte für Sekunden seine Erregung in den Kopf und er konnte einen Augenblick lang versuchen, den Aussagen der Professorengattin, die links neben ihm saß, zu folgen. Vergeblich, denn der Fuß hatte sein Ziel gefunden. Eine Erektion war zwangsläufig und nicht aufzuhalten. Auch nicht mit einem weiteren Glas Champagner. Er breitete eine Serviette auf seinem Schoß aus während er versuchte, Frau Professor und ihrem Monolog über die neue Satzung des ortsansässigen Reitclubs zu folgen. Leicht benommen vernahm er die scheinheilige Frage seiner Tischdame: „Schatz, geht’s Dir nicht gut?“ Zu einer Antwort war er nicht imstande. In seinem Hirn hatten sich schon zu viele Synapsen verbunden, die einen Orgasmus auf keinen Fall mehr verhindern wollten. „Komm, ich bringe Dich mal an die frische Luft“, sagte sie. Dieses Luder. Der Professor stand ebenfalls auf, als sie sich erhob und bot seine Hilfe an. Geschickt ignorierte sie das Angebot und kümmerte sich fürsorglich um das Wohlergehen ihres Freundes. So begleitete sie ihn und seinen Riesenständer in die Katakomben des Unigeländes. Nichts von seiner Lust hatte nachgelassen, ganz im Gegenteil. Er schmiegte sich an ihren tadellosen jungen Körper und versuchte, sie auf dem Weg nach unten zu küssen. Ihr Abwehrverhalten steigerte seine Erregung ins Unendliche und als er sah, was sie vorhatte, konnte er sich kaum noch zügeln. Sie hatte ihn in den Untersuchungsraum der pathologischen Abteilung gebracht und drängte ihn sanft Richtung Seziertisch, der zuvor in seine vertikale Position gefahren worden war. Sie fixierte ihn an Füßen und Händen und betätigte den Knopf, der ihn und den Tisch in die Horizontale versetzte. Sollte sie nicht besser abschließen?
Das Licht wurde grell und die Folter begann.
EINS
Erika Walter hatte, wie sich im Laufe der polizeilichen Ermittlungen herausstellen sollte, ziemlich genau ihr siebenundsechzigstes Lebensjahr vollendet, als sie verschwand und in einem Bett aus Moos, Sand und Heidekraut für lange Zeit ihre vorletzte Ruhe fand. Leicht bedeckt und umgeben vom vertrockneten Laub der vielen zurückliegenden Jahre. Eingebettet in einen sogenannten Bombentrichter, einer mahnenden Hinterlassenschaft aus früheren Zeiten.
Sie war zu Lebzeiten sage und schreibe fünfmal verheiratet gewesen und hatte, so informierte jedenfalls das Stammbuch der Stadt Rösrath, einen heute 46-jährigen Sohn, dessen Vater unbekannt bleiben sollte. Der Junge hatte in seiner Kindheit, aus Gründen des Lebenswandels seiner Mutter, unterschiedliche Einrichtungen, aber auch Pflegefamilien durchlaufen und wurde zur Adoption freigegeben, konnte jedoch trotz aller Bemühungen nie erfolgreich vermittelt werden. Beider Lebensumstände ließen sich erst nach und nach, durch die Verkettung der Ereignisse, in einem fortgeschrittenen Stadium der Recherche erahnen. Nämlich, als es schließlich und endlich gelang, Frau Walter zu identifizieren und ihren Tod zu rekonstruieren.
Dabei stellte sich heraus, dass Erika Walter nach dem Ableben ihres letzten Ehegatten zwar sehr reich, dann aber äußerst unauffällig, zurückgezogen, mit wenig Kontakt zur Außenwelt und ohne Verbindung zu ihrer Familie gelebt hatte, sodass sie nach ihrem Abgang nicht vermisst worden war. Niemand bekam mit, dass sie ihr Haus verlassen hatte und nicht wieder dorthin zurückgekehrt war. Das Leben hatte sie