Nachhaltigkeit für Deutschland? Frag doch einfach!. Michael von Hauff
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Was waren die wichtigsten Etappen im Rio-Prozess?
Aus den wenigen Beispielen wird schon deutlich, dass zentrale Probleme der Gegenwart bereits damals erkannt und benannt wurden. Bei den Beschlüssen kam es jedoch zu einer Einschränkung, die sich auch in dem folgenden Prozess fortgesetzt hat: Keines der verabschiedeten Dokumente enthält konkrete Verpflichtungen, die daher auch nicht überprüft werden können. Die Konventionen haben nur den Charakter von Rahmenbedingungen.
Können Sie die wesentlichen Etappen kurz vorstellen?
Der Rio-Konferenz folgten die Weltbevölkerungskonferenz 1994, der Weltsozialgipfel 1995 und die Klimakonferenz (Kyoto-Protokoll) 1997. Im Jahr 2002 fand die Folgekonferenz statt, die bereits in Rio de Janeiro beschlossen wurde. Auf dem zweiten Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, der in Johannesburg stattfand, wurde der Implementierungsplan verabschiedet. Im Mittelpunkt stand also die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung.
In dem Plan waren neue Ziele und Programme für Umweltschutz und Armutsbekämpfung enthalten. 1997 wurde bereits im Vorfeld der Johannesburg-Konferenz beschlossen, dass alle Länder bis 2002 eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie als Ausgangspunkt für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung ausarbeiten sollten. Dieses Ziel wurde jedoch nur von wenigen Ländern, wie zum Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, realisiert wie aus der folgenden Abbildung zu erkennen ist.
Weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien 2003
Quelle: in Anlehnung an UNDESA 2004;
Wurden die Beschlüsse der Konferenzen nach 2002 konkreter?
2012 fand die Konferenz Rio + 20 erneut in Rio de Janeiro statt. Es wurde der politische Wille und die Bemühungen für eine nachhaltige Entwicklung konkretisiert und erneuert. Das Leitthema der Konferenz war „Green Economy“, womit man einen zentralen Bereich nachhaltiger Entwicklung voranbringen wollte. Nach der europäischen Kommission geht es dabei um eine Wirtschaftsweise,
„die Wachstum generiert, Arbeitsplätze schafft und Armut bekämpft, indem sie in das Naturkapital, von dem langfristig das Überleben unseres Planeten abhängt, investiert und dieses erhält.“ (KOM 2011, S. 2)
Gab es bei der Konferenz von 2012 gemeinsame Ziele?
Im Herbst 2015 wurde auf dem UNO-Nachhaltigkeitsgipfel die Agenda 2030 von allen Mitgliedsstaaten der UN verabschiedet. In der →Agenda 2030 wurden 17 Ziele bzw. Zielbereiche, d.h. die „Sustainable Development Goals (SDGs)“, festgelegt. Diese Ziele sollen nach 15 Jahren, also 2030, durch die Mitgliedstaaten im Rahmen von nationalen Nachhaltigkeitsstrategien realisiert werden.
Die Umsetzung soll, im Gegensatz zu den Millennium Development GoalsMillennium Development Goals (MDGs) als Vorgänger der SDGs, nicht nur von Entwicklungsländern, sondern auch von Industrieländern erfolgen. Bei diesem Prozess der Ausarbeitung und Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie sollen die Industrieländer die Entwicklungsländer fördern bzw. unterstützen.
Warum hat die erste Euphorie der Rio Konferenz 1992 nachgelassen?
Die Antworten zuvor lassen bereits erkennen, dass die erste Euphorie der Konferenz von 1992 in den folgenden Jahren tatsächlich stark nachließ und die Entwicklung und Umsetzung nationaler Nachhaltigkeitsstrategien in der Mehrzahl der Länder, wie schon erwähnt, nur sehr schleppend verlief. Das wird mit dem folgenden Schaubild verdeutlicht, das sich auf die Produktion und den →Konsum bezieht. Je dunkler die Kennzeichnung der Länder umso fortschrittlicher sind sie hinsichtlich einer nachhaltigen Produktion und eines nachhaltigen Konsums.
Aus dem Schaubild kann man auf einen ersten Blick entnehmen, dass viele EntwicklungsländerEntwicklungsländer – um es positiv zu formulieren – noch ein großes Potenzial haben. Bei vielen Industrieländern und auch bei den südamerikanischen und asiatischen Ländern, die wirtschaftlich als relativ erfolgreich gelten, muss man feststellen, dass die Bewertung in dem Schaubild zweifellos zu positiv ausfällt. Dabei ist auch immer kritisch zu hinterfragen, welchen Anspruch die einzelnen Länder haben, d.h. wie anspruchsvoll die Zielvorgaben sind.
Länder weltweit, die Maßnahmen oder Instrumente zugunsten nachhaltiger Produktion oder Konsum haben
Quelle: United Nations, SDG Report 2018, https://unstats.un.org/sdgs/report/2018/goal-12/
Zur Begründung nachlassender Euphorie gibt es eine Vielzahl von Ursachen. Nachhaltigkeitsexperten fordern im Rahmen nachhaltiger Entwicklung in der Regel einen (großen) Transformationsprozess. Dabei wird häufig nicht in ausreichendem Maße aufgezeigt, welche Konsequenzen sich aus der Umsetzung des TransformationsprozessesTransformationsprozesses für unsere Lebensbedingungen ergeben. Daraus begründen sich bei vielen Menschen gewisse Verunsicherungen bzw. Ängste.
Wie kommt es hinsichtlich der Umsetzung von nachhaltiger Entwicklung zu Verunsicherungen?
Das kann durch zwei Beispiele exemplarisch verdeutlicht werden.
Beispiel 1:
So wird immer wieder betont, dass zwischen nachhaltiger Entwicklung und wirtschaftlichem Wachstum ein Widerspruch besteht, wie in Kapitel 5 noch ausführlich aufgezeigt wird. Daraus ergibt sich die immer wieder vorgetragene Forderung nach einem Null-Wachstum oder sogar nach einem Degrowth, d.h. einem rückläufigen Wachstum. (v. Hauff, Jörg 2017. S. 135 ff) Hier stellt sich natürlich die Frage, welche Auswirkungen das auf den Wohlstand einer Gesellschaft aber auch auf das Einkommen jedes einzelnen Menschen hat. Wie wirkt sich ein Null-WachstumNull-Wachstum – so eine weitere Frage – auf den Arbeitsmarkt oder die sozialen Sicherungssysteme aus. Hier besteht bei vielen besonders jüngeren Menschen eine Verunsicherung, die nachvollziehbar ist.
Beispiel 2:
Gegenwärtig gibt es in Deutschland auch eine heftige Kontroverse bzw. Diskussion zu der Frage, welche Folgen eine nachhaltigkeitsorientierte Landwirtschaft hat. Das Ziel einer nachhaltigen LandwirtschaftLandwirtschaftnachhaltige ist, Land, Wasser und genetische Ressourcen entsprechend dem Brundtland-Bericht für künftige Generationen zu bewahren. Eine vergleichbare Diskussion gibt es auch hinsichtlich einer nachhaltigen Tierhaltung. Bei der nachhaltigen Landwirtschaft geht es besonders um die Vermeidung einer Abhängigkeitsdynamik zwischen intensiver Düngung und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie Pestiziden und Herbiziden. Stattdessen fördert die nachhaltige Landwirtschaft Wachstumsprozesse mit natürlichen Methoden und Hilfsmitteln. Dazu zählt auch die Einhaltung der Fruchtfolge. Dadurch soll das ökologische Gleichgewicht wiederhergestellt und gefördert werden.
Entsprechend dem Kreislaufgedanken der nachhaltigen Landwirtschaft soll ein Betrieb nur so viele Tiere halten, wie er durch die Bewirtschaftung der eigenen landwirtschaftlichen Fläche versorgen kann. Die nachhaltige TierhaltungTierhaltungnachhaltige