Nachhaltigkeit für Deutschland? Frag doch einfach!. Michael von Hauff

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Nachhaltigkeit für Deutschland? Frag doch einfach! - Michael von Hauff Frag doch einfach!

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und die Medien fühlen sich in zunehmendem Maße herausgefordert bzw. in der Verantwortung. So wird bisher bei Dreharbeiten von Filmen primär auf die Zeit, jedoch weniger auf negative Umwelteinflüsse geachtet. Daher wollen sich Film- und Fernsehproduzenten bei ihrer Arbeit zu mehr Umweltschutz verpflichten. Sie wollen für eine „noch stärkere Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in der Film- und Serienproduktion, die für ein ökologisch, wie auch ökonomisch und sozial verantwortliches Handeln steht“ eintreten. So heißt es in einem Entwurf für eine gemeinsame Erklärung.

      Daher haben sich Vertreter der ARD, des ZDF, des MDR, der Deutschen Welle aber auch Vertreter der Filmindustrie im Februar 2020 in Berlin zur Unterschrift im Kanzleramt zusammengefunden, um ihr Vorhaben mit ihrer Unterschrift zu besiegeln. Aber auch Sportvereine und Eventmanager haben das Thema für sich entdeckt. So haben z. B. erste Fußballvereine gemeldet, dass sie ein Nachhaltigkeitskonzept entwickeln. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie anspruchsvoll diese Vorhaben sein werden und in welchem Maße sie umgesetzt werden.

      Wie sieht es mit weiteren Branchen aus?

      Als weiteres Beispiel lässt sich die NatursteineindustrieNatursteineindustrie aufführen. Deutschland gehört heute zu den Ländern, die Natursteine z. B. in Form von Grabsteinen zu einem großen Teil aus asiatischen Ländern importieren. In vielen Medienberichten wurde jedoch immer wieder aufgezeigt, wie die Natursteine in asiatischen Ländern wie in China, Indien und Vietnam unter Missachtung von ökologischen und sozialen Standards in Steinbrüchen abgebaut und dann unter teilweise unmenschlichen Arbeitsbedingungen verarbeitet werden. So sind in der Natursteinindustrie schon tausende von Arbeitern unter Qualen an Staublunge gestorben.

      Dabei wird besonders Indien angeprangert, da in der Natursteineindustrie auch Kinderarbeit stattgefunden hat bzw. noch stattfindet. Dies hat zu vielfältigen Protestaktionen geführt. Daher wurde von den Produzenten vor Ort aber auch von den Handelsunternehmen in Deutschland gefordert, dass die Natursteine nach bestimmten ökologischen und sozialen Kriterien zertifiziert werden bevor sie nach Deutschland eingeführt werden.

      Es besteht kein Zweifel: es wird auch in Zukunft in vielen Entwicklungsländern Kinderarbeit unter schlimmsten Bedingungen stattfinden. Aber auch in Indien gibt es Steinbrüche und Naturstein verarbeitende Unternehmen, die auf Grund der Bestrebung Zertifizierungen einzuführen und umzusetzen, Kinderarbeit vermeiden. Sie schaffen verbesserte Arbeitsbedingungen entsprechend der eingeführten Zertifizierungsstandards. So ist zu hoffen, dass Kinderarbeit, zumindest in der Form wie sie in der Abbildung zu sehen ist, zur Ausnahme wird.

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      Kinderarbeit in einem indischen Steinbruch

      Werden die Beispiele der Branchen die Konsumenten erreichen können?

      Die wenigen Beispiele verdeutlichen, dass sich auf der Grundlage des normativen Leitbildes nachhaltiger Entwicklung das geforderte Verantwortungsbewusstsein im Sinne der Zusammenführung von Ökologie, Ökonomie und sozialen Belangen zunehmend im Bewusstsein reflektierter Bürger und auch bei verantwortungsvollen Unternehmen festsetzt.

      Dabei ist jedoch zwischen jenen Konsumenten zu unterscheiden, die sich bei ihren Kaufentscheidungen aus Nachlässigkeit oder mangelnder Information noch nicht nachhaltig verhalten und der Minderheit der Bevölkerung, die Verantwortungsbewusstsein für sich beanspruchen können indem sie nachhaltig konsumieren. Insgesamt sollte jedoch den Konsumenten durch eine transparentere Informationspolitik die Entscheidung für einen nachhaltigen Konsum erleichtert werden. In diesem Zusammenhang sollte in Zukunft auch noch viel stärker geprüft werden, was im Rahmen der Nachhaltigkeitsbroschüren von Unternehmen schon dem Anspruch nachhaltiger Entwicklung wirklich entspricht und was unter die Kategorie „green washinggreen washing“ einzuordnen ist. Hier muss die Politik dafür sorgen, dass einheitliche Labels eingefordert werden, die dem Konsumenten eine Entscheidungshilfe bieten. Aber auch der Bildungssektor kann für eine bessere Aufklärung noch viel leisten.

      Gibt es Umfragen oder Studien zum Entwicklungsstand oder wie die Bevölkerung zu Nachhaltigkeit steht?

      Eine Orientierung zum Entwicklungsstand der nachhaltigen Entwicklung in einem Land bietet die nationale Nachhaltigkeitsstrategie. Beispielhaft wird die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie unten noch ausführlich behandelt. Die nationale NachhaltigkeitsstrategieNachhaltigkeitsstrategie basiert für alle Länder auf den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals / SDGs) der →Agenda 2030. Dadurch wird eine gewisse Vergleichbarkeit des Entwicklungstands in den verschiedenen Ländern möglich. Dabei gilt natürlich zu berücksichtigen, dass die verschiedenen Länder ganz unterschiedliche Ausgangsbedingungen für die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie bzw. einer nachhaltigkeitsorientierten Politik aufweisen: Viele Entwicklungsländer werden einen geringeren Entwicklungsstand hinsichtlich der Ausgestaltung und Umsetzung ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie aufweisen als Industrieländer.

      Es gibt aber auch zwischen Industrieländern Unterschiede. Im Prinzip lassen sich hier drei Gruppen unterscheiden. Am weitesten entwickelt ist die europäische Staatengemeinschaft. Außerhalb Europas gibt es ein gemischtes Bild. So haben Neuseeland und Australien frühzeitig nationale Nachhaltigkeitsstrategien ausgearbeitet und vorgelegt. Dagegen fehlt es in Kanada an einer übergreifenden nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Der Strategieprozess in den USA fand bereits Ende der 1990er Jahre ein frühes Ende und wurde danach nicht weiter fortgesetzt. (Bornemann 2014, S. 315)

      Wurden die Nachhaltigkeitsziele noch konkretisiert?

      Die 17 Nachhaltigkeitsziele sind noch einmal in Unterziele gegliedert. Deutschland weist in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie von 2017 insgesamt 63 Unterziele auf. Die Entwicklung der Ziele wird in Deutschland alle zwei Jahre fortgeschrieben, wodurch der aktuelle Zielerreichungsgrad stets vorliegt. Die Auswahl bzw. Festlegung der Ziele und der Grad der Zielerreichung wird in Deutschland durch eine Reihe von Fachpublikationen kritisch analysiert und kommentiert.

      Die Mehrzahl der BundesländerBundesländer hat ebenfalls eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Daraus lassen sich Informationen zum Entwicklungsstand auch auf Landesebene entnehmen. Weiterhin lässt sich feststellen, dass erste KommunenKommunen in Deutschland eine kommunale Agenda 2030 entwickeln, die einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie entsprechen. Und schließlich gibt es eine Reihe von Organisationen und Verbände, die eine Förderung aber auch einen höheren Bekanntheitsgrad des Leitbildes anstreben. So ist beispielsweise der Bundesdeutsche Arbeitskreis für umweltbewusstes Management e.V. (B.A.U.M.) seit 1984 darum bemüht, nachhaltige Entwicklung besonders im Unternehmensbereich aber auch in Kommunen und anderen Organisationen zu fördern. B.A.U.M ist mit über 500 Mitgliedern in Europa das größte Unternehmensnetzwerk für nachhaltiges Wirtschaften.

      Warum kam es zu nachhaltiger Entwicklung und wo stehen wir heute?

      Seit den 1950er Jahren hatte das marktwirtschaftliche System und damit die Ökonomie in vielen Lebensbereichen der westlichen Welt eine eindeutige Dominanz. In diesem Zusammenhang spricht man auch von dem Primat der ÖkonomiePrimat der Ökonomie. Einige Ökonomen wie Kenneth Boulding, John Galbraith und auch Edward Mishan haben jedoch schon ab den 1960er Jahren auf die wachsenden Umweltprobleme aufmerksam gemacht. So kam es zu den „ersten Vorläufern“ nachhaltiger Entwicklung. Besondere Beachtung fand in diesem Zusammenhang das Buch von Mishan mit dem Titel „The Costs of Economic Growth“. (Mishan 1967) Darin kritisiert er besonders das Sozialprodukt als Indikator für “human welfare“. Damit machte er deutlich, dass nicht nur materielle Güter das Wohlbefinden der Menschen bestimmen.

      1972 erschien dann der erste Bericht an den

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