Herr Maiwald, der Armin und wir. Kai von Westerman

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Herr Maiwald, der Armin und wir - Kai von Westerman

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rel="nofollow" href="#u47a9d88c-aeb8-5556-926d-c2433b4f6806">34Teilnehmende Beobachtung

       35«Wir hatten nichts»

       36Aus nichts etwas machen

       37Das Archiv unseres Alltags

       38Der rohe Blick auf die Wirklichkeit

       39Im Biergarten

       40Besuch von einem alten Bekannten

       Herr Maiwald, der Armin und – wer ist WIR? Nachwort von Heidrun Wilkening

       Abspann

       Anhang

       Im Text erwähnte Film-/Serientitel von Armin Maiwald

       Sonstiges

      VORWORT

      ODER: DIE ANDERE SEITE DERSELBEN MEDAILLE

      VON ARMIN MAIWALD

      Ja, ja, der Kai und ich. Mittlerweile arbeite ich mit ihm länger zusammen als mit jedem Kameramann zuvor. Aber unser Anfang war etwas holprig. Als ich ihn zum ersten Mal kennen lernte, hatte er noch ein paar spärliche Haare (hellblond) und einen dünnen Schnäuzer (auch hellblond). Das war bei der Geschichte mit dem «Fliegenden Schachbrett» (und dem vergessenen Kamera-Akku). Da war er noch Kamera-Assistent. Außerdem war er noch ein wenig übereifrig, wollte wahrscheinlich keine Fehler machen, was sich dadurch kundtat, dass er etwas vorlaut war. Das ist halt bei jungen Leuten so, wenn manchmal auch ein wenig nervig.

      Als er dann später als Kameramann bei uns arbeitete, waren die Haare und der Schnäuzer weg. Die Glatze wurde sein Markenzeichen. Bei Sonnenschein durch eine Mütze geschützt. Und wir mussten uns erst zusammenraufen. Er hatte es auch wirklich nicht leicht mit mir. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon mit zahllosen erfahrenen Kameraleuten gedreht, zum Teil noch mit solchen, die die Stummfilmzeit noch mitgemacht hatten. Und jetzt kam da ein Neuer. Was Kai bis dahin gelernt hatte, waren Nachrichtenbilder. Aus dieser Zeit hat er auch heute noch jede Menge Anekdoten über Politiker und Pressekonferenzen parat. Gelegentlich lässt er davon eine vom Stapel und wir lachen uns schlapp.

      Aber bei uns kamen nun ganz andere Anforderungen auf ihn zu. Dinge, um die er sich vorher nicht kümmern musste. Vor allem das Denken in dramaturgischen Zusammenhängen und Erzählbögen in einer längeren Geschichte. Davon ist bei den ‹NiFs› (Nachrichten im Film) kaum etwas vonnöten. Und wohlgemerkt: alles auf ‹richtigem› Film, mit Perforationslöchern und so, nicht auf Elektronik mit Kontrollmonitor, wo man alles sofort kontrollieren kann. Da muss man sich komplett auf den Kameramann verlassen, denn er ist der Einzige, der wirklich das sieht, was später für alle zu sehen sein soll.

      Und was haben wir ihm nicht alles vor die Füße geworfen: Zeitraffer, Zeitlupen, knifflige Modellaufnahmen, Mikroskopaufnahmen, Animationen von Serienfotos (Beispiel: «Was macht Vitamin C in meinem Körper»…), unmögliche Kamerapositionen (hoch oben im Hubschrauber in der offenen Tür hängend) oder tief unter der Erde (im Abwasser oder im Gully oder auch in der Dekoration «Dünndarm»). In dampfenden und stinkenden Fabriken oder in solchen, wo man sein eigenes Wort nicht versteht. Und überall sollten es die richtigen (ich sage immer «zweckdienlichen») Bilder sein. Bilder, die dem «Zweck» «dienen», eine Geschichte spannend zu erzählen. Außerdem sollte er sich noch mit alten analogen Filmtricks auskennen, mit denen er im Nachrichtengeschäft nie etwas zu tun hatte.

      Wir mussten auch erst ein Gefühl füreinander entwickeln, was der Eine meint, wenn er etwas sagt. Denn unsere Sprache (das Einzige, womit wir uns verständigen können) ist eine unerschöpfliche Quelle für Missverständnisse, und die waren anfangs nicht ausgeschlossen (Beispiel «Bauerntheater»). Und «den Augenblick der Wahrheit», also den Take beim ersten Versuch ‹in den Kasten zu kriegen› mussten wir uns erst erarbeiten.

      Möglicherweise auch eine Art Allergie bei mir, aus der Zeit meiner eigenen Ausbildung. Ich war zum Klappe-schlagen eingeteilt und fuhr mit einem WDR-Team ins Ruhrgebiet. Dort sollte eine Episode von «Kumpel Anton und Cerwinski» (zwei Witzfiguren aus dem Ruhrgebiet) gedreht werden. Selbstredend auf Film.

      Drehort war eine Wohnküche mit einer unglaublichen Atmosphäre, «echtes Ruhrgebiet», einfach toll und nicht zu erfinden. Der damalige Kameramann fing damit an, die Lampe über dem Küchentisch wegzuhängen, dann den Küchenschrank rauszutransportieren, das Fenster zu verhängen, dann Licht zu setzen, darauf fingen alle Kacheln an, zu glänzen. Und immer so weiter. Damals dachte ich, (ich war ja noch ganz neu) das müsste wohl so sein, aber ich fand es jammerschade. Und weil ich lernbegierig war, habe ich mir das fertige Stück dann in der Sendung angeschaut. Es war grauenhaft. Die ganze ehemals wundervolle Stimmung war im Eimer, das hätte man ebenso gut in einer Studioecke drehen können. Und ich schwor mir schon damals: Sollte ich jemals in die Verantwortung kommen (damals war noch nicht ansatzweise zu erwarten, dass aus mir irgendwann mal ein Regisseur werden könnte), so etwas darfst du nie, nie, nie machen. Daher mein Spruch «Fernsehen verändert die Wirklichkeit».

      Und so musste ich mit Kai auch erst darauf hinarbeiten, die Stimmung eines jeden Drehortes so weit wie nur eben möglich zu erhalten. Eine Gratwanderung zwischen «gerade mal so hell, dass das Filmmaterial exponiert» und «studiomäßige Ausleuchtung» und dabei immer im Hinterkopf behalten: die technische Abnahme beim Sender, der immer alles gerne so hell und freundlich haben will, wie bei Sonne in der Südsee, und scharf von hier bis zum Nordpol. Bei jedem Dreh eine neue Herausforderung.

      Und der «erste Versuch» ist uns mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Aber wenn Kai dann kommt und eine «Bildverbesserungsmaßnahme» vorschlägt, höre ich auf ihn und lasse ihn machen. Wenn wir uns dann nach dem Dreh – manchmal mit einigen Tagen Abstand – die Bilder im Schneideraum anschauen, ist es nicht selten so, dass wir trotz der Bildverbesserung den ersten Versuch nehmen. Der hat oft mehr Schwung oder auch «Wahrheit», selbst wenn er nicht 100%-ig perfekt ist (was Kai selbstverständlich anstrebt).

      Nach den vielen Jahren der Zusammenarbeit können wir uns mittlerweile blind aufeinander verlassen. Kai ist «meine Augen». Selbst wenn ich mit dem Rücken zu ihm stehe, weiß ich immer, was er gerade vor der Linse hat. Und wenn er «geschnitzelt» sagt, bin ich sicher, dass alles in Ordnung ist. Durch den Kamerasucher zu schauen, das mache ich nur ausnahmsweise oder wenn wir uns nicht sicher sind, dass wir uns richtig verstanden haben.

      Und wenn bei Kai mal was schiefgeht (was wirklich sehr, sehr selten vorkommt), verlässt er sich darauf, dass ich das schon wieder «hingebügelt» bekomme.

      Wir beide wissen voneinander, dass wir an einem Strick ziehen, und zwar in die gleiche Richtung. Unser «Strick» heißt: eine gut in Bildern erzählte Geschichte.

      Auch wenn er mich manchmal als «grummelig» bezeichnet, (selbstverständlich

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