Wüsten. Wolf Dieter Blümel
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In dieser Dimension ist die Trockenzone die größte Naturlandschaftszone der Erde (Giessner 1988). Die polaren Kältewüsten sind in dieser Relation nicht enthalten. Auf den warm-gemäßigten Subtropenraum entfällt der höchste Anteil, zu dem der zonale altweltliche Trockengürtel mit seinen zahlreichen Wüsten gehört: Nördliches Afrika – Arabische Halbinsel – Vorderer Orient (Abb. 8). Weite Bereiche der kühlgemäßigten, kontinentalen Zone sind semi-aride und aride Gebiete mit teils extremen Wüsten (Abb. 11). Im Vergleich dazu fallen die Trockengebiete der randtropisch-heißen Zone flächenmäßig weit kleiner aus. Quantitative Angaben können Tab. 5 entnommen werden. Abb. 14 bietet einen Vergleich der absoluten Flächen von semi-ariden Gebieten sowie ariden und hyperariden in Bezug zur zugehörigen Kontinentfläche. Besonders beeindruckend ist das nördliche Afrika mit ~15 Mio. km2 bzw. knapp 77 %. Asien hat absolut gesehen mit 15,7 Mio. km2 eine absolut etwas größere Fläche aufzuweisen, in Relation zur Gesamtfläche machen die Trockengebiete aber nur einen Anteil von 37 % aus. Australien ist zwar zu 80 % Trockengebiet, erreicht aber mit gut 6,1 Mio. km2 nicht einmal die Hälfte der nordafrikanischen Fläche.
Besonders interessant und aus geoökologischer Sicht bedeutsam ist der jeweilige Anteil der Wüsten (aride Räume mit <100 mm N/Jahr) und hyperariden Wüsten (Abb. 14): Besonders auffällig ist hier wieder die Sahara. Sie führt mit 22,5 % hyperaridem Anteil mit großem Abstand den Vergleich der Großräume an: „Die Sahara ist die einzige Wüste der Erde, bei der ein großer zusammenhängender Trockengürtel klimatisch als hyperarid eingestuft werden kann. Sie ist die einzige hyperaride Kernwüste mit zonaler Dimension. An ihrem Ariditäts- und Kontinentalitätsgrad sind alle anderen Wüstengebiete der Erde zu messen. Die Sahara ist Ausnahme und Prototyp einer Wüste zugleich.“ (Giessner 1988: 160). Australien – oft als Kontinent der Wüsten apostrophiert – hat keinen statistisch relevanten Anteil an hyperariden Standorten.
Die Verbreitungskarten (Abb. 8, 11) nehmen eine großklimatische Differenzierung der Trockengebiete/Wüsten vor: Sie werden entweder dem kalten (gemäßigten; BWk-Klima nach Köppen 1936) oder dem warmen/heißen (tropisch-subtropischen; BWh) Typus zugeordnet. Letzterer ist nach Besler (1992) mit der Jahresmitteltemperatur von ≥18 °C gegen ektropischen Trockengürtel abzugrenzen.
Regional kommt es zur Verzahnung von kalten und warmen Wüsten: Die Namib ist im Bereich des Wendekreises durch Nebelbänke in ihrer Temperatur reduziert. Ihr etwa 40 km breiter Küstenstrich gehört damit zum kalten Wüstenklima BWkln (Besler 1972), der östliche Abschnitt zum BWh-Typ. In Südamerika geht die warme Küstenwüste schon bei etwa 18°30’ S in die kalte Wüste über. Das gesamte BW-Klima Australiens gehört zu den warmen Wüsten. Auf der Nordhalbkugel sind warme Trockengebiete im Great Basin Nordamerikas bis 38° N verbreitet; in Afrika und Arabien bis >35° N. Im Iran und in Pakistan liegt die Grenze bei 26° N; in den dortigen Becken liegen warme Wüsten.
Die wichtigsten Wüsten und Halbwüsten der Erde (ohne Kältewüsten):
Nördliches Afrika: Sahara (mit Teilwüsten wie Libysche, Östliche und Westliche Wüste)
Arabische Halbinsel: Nafud, Nadjd/Nedschd, Rub al Khali
Äthiopien: Danakil, Ogaden
Israel, Palästina: Negev
Mittlerer Osten: Syrische Wüste
Südliches Afrika: Namib, Kalahari, Karoo
Iranische Region: Große Salzwüste/Kawir, Lut, Dasht e Margo
Indien und Pakistan: Tharr
Afghanistan: Registan
Westliches Asien: Kara Kum, Kysyl Kum, Turkestan
China, Mongolei: Takla Makan, Tsaidam, Badain Jaran, Tengger, Gobi, Dsungarei
USA und Mexiko: Chihuahua, Colorado, Death Valley, Gila, Great Basin, Mojave, Painted Desert, Sonora
Nordperu: Sechura, Atacama
Peru, Chile: Atacama
NW-Argentinien: Monte, Patagonien
Australien: Gibson, Great Victoria, Simpson, Sturt, Strzlecki, Tanami
6 Allgemeine Kennzeichen des Wüstenklimas
Im Folgenden werden einige Orientierungsangaben zum Wüstenklima angeführt. Wie aus dem Ursachenspektrum für Wüsten abzuleiten ist, sind Pauschalierungen nur bedingt möglich. Wüsten sind neben ihrer großklimatischen Einordnung in ihren zonal oder lagebedingten Klimaausprägungen u. a. sehr stark durch orographische Gegebenheiten bestimmt. Im zweiten Teil des Buches wird die individuelle Charakterisierung anhand der ausgewählten Beispiele stärker berücksichtigt.
6.1 Niederschläge und ihre raum-zeitliche Variabilität
Niederschlagsarmut ist das dominante Merkmal der heißen/warmen Wüsten. Die Verdunstung (Evaporation) überwiegt das atmosphärische Wasserangebot um ein Vielfaches. Das Wissen um die Höhe und Verteilung der Niederschläge ist jedoch immer noch dürftiger als um andere meteorologisch-klimatische Parameter: Die Niederschläge in Vollwüsten fallen episodisch-unzuverlässig und räumlich ungleichmäßig als Sommerregen (tropische Wüstenseite) oder als Winterregen (subtropische Seite).
Klimadiagramme (Abb. 15, 44, 52) machen die Mengen deutlich und wie sehr sich die Niederschlagskurven von Sommer- oder Winterregenwüsten in ihrem jahreszeitlichen Verlauf unterscheiden. Auch bei gleichem Saisontyp gibt es untereinander große Unterschiede im Temperatur- und Niederschlagsgang, sodass sich zu starke Verallgemeinerungen verbieten. Landschaftsökologisch ist es sehr bedeutsam, zu welcher Jahreszeit die spärlichen Niederschläge fallen, da die Evaporation in den kühleren Wintermonaten weit schwächer als zur Zeit der Sommerregen ausfällt. Bei den Binnenwüsten Asiens herrschen Sommerniederschläge vor. In manchen Bereichen gibt es geringe winterliche Schneerücklagen (Abb. 61, 62).
Abb. 15
Klimadiagramme unterschiedlicher subtropisch-randtropischer Wüsten- und Halbwüstenstandorte (klimaökologische Typen; Subzonobiome).
Obere Reihe: Winterregengebiete.
Zweite Reihe: randtropische Sommerregen.
Dritte Reihe: unregelmäßige Niederschläge zu allen Jahreszeiten.
Untere Reihe: nahezu regenlose Bereiche (veränd. n. Walter & Breckle 2004).
Sieht man von den Hochgebirgswüsten ab, sind Regen, Nebel und Tau die bestimmenden Niederschlagsformen in den tropisch-subtropischen Wüsten; Schnee tritt nur einigen extremen Hochlagen auf. Selten wird die Nebelnässe oder der Tau in quantitative Angaben einbezogen, da sich diese meist nächtliche Feuchte am nächsten Tag rasch verflüchtigt