Setze deinen Fokus!. Michael Hyatt
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Es ist, als ob wir auf der falschen Seite des Spiegels arbeiten, wie es bei Alice hinter den Spiegeln geschildert wird, der Fortsetzung von Alice im Wunderland. „Sehen Sie, hier muss man so schnell rennen, wie man nur kann, um an der gleichen Stelle zu bleiben“, sagt die Rote Königin zu Alice. „Wenn man irgendwo anders hin will, muss man mindestens doppelt so schnell rennen!“15 Um das Tempo zu halten, greifen manche Menschen zu Amphetaminen und Psychedelika, um sich einen Vorsprung zu verschaffen.16 Selbst wenn wir die angeblichen Vorteile kognitiv fördernder Drogen zugeben und gesundheitliche und soziale Belange herunterspielen wollen: Was für eine Welt erschaffen wir da für uns, in der wir unsere Neurochemie frisieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?
Dieses Gerenne bringt seine ganz eigenen Kosten mit sich. Es trägt nicht nur unmittelbar dazu bei, dass wir uns ständig gestresst fühlen. Lange Arbeitszeiten schädigen unsere Gesundheit und unsere Beziehungen und rauben unseren persönlichen Interessen die Zeit, die sie eigentlich verdienen. Wenn Sie am Abend noch gehetzt sind, leidet Ihr Schlaf darunter. Wenn Sie früh ins Büro aufbrechen, lassen Sie den morgendlichen Lauf ausfallen. Wenn Sie beim Fußballspiel Ihrer Kinder E-Mails checken, verpassen Sie dabei den entscheidenden Moment, der der Mannschaft zum Sieg verhilft. Wenn Sie sich spät noch einmal an Ihre Präsentation setzen, müssen Sie das Date mit Ihrem Partner verschieben – schon wieder.
Die Kosten bestehen in dem, was wir dafür aufgeben müssen. Jeden Tag fällen wir ständig Urteile, anhand derer wir uns entscheiden, was unseren Fokus wirklich verdient. Leider muss ich sagen, dass ich mich zu Beginn meiner Karriere viel zu oft für geschäftiges Arbeiten entschieden habe. Mittlerweile weiß ich, dass solche Zugeständnisse es mir unmöglich machen, meinen wirklich wichtigen Aufgaben, meiner Gesundheit, meinen Beziehungen und meinen persönlichen Interessen die Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, die sie verdienen. Und wie Oliver Burkeman sagt: „Was wird Ihr Leben am Ende anderes gewesen sein als die Summe all dessen, worauf Sie sich konzentriert haben?“17
Das Tempo in der Ablenkungsökonomie kann unerbittlich sein. Wie oft fühlen Sie sich wie Alice: Sie müssen so schnell rennen, wie Sie können, nur um zu bleiben, wo Sie gerade sind – und doppelt so schnell, um voranzukommen?
Kontraproduktive Produktivität
Um diese Kosten auszugleichen, greifen viele von uns auf Produktivitätssysteme zurück. Wenn wir wie Alice ins Hintertreffen geraten, denken wir, sollten wir vielleicht einfach schneller rennen! Also suchen wir nach Ratschlägen und Tipps im Internet. Wir durchforsten Onlineshops und App Stores nach Ideen und Tools, um unsere Zeit besser zu verwalten und unsere Effizienz zu steigern.
Genau das habe ich auch getan. Nach dem Schrecken, den mir mein Herz eingejagt hat, wusste ich, dass mein Tempo so nicht mehr durchzuhalten war. Es musste einen besseren Weg geben. Ich beschäftigte mich mit jedem Produktivitätssystem, das ich finden konnte. Ich habe sie alle ausprobiert, mit ihnen experimentiert und sie optimiert. Nach und nach begann es sich auszuzahlen und ich fing an, meine Entdeckungen und Erfahrungen mit anderen auszutauschen. Aus diesem Grund habe ich vor 15 Jahren meinen Blog gestartet. Er diente als Produktivitätslabor für mich und meine Leser. Obwohl ich damals CEO eines großen Verlagshauses war, wurde ich als Produktivitätsexperte anerkannt. Später gründete ich dann ein Unternehmen für die Weiterbildung von Führungskräften und heute betreue ich Hunderte von Kunden und bringe jedes Jahr Tausenden bei, was ich über Produktivität weiß.
Damals suchte ich nach einer Möglichkeit, mehr Arbeit – oder zumindest die gleiche Menge ein wenig schneller – zu erledigen, ohne mich dabei umzubringen. Aber ich fand schnell heraus, dass die Lösung nicht darin bestehen konnte, mit der Roten Königin Schritt zu halten. Der Durchbruch kam, als mir klar wurde, dass die meisten „Lösungen“ für Produktivität die Dinge sogar noch schlimmer machen. Wenn ich mit Unternehmern, Managern und anderen Führungskräften arbeite, sagen diese mir am Anfang für gewöhnlich, dass sie unter Produktivität verstünden, schneller mehr zu tun. Das liegt daran, dass unsere Vorstellungen von Produktivität aus dem Industriezeitalter stammen. Damals führten die Menschen eine klar definierte Reihe von repetitiven Aufgaben aus und der Gewinn wurde durch marginale Anpassungen in der Ausführung verbessert. Aber das ist eigentlich nicht meine Aufgabe. Es ist auch nicht die der Menschen, die ich betreue. Und ich wette, es ist auch nicht Ihre Aufgabe. Heute üben wir erstaunlich viele unterschiedliche Tätigkeiten aus. Und zum Endergebnis tragen wir hauptsächlich durch neue Projekte bei, nicht durch kleine Verbesserungen bestehender Prozesse.
Und das ist die Wurzel des Übels: Indem wir mit einer veralteten Denkweise an Produktivität herangehen, fordern wir einen Burn-out heraus, was wir ja gerade vermeiden wollen, und erreichen nie unser wahres Potenzial. Niemand kann mit der Roten Königin mithalten. Und wenn man in die falsche Richtung unterwegs ist, bringt es sowieso nichts, schneller zu rennen. Es ist an der Zeit, das ganze Modell zu überdenken.
Ein neuer Ansatz
Die produktivsten unter den Führungskräften, die ich coache, wissen, dass es bei Produktivität nicht darum geht, mehr Dinge zu erledigen, sondern darum, die richtigen Dinge zu tun. Es geht darum, jeden Tag in Klarheit zu beginnen und zufrieden zu beenden – mit dem Gefühl, etwas geschafft zu haben und noch verbleibender Energie. Es geht darum, mehr zu erreichen, indem man weniger tut, und in diesem Buch zeige ich Ihnen, wie das geht.
Setze deinen Fokus ist ein umfassendes Produktivitätssystem, das drei einfachen Schritten folgt, die jeweils aus drei Aktionen bestehen. Ich habe die Schritte so angeordnet, dass Sie optimal in Fahrt kommen, also widerstehen Sie bitte der Versuchung, etwas zu überspringen.
Schritt 1: Stopp. Ich weiß, was Sie jetzt denken: „Stopp? Das kann nicht das richtige Wort sein. Sollte der erste Schritt in einem Produktivitätssystem nicht ‚Los geht’s!‘ lauten?“ Nein. In der Tat ist das der Punkt, bei dem die meisten üblichen Produktivitätssysteme falsch liegen: Sie zeigen Ihnen sofort, wie Sie besser oder schneller arbeiten können, halten aber nie inne, um zu fragen: Wofür eigentlich? Worin liegt der Zweck der Produktivität? Bei der Antwort darauf geht es ums Ganze. Wenn man nicht zuallererst weiß, wofür man arbeitet, kann man auch nicht richtig einschätzen, wie man arbeiten sollte. Aus diesem Grund schlägt Setze deinen Fokus vor, dass man zunächst aufhören muss, um wirklich beginnen zu können.
Als erstes werden Sie Visionieren. Das wird Ihnen helfen zu klären, was Sie von Ihrer Produktivität erwarten. Wir werden Produktivität einen neuen Rahmen geben, sodass sie zur Realität passt statt zu der Welt auf der falschen Seite des Spiegels. Zweitens: Evaluieren. Schauen Sie sich Ihre Aktivitäten an und unterscheiden Sie diejenigen mit echter Wirkung, also einem tatsächlichen Impact, von Kleinkram mit geringer Hebelwirkung. Sie werden hier auch ein Werkzeug entdecken, das die Art und Weise, wie, wann und wofür Sie den Großteil Ihrer Energie aufwenden, völlig revolutionieren wird, wenn Sie es richtig einsetzen. Schließlich werden Sie sich Regenerieren, indem Sie herausfinden, wie Sie Ruhephasen aktiv zur Verbesserung Ihrer Leistung nutzen können.
Schritt 2: Schnitt. Sobald Sie eine klare Vorstellung davon haben, wo Sie stehen und was Sie wollen, ist es Zeit für Schritt 2: Machen Sie einen Schnitt! Sie werden feststellen, dass das, was Sie nicht tun, für Ihre Produktivität genauso wichtig ist wie das, was Sie tun. Michelangelo hat David nicht durch das Hinzufügen von Marmor geschaffen. Sind Sie bereit, Ihren Meißel herauszuholen?
Zuerst werden Sie Eliminieren. Sie werden die beiden mächtigsten Worte in Sachen Produktivität entdecken und erfahren, wie