Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker
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Zwei große schwarze Sporttaschen!
Brock zupfte Einweghandschuhe aus seiner Jacke, zog sie über seine Finger und griff nach der ersten Tasche. Der Reißverschluss war nicht zugezogen. Er klappte die Seiten der Tasche zurück. Sie blickten auf ein Durcheinander von Plastikhüllen, Packpapier und Klebestreifen. Überall waren Reste von weißem Pulver zu sehen.
Das Innere der zweiten Tasche sah ebenso aus.
„Das sind die Taschen, von denen Stefan im Lagerhaus gesprochen hat, und die Markus Holler mitgenommen hat“, erläuterte Spengler.
„Doch wo ist das Kokain, das angeblich in den Taschen war? Hier haben wir nur die Verpackung. Die Ware ist weg“, stellte Brock fest.
„Das haben die Russen in seiner Wohnung gesucht“, sagte Brock. „Ich denke, sie haben ihn auch im Schuppen der Elbklause mit Foltermethoden danach gefragt. Vermutlich haben sie ihn aus lauter Wut ermordet, bevor er ihnen die Wahrheit sagen konnte – oder sie haben ihm nicht geglaubt.“
Er schloss den Kofferraum des Jaguars. „Das muss sich die Spurensicherung ansehen. Informieren Sie die Kollegen.“
Spengler nickte und griff zu seinem Handy, während sie wieder zur Villa gingen.
Elisabeth Holler war nicht zu sehen.
„Suchen Sie Frau Holler und reden Sie mit ihr“, ordnete Brock an. „Ich möchte nicht, dass sie stört, wenn ich mit Daniel rede.“
Brock ging die Treppe hinauf. Diesmal war keine laute Musik aus dem Zimmer zu hören. Er klopfte kurz und trat ein, ohne auf eine Einladung zu warten.
Daniel hockte vor seinen Monitoren inmitten seiner Techniksammlung. Auf seinen Ohren saßen wuchtige Kopfhörer.
Brock zog ihren Stecker aus einem der Computer, und Daniel fuhr erschrocken herum. „Sie schon wieder!“
Brock zog einen Stuhl heran und setzte sich neben den jungen Mann.
„Wir müssen noch einmal reden. Diesmal ist es jedoch sehr viel ernster. Du hast den indischen Dolch deines Vaters geklaut. Damit wurde dein Bruder umgebracht.“
Daniel begann zu schluchzen. „Das ist alles meine Schuld! Hätte ich diesen blöden Dolch nicht in die Elbklause gebracht, würde Markus noch leben.“
Brock legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Das stimmt nicht. Es war ein Zufall, dass die Gangster deinen Bruder ausgerechnet mit dieser Waffe ermordeten. Es hätte auch irgendetwas anderes sein können. Sie haben diesen Dolch nur genommen, weil er gerade dort lag. Du hättest dieses Ding zwar nicht stehlen dürfen, aber du bist nicht schuld an seinem Tod. Dass du den Dolch zurückgebracht hast, hat uns sogar geholfen, denn damit konnten wir die Mordwaffe identifizieren.“
Daniel wischte sich über die Wangen, als die Tränen auf beiden Seiten herunterliefen. „Es tut mir so leid.“
„Ich schlage vor, dass du mir jetzt die ganze Wahrheit erzählst, von Anfang an. Wenn du mir jetzt hilfst, werde ich auch dir helfen. Ich nehme an, dass dein Vater keine Anzeige wegen des Diebstahls erstatten wird. Wir können es dann dabei belassen, dass du den Dolch nur einem Freund der Familie gezeigt hast. Verstehen wir uns?“
Daniel nickte langsam. „Was wollen Sie wissen?“
„Fangen wir mit dem letzten Freitag an. Was hast du an dem Tag gemacht?“
„Ich war ein paar Stunden im Kontor, weil ich noch ein paar Aufgaben erledigen wollte, die liegen geblieben waren.“
Brock kommentierte diese Ausrede nicht, da er wusste, dass Daniel die Arbeit nicht erfunden hatte. „Und dann?“
„Als ich gehen wollte, traf ich Markus, der ebenfalls gerade das Kontor verließ. Er fragte mich, ob er mich mitnehmen sollte, da er nach einem kleinen Umweg nach Hause in die Elbchaussee fahren würde. Ich dachte, das würde schneller gehen als mit der Bahn. Das war jedoch ein Irrtum. Markus fuhr nämlich in unser Lagerhaus am Hafen, um etwas abzuholen, wie er sagte.“
Brock nickte. „Ich weiß, wo das ist.“
„Er bat mich, im Wagen zu warten, was ich auch tat. Er verschwand im Lager und kam nach einer Weile wieder, wobei er zwei schwere Taschen trug, die er in den Kofferraum legte. Als wir wegfuhren, bemerkte ich, dass uns ein anderes Auto folgte. Ich glaube, das war mein Cousin Tim. Ich habe Markus darauf hingewiesen, und er hat ihn nach kurzer Zeit abgehängt. Markus kennt sich nämlich im Hafengebiet hervorragend aus. Ich fand es spannend, wie er gefahren ist.“
„Was geschah dann?“
„Markus schien sehr wütend zu sein. Er hat ein paar Mal mit der Faust aufs Lenkrad gehämmert und über verdammte Idioten geflucht. Ich wusste nicht, wen er meinte. Er hat mir nichts gesagt.“
„Wohin seid ihr dann gefahren?“
„Nachdem das andere Auto abgehängt war, sind wir zu einem kleineren Hafenbecken gefahren, in dem nicht viel Betrieb war. Die meisten Schiffe versuchen, am Freitag abzulegen, damit sie nicht übers Wochenende die teuren Liegegebühren bezahlen müssen.“
„Das ist mir schon klar. Was habt ihr dort gemacht?“
„Markus parkte dicht an der Kaimauer. Dann bat er mich, ihm zu helfen, die schweren Taschen aus dem Kofferraum zu holen. Anschließend musste ich mich wieder in den Wagen setzen. Ich sah, wie er ein Päckchen nach dem anderen aus den Taschen holte, mit einem Taschenmesser die Verpackung aufschnitt und den Inhalt ins Wasser rieseln ließ. Weil ein leichter Wind wehte, gab es einige weiße Staubwölkchen, und ich hörte ihn wieder laut fluchen. Als er fertig war, warf er die Taschen in den Kofferraum, und wir fuhren nach Hause. Ich habe ihn gefragt, was er da gemacht hat, aber er hat mich nur merkwürdig angesehen und gesagt, dass ich niemandem davon erzählen dürfte.“
Brock hatte wie gebannt zugehört. Daniels Beichte erklärte einige Lücken ihrer Ermittlungen, und jetzt war das Motiv für die Ermordung von Markus Holler klar. Es war die ganze Zeit nur um Drogen gegangen!
„Was ist am Freitag noch passiert?“
„Nachdem Markus mich hergebracht hatte, hat er sich ein Taxi bestellt und ist wieder weggefahren. Er hat mir nicht gesagt, wohin er wollte.“
„Nun, das wissen wir. War sonst noch etwas?“
„Mein Vater kam später, und wir haben zu Abend gegessen. Ich habe meinen Teller auf mein Zimmer genommen, wie ich es meistens mache. Mehr weiß ich nicht.“
Brock stand auf und ging zur Tür. „Du hast uns sehr geholfen.“
„Da ist noch etwas“, sagte Daniel plötzlich. „Spät in der Nacht, ich war schon eingeschlafen, und es war völlig ruhig im Haus, hat ein Telefon geklingelt. Es war sehr leise, aber ich kenne den Klingelton. Es war das Telefon von Tim, meinem Cousin. Etwas später habe ich gehört, wie er das Haus verließ. Ich bin dann eingeschlafen und habe bis zum Morgen nichts mehr mitgekriegt.“
Brocks Augen wurden schmal. „Danke, Daniel. Das war sehr interessant für mich.“
*