Bizarr. Baron Max von Stahl
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Immer wieder tippte sie wie wild auf ihrem Handy rum. Etwas machte sie sichtlich nervös, ja, sogar ungehalten. Ich sprach sie darauf an. Sie verzog genervt das Gesicht.
„Ach, so ein Möchtegernsklave schreibt mir nun schon seit einem Jahr und möchte unbedingt ein Treffen mit mir. Doch sobald etwas fest ausgemacht wird bekommt er Panik und sagt daraufhin wieder ab“.
Ach Gott, das kannte ich nur zu gut. Manchmal verstand ich die Typen ja auch. Die wussten letzten Endes nicht was auf sie zukam. Wen oder was sie da erlebten. Irgendwann war das Kopf-Kino halt doch stärker und somit gingen sie den entscheidenden Schritt, nachdem sie tagelang oder sogar über Monate hinweg mit sich gerungen hatten. So wie dieser besagte junge Mann, der sich nun endlich mit Fräulein Psycho treffen wollte.
Es überkam mich schon fast Mitleid mit dem Opfer, das sich Cassandra auserkoren hatte. Vor allem um diese Zeit. Es war mittlerweile halb zwei in der Nacht.
„Wir besuchen den jetzt!“, sagte sie mit fester Stimme.
„Was? Spinnst du? Um diese Zeit? Was, wenn der betrunken ist, oder die Tür nicht auf macht. Oder wenn er uns eine falsche Adresse sagt und wir unschuldige schlafende Menschen aus ihrem Bett klingeln?“
Meine ganzen Zweifel juckten sie nicht. Was sich in Fräulein Psychos Kopf festgesetzt hatte, das musste gemacht werden. Da war sie schon ne richtige Zicke.
Umstimmen zwecklos.
So fügte ich mich, hoffte aber noch, dass der besagte Typ kalte Füße bekäme und uns absagte.
Aber leider Fehlanzeige!
Es kickte ihn wohl, zumal, wie Fräulein Psycho ihm geschrieben hatte, gleich zwei dominante Frauen bei ihm erscheinen würden.
Ich hatte null Bock, ich hatte doch meinen freien Tag. Noch dazu sollte das Ganze für den Kerl kostenlos stattfinden. Und das um diese nachtschlafende Zeit.
„Gib mir den Typ mal ans Telefon! Ich möchte mit ihm reden“, bat ich sie.
Gesagt getan. Er saß wohl auf dem Telefon, so schnell wie der abnahm. Rasch ein paar Worte gewechselt, dann überreichte sie mir ihr Handy.
Ich sprach ihn mit einem ruhigen bestimmenden Ton an. Er reagierte. Seine Stimme war fest. Nicht die eines Betrunkenen. Das war mir schon mal wichtig. Auch auf die Befehle, die ich ihm erteilte, bekam ich sofort Antwort.
„Zieh dich aus, mach dich komplett nackt. Stelle für die Herrinnen etwas zu trinken bereit. Erwarte uns kniend hinter der Wohnungstür. Deine Adresse teilst du meiner Freundin mit, und wehe ich opfere meine Zeit für einen Lügner.“
„Ja, ich mache was Sie wollen, My Lady“, bekam ich zur Antwort.
Ich gab das Handy zurück an seine Besitzerin. Cassandra nahm es an ihr Ohr, um die Adresse zu erfahren.
Nun gut, dann wurde es also nichts mit heimgehen und ins warme Bett sinken.
Cassandra war nun völlig betrunken, bemerkte ich voller Entsetzen als sie zur Toilette wankte. Auch das noch. Nun musste ich auf beide, auf sie und den Kerl, aufpassen.
Aber es nutzte alles nichts, ihr Jagdfieber war endgültig ausgebrochen. Ja, sie war eine Jägerin. Immer auf der Jagd nach dem perfekten Typ. Immer wieder voller Euphorie schwärmte sie mir von ihren Dates vor, um dann Wochen später zu bemerken, dass ihr jeweiliges Opfer ein kompletter Idiot war, oder noch etwas Schlimmeres.
Ich glaube, sie hatte einfach zu hohe Ansprüche. Klar konnte sie bei ihrem Aussehen viele Männer haben. Sie war schon eine imposante anziehende Erscheinung. Betrat sie einen Raum, so richteten sich alle Blicke auf sie. Sie liebte diese Show und genoss es immer wieder im Mittelpunkt zu stehen. Immer bewundert zu werden. Das brauchte sie für ihr Ego.
Nachdem wir unsere Rechnung bezahlt hatten, brachen wir auf in Richtung Auto. Ein mir unbekanntes Ziel stand im Raum.
Rein ins Auto, anschnallen.
Im Navi die Adresse eingeben.
Und los ging es.
*
Die Gedanken kreisten in meinem Kopf.
Was würde uns nun erwarten? Mitten in der Nacht bei einem wildfremden Typen? Auf solche abwegigen Ideen konnten nur wir, besser gesagt Cassandra kommen.
Etwa Zehn Minuten Fahrt lag hinter uns. Besagte Adresse vor uns.
Parken.
Es handelte sich um eine ruhige Gegend. Lauter Einfamilienhäuser standen links und rechts der Straße in Reih und Glied. Idyllisch, einsam, keine Menschenseele weit und breit. Klar, zu dieser Uhrzeit weit nach Mitternacht lagen die Menschen doch alle im Bett und schliefen.
Vor besagtem Haus brannte kein Licht. Das machte mich stutzig.
„Cassandra, da stimmt was nicht!“
„Ach was“, lallte sie und wollte schon in den Vorgarten stapfen.
Ich sah den Briefkasten. Mit der Taschenlampe vom Handy beleuchtete ich das Namensschild. Das war nicht der Name, den der Mann uns genannt hatte.
„Bleib hier!“
Erstaunt und irritiert blieb sie tatsächlich stehen.
„Komm, lass uns abhauen. Und rufe den nochmal an. Wenn er nicht ans Telefon geht war es genauso ein Spinner wie alle anderen“.
Ein Freizeichen ertönte. Ich hörte sie in vorwurfsvollem Ton reden.
„Gib ihn mir mal, bitte!“
Ich teilte dem Gegenüber mit wo wir im Augenblick waren. Erstaunt meinte er nur das wäre total falsch. Ganz offensichtlich hatte Fräulein Psycho die Adresse falsch notiert.
*
Innerlich kochte ich schon vor Wut.
„Ok“, sagte ich, „wir sind auf dem Weg“.
Zum Glück waren es nur ein paar Kilometer, die uns von der richtigen Adresse trennten.
Noch erstaunlicher war, dass die Adresse nun tatsächlich stimmte. Die Hausnummer. Der Name. Das Klingelschild. Alles passte.
Diesmal standen wir vor einem Mehrfamilienhaus. Somit durften wir auf keinen Fall zu laut sein. Aber: komm erst mal mit einer betrunkenen Freundin leise und unbeschadet durch einen Hauseingang und dann die Stufen im Treppenhaus hoch.
Nicht leicht.
Cassandra plapperte unaufhaltsam, erklärte was sie alles mit ihm anstellen würde.
*
Der Mann gewährte uns nach einmaligem Klingeln sofort Einlass. Wenigstens klappte mal irgendwas in dieser verdammten Nacht.
Meine Nerven waren nun ziemlich angespannt. Aber es nutzte nichts. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren. Nicht, dass auch noch unser