Tatort Ostsee. Harald Jacobsen
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Читать онлайн книгу Tatort Ostsee - Harald Jacobsen страница 33
Paul fing an zu heulen. Sophie nahm ihn in den Arm. »Schmeckt gar nicht schlecht, oder?«, flüsterte sie ihm zu. »Ich hab das auch schon mal probiert. Ich glaub allerdings nicht, dass deine Schwester sich das je trauen würde.«
Paul sah sie mit großen Augen an. Dann grinste er über das ganze Gesicht.
»Die Würstchen sind fertig!«
Die Kinder rannten an den Tisch und langten herzhaft zu.
»Du, Papa!« Antonia hatte den Mund voller Ketchup und sah aus wie ein kleiner Vampir. »Wir haben keine Unterwäsche an! Sophie hat gesagt, dass das besser ist. Stimmt das?«
Stefan seufzte und reichte Sophie ein Glas Wein. »Es ist okay, weil ihr klatschnass wart.« Dann sah er Sophie mit gespieltem Ernst an. »Sieh mal an! Darauf stehst du? Ich meine, so ohne Unterwäsche …?
Sophie stöhnte genervt.
»Ich will es auch gar nicht genauer wissen«, lachte er. Dann wurde Stefan ernst. »Na? Wie waren denn deine Ermittlungen?«
»Ermittlungen?« Sophie sah ihn mit großen Augen an. »Stefan, hör auf! Ich habe nur einen Kitekurs gemacht. Und im Übrigen bin ich ebenfalls total im Eimer. Lass uns das Streiten auf morgen vertagen. Ich kann heute nicht mehr!«
»Aber morgen früh muss ich wieder nach Lübeck!«
»Dann macht ihr eben weiter, wenn du wieder hier bist! Und jetzt Schluss!« Tina war unbemerkt auf die Terrasse getreten und hatte einen Teller mit marinierten Steaks in der Hand. »Die beiden kleinen Kinder dürfen jetzt mitkommen. Es wird Zeit!«
Paul rieb sich bereits müde die Augen. Ohne Gejammer ließen sie sich nach oben bringen. Stefan legte das Fleisch auf den Grill und Sophie suchte in ihrer Tasche nach Zigaretten. Da waren sie. Sie nahm die Schachtel aus der Tasche und zündete sich eine an. Als sie sich wieder bequem zurücklehnen wollte, piepte es. Eine neue Nachricht: ›Ordinäres Leitungswasser. Und sie hatte Sex‹.
Felix saß vor seinem überdimensionalen Plasmafernseher in der weißen Lederlandschaft und kochte vor Wut. In dem Werbespot, der gerade über den Bildschirm geflimmert war, räkelte sich ein billiges Model auf einem Eisbärenfell und biss sinnlich in den ›Fire and Ice‹-Schokoriegel. Seinen Schokoriegel. Jahrelang hatten seine perfekten Zähne in das klebrige Zeug gebissen und er hatte den dummen Satz in die Kamera gesagt: ›Feuer und Eis, macht mich heiß und richtig cool. Mein Erfolgsrezept.‹ Dann hatte er sympathisch gelacht. Und jetzt wagte dieser Schokokonzern es, seine Spots einzustellen und stattdessen eine kleine geile Null ›Ich bin heiß, kühlst du mich ab?‹ keuchen zu lassen. Wütend wählte er die Nummer seines Managers.
»Felix! Schön, dass du …«
»Schön?« Er schrie in den Hörer. »Was läuft hier eigentlich?« Mit zitternden Händen schenkte er sich noch einen Whisky ein.
»Du hast den Werbespot gesehen!«
»Werbespot? Ich habe diesen billigen Scheiß gesehen!« Er tigerte durch das Wohnzimmer. »Eddy! Ich rate dir, setz deinen Arsch in Bewegung! Das lass ich mit mir nicht machen.«
»Felix, bitte reg dich jetzt nicht auf! Die Sache ist die … Sie haben deinen Vertrag gekündigt.«
Felix stellte das Glas langsam ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. »Wie bitte?«
»Wir können da nichts machen. Der Vertrag ist jederzeit von beiden Seiten aufzuheben. Es war dein spezieller Wunsch.«
»Mein Wunsch? Oh nein! Es war nicht mein verdammter Wunsch, dass die Nation erfährt, dass ich quergevögelt habe und sich nun fragt, ob ich auch über das neue Schokoflittchen drüber bin!«
»Wir haben das im Griff«, versuchte Eddy ihn zu beruhigen.
Felix trank einen kräftigen Schluck. »Ich warne dich!« Er sprach sehr langsam und deutlich. »Wenn du mir nicht in den nächsten fünf Sekunden erklären kannst, wie du die Karre aus dem Dreck ziehen willst, bist du raus. Total raus!«
»Wir greifen vor und behaupten, dass dein vietnamesisches Patenkind zuckerkrank ist und du Süßigkeiten im Moment nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst.«
»Ich habe kein Patenkind in Vietnam.«
»Doch hast du! Seit drei Jahren. Dieses Kinderheim hat sich bereit erklärt, eine Patenschaft über drei Jahre zu bestätigen. Gegen eine kleine Spende natürlich. Das Beste ist, dieser kleine Junge ist tatsächlich zuckerkrank! Alles wasserdicht!«
Felix grinste. Der Mann war Gold wert. Ein abgebrühtes Schwein. Sie hätten Brüder sein können.
»Wir fliegen am Dienstag.«
Felix verstand plötzlich kein Wort mehr. »Was? Wohin?«
»Nach Hanoi!«, informierte ihn Eddy, als sei er schwer von Begriff. »Ein paar schöne Aufnahmen von dir und dem Kind.«
Neue Wut kochte in Felix hoch. »Ich soll um die halbe Welt fliegen, um so eine verlauste kleine Zecke in den Arm zu nehmen. Und dafür lass ich mir noch eine Spende von zig 1000 Euro aus dem Kreuz leiern? Vergiss es! Du musst übergeschnappt sein!« Wütend trank Felix einen Schluck und überlegte, ob er sein Glas an die Wand schmeißen sollte, wie es seine Frau getan hatte. Eddy schwieg ein paar Sekunden, dann räusperte er sich. »Felix. Das war ein Werbevertrag, der aufgrund deiner damaligen Affäre geplatzt ist. Du hast noch weitere. Es geht hier um Millionen. Wenn du jetzt nicht glaubhaft handelst, verlierst du die anderen auch noch. Äh, bist du eigentlich sicher, dass von deiner Romanze mit Sophie nie jemand etwas mitbekommen hat?«
Jetzt schluckte Felix. Irgendein Page würde bestimmt reden, wenn man ihm genug Geld zahlte. Oder ein Zimmermädchen. Und in ein paar Monaten würde sie ein Kind von ihm kriegen. Er hatte keine Wahl. Sophie war sein Untergang.
»Gut«, lenkte er zähneknirschend ein. Er hatte das Gefühl, gleich platzen zu müssen. Hanoi. Er sollte wegen ein paar Fotos mit dieser Slumgöre nach Vietnam fliegen. Gott, wie ihn das ankotzte. Es gab ein wichtiges Golfturnier und nun musste er das klebrige Kind im Arm halten. Sophie! Was für eine Schlampe! Er war felsenfest überzeugt gewesen, dass diese wunderschöne karrieregeile Diva für ihn der Hauptgewinn war. Was hatten sie für einen Spaß gehabt, wenn sie sich in den schönsten Hotels der Welt getroffen hatten. Felix merkte, dass es ihn keineswegs kalt ließ, wenn er an die Zeit mit Sophie dachte. Wütend öffnete er seine Hose. »Warum musstest du alles zerstören?«, zischte er. »Das wird dir noch leidtun! Das schwöre ich dir!«
19
Stefan stand am Grill und wendete die Steaks. Er hätte zu gerne gewusst, ob Sophie wirklich nur an einer neuen Sportart interessiert war. Er bezweifelte es. Sophie war von Natur aus neugierig. Eine Schnüfflerin, die in ihrem Job perfekt aufgehoben war. Sie war immer wie ein Pitbull, wenn sie an einer Sache dran war. Schon damals als Polizeireporterin war sie hartnäckiger als ihre Kollegen. Die deutsche Prominenz musste sie regelrecht fürchten. Und jetzt hatte sich ihr Verdacht bestätigt. Aber das würde er ihr auf keinen Fall erzählen.
»Und?« Er deutete auf ihr Handy. »Gute Nachrichten? Vielleicht vom Showmaster?«
»Nein. Kurze Gratulation zu den Verkaufszahlen der letzten Ausgabe.«