Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker
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„Es wird Zeit, dass wir mit Tim reden, dem Neffen von Anton Holler. Bis jetzt hatte ich noch keine Gelegenheit dazu. Ich hoffe, dass wir die offene Planstelle in unserer Abteilung bald besetzen können, damit es nicht solche Verzögerungen gibt, die wir uns eigentlich nicht erlauben können.
Kommissaranwärter Spengler sagte dazu nichts. Vermutlich malte er sich aus, dass er einen weiteren Vorgesetzten bekommen würde, der nichts Besseres zu tun hatte, als ihm Anweisungen zu erteilen.
Brock warf seinem Assistenten einen schrägen Blick zu und deutete den missmutigen Gesichtsausdruck richtig. „Keine Sorge, Sie bleiben weiter direkt mir unterstellt.“
Spengler lächelte, und sie stiegen aus. Sofort umfingen sie die Geräusche und die typischen Gerüche des Hafens. Das Gekreische der Möwen erfüllte die Luft. Aus der Ferne drang der Lärm von zusammenprallendem Metall zu ihnen durch.
Ohne zu zögern marschierten sie auf das breite Doppeltor der Halle zu, dessen sehr viel kleinerer Personendurchgang geöffnet war. Sie standen in einem riesigen Raum, der weitgehend leer war. Ein paar Container standen dicht an einer Wand nebeneinander, die Türen geöffnet. An einer anderen Seite waren Kisten gestapelt. Zahlreiche Paletten bildeten einen unübersichtlichen Holzhaufen. Zwei Gabelstapler standen mitten in der Halle. Kein Mensch war zu sehen.
Unter der Decke waren verschiedene Stahlträger angebracht, an denen Kranschienen mit schweren Haken hingen. Ein dazu gehörendes Steuerhaus klebte wie ein Bienenstock an einer Seite des Lagerschuppens.
Rechts von ihnen führte eine Metalltreppe zu einer Art Galerie auf halber Höhe, an der wohl die Büros lagen. Es handelte sich eher um hölzerne Verschläge mit kleinen verschmutzten Fenstern.
Brock dachte kurz daran, dass sein Arbeitsplatz vielleicht doch nicht so schlecht war. „Gehen wir hoch.“
Brock blieb vor der ersten Tür stehen. Sie hörten ein erregtes Gespräch. Zwei unterschiedliche Stimmen waren zu vernehmen, doch sie verstanden nur Bruchstücke.
„… besser verstecken sollen … konnte nicht ahnen … wer bezahlt das … endlich erfahre ich auch, was passiert ist … früher sagen können.“
Die beiden Beamten sahen sich ratlos an, dann klopfte der Hauptkommissar kurz an die Tür. Das Fenster im oberen Teil, war so verdreckt, dass man nicht hineinsehen konnte. Sie traten ein, ohne auf eine entsprechende Aufforderung zu warten.
Drei Köpfe zuckten herum.
„Einen schönen Tag, die Herren“, grüßte Brock fröhlich und hob seinen Ausweis.
„Aha, der Herr Kommissar!“, entgegnete der Mann auf der linken Seite, der hinter einem Schreibtisch saß. Er war Mitte zwanzig, von kräftiger Statur, mit leicht gelockten schwarzen Haaren und tief liegenden Augen. Er trug ein offenes Hemd, aus dem eine schwere Goldkette mit einem ebenfalls goldenen Anhänger blinkte.
„Hauptkommissar“, verbesserte Spengler automatisch.
Sieht aus wie ein Pirat, dachte Brock. Das musste Tim sein – der Neffe. Er hatte ihn bei seinem ersten Besuch in Hollers Villa nur kurz gesehen, doch das Gesicht hatte er sich eingeprägt.
Er deutete auf seinen Begleiter. „Horst Spengler. Wir untersuchen den Tod von Markus Holler, und mit Ihnen habe ich noch nicht gesprochen.“
„Und Sie sind?“, fragte Spengler, an die beiden anderen gewandt.
Tim Holler übernahm das Reden. Er zeigte auf den älteren. „Das ist Fiete. Seinen richtigen Namen habe ich vergessen, da ihn alle nur so nennen. Er ist dafür verantwortlich, dass die Waren von unseren Schiffen hier zum Teil zwischengelagert und anschließend termingerecht weitertransportiert werden.“
Fiete nickte. Er stand breitbeinig vor dem Schreibtisch, die Daumen hinter seinen Gürtel gehakt, den er um den dunkelblauen Overall geschlungen hatte. Auf seinem Gesicht lag ein abfälliges Grinsen. Polizisten schienen ihn nicht zu beeindrucken.
Tims Hand schwenkte zu dem jungen Mann von vielleicht achtzehn, neunzehn Jahren herum, der schräg hinter Fiete an der Wand lehnte. „Unser jüngster, Stefan, er lernt noch, wie unser Geschäft funktioniert.“
Brock nahm die Vorstellung mit einem Nicken zur Kenntnis, wobei er registrierte, dass der Junge sichtlich nervös war. Seine Blicke huschten unruhig hin und her, und er wusste nicht, wo er seine Hände lassen sollte, die eine Art Eigenleben entwickelt hatten.
„Sind das alle Mitarbeiter in diesem Lagerhaus?“
„Wir haben noch einen Kranführer, doch der hat ein paar Tage Urlaub. Unser nächstes Schiff kommt erst in einer Woche, daher brauchen wir ihn jetzt nicht. Wenn wir mehr Leute brauchen, werden die tageweise engagiert."
Während Brock Tim Holler betrachtete, war es, als schoben sich zwei Bilder übereinander, der vor ihm sitzende Mann und der Mann, der vor einem Jahr ein Paket von Markus Hollers Jacht über Bord geworfen hatte. Schließlich war er überzeugt, dass es sich um den gleichen Mann handelte. Es wurde immer interessanter!
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte sich Tim.
„Zunächst hätte ich gern gewusst, wann Sie Ihren Cousin Markus zum letzten Mal gesehen haben.“
Tim Holler legte den Kopf in den Nacken, als müsste er scharf nachdenken. „Ich glaube, das war bei unserem Sonntagsessen im letzten Monat, es ist also einige Zeit her.“
Er blickte zu den beiden anderen Männern. „Ihr habt ihn auch länger nicht gesehen, oder?“
Beide schüttelten den Kopf. Brock bemerkte, dass Stefan fast verzweifelt seine Finger knetete. Der Junge wusste etwas!
Brock verständigte sich wortlos mit seinem Assistenten, indem er eine kurze Augenbewegung in Richtung Stefan machte.
„Du kannst gehen, Stefan. Dich brauche ich nicht mehr“, sagte er anschließend.
Das ließ der Junge sich nicht zweimal sagen, und er lief erleichtert zur Tür.
Brock wandte sich an seinen Assistenten. „Spengler, Sie können inzwischen die Informationen von der Zentrale einholen, auf die wir dringend warten. Ich habe hier noch ein paar Fragen, und wir treffen uns anschließend beim Auto.“
Spengler nickte. Er hatte sofort verstanden, was er tun sollte, und war rasch ebenfalls aus der Tür.
„Haben Sie eine Vorstellung, wer Ihren Cousin ermordet haben könnte?“, fragte er.
Tim Holler zog seine Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Wir sehen uns nicht häufig. Markus war drüben im Kontor. Er hat sich hier nicht oft blicken lassen.“
Fiete starrte zu Boden und schwieg.
Um Zeit zu gewinnen, ließ Brock sich noch jede Menge Fragen einfallen, deren Beantwortung ihm allerdings nicht wichtig war. Die beiden Männer entspannten sich sichtlich bei seinen eher harmlosen Fragen. Er hatte den deutlichen Eindruck, dass sie ihm ohnehin nicht die Wahrheit sagen würden. Nach fünfzehn Minuten fiel ihm nichts mehr ein, und er verabschiedete sich mit