Der Wolfsmann. Hans-Peter Vogt
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Wolfsmann - Hans-Peter Vogt страница 5
1.9.
Die Leute der Mafia strecken ihre Fühler aus.
Rochens Leute werden aktiv. Die Polizei hört sich um. Es gibt keine Spur. Es ist wie verhext. Der Staat hatte seine Überwachung längst perfektioniert. Heimlich und für die Bürger unsichtbar. Die Mafia hat sehr große Ohren und sie kennt sich in diesem Milieu aus. Rochens Leute sind geschickt und gut vernetzt. Sie kennen sich in Berlin und Umgebung wirklich gut aus, aber sie finden keinen einzigen Hinweis.
Chénoa nimmt Kontakt zu den Bossen der südamerikanischen Drogenmafia auf. Wenn es da einen Zusammenhang gäbe, warnt sie, dann würde sie das persönlich nehmen. Die Mafiabosse versichern, dass sie damit nichts zu tun haben.
Elvira versucht immer wieder, den Kontakt zu ihrem Kind herzustellen. Sie spürt, dass Alf lebt.
Sie spürt, dass er sich gegen den Entführer wehrt, aber seine Energieströme sind viel zu schwach, dass sie hätte herausfinden können, wo er sich gerade aufhält.
Nur Artemis weiß, wo Alf steckt, denn einer der Cantara sitzt in Alfs Kopf, aber Artemis tut nichts.
In diesem Stadium scheint es nicht notwendig, Alf zu schützen, oder der Familie zu helfen.
1.10.
Als Alf aus seiner Betäubung wieder aufwacht, ist er in einem leeren und ziemlich verwahrlosten Raum. Es gibt eine Matratze und eine Decke. Vor ihm steht ein Tablett mit einem Teller Müsli und eine Flasche Wasser. Es gibt ein Oberlicht, das nur Dämmerlicht in den Raum durchlässt, und es gibt eine Tür mit einem Spion. Es gibt ein „Töpfchen“ aus Emaille, eine Rolle Klopapier, und es ist so still, dass es schon fast unheimlich ist.
Alf ist alleine. Er ist nicht gefesselt, und seine Augen, Ohren und der Mund sind auch nicht verbunden.
Er setzt sich auf, studiert seine Umgebung, versucht sich zu erinnern, und steht dann auf, um gegen die Stahltür zu hämmern.
Es klingt dumpf, fast lautlos. Irgendwo gibt es eine Art Hall. Dann schreit Alf, aber da ist nichts.
Kein Laut, keine Reaktion.
Alf ist noch sehr klein, aber spürt natürlich, dass hier etwas nicht stimmt. Nein, nicht irgendetwas. Nichts stimmt hier. Er sieht sich noch einmal um, dann seufzt er.
Er trinkt aus der Plastikflasche. Das Wasser ist frisch. Er muss die 1,5 Literflasche mit beiden Händen halten. Sie ist sehr schwer und noch schwerer ist es, den Schraubverschluss alleine aufzumachen und wieder zu verschließen.
Er verschüttet beim Öffnen von dem Wasser, das ihm kühl auf die Hose läuft. Es ist unangenehm, wie kaltes Pipi.
Tatsächlich rührt sich jetzt die Blase und Alf hat Mühe, seine Hose nach unten zu ziehen, bevor sich die Blase entleert. Er nutzt einfach dieses leere Emailtöpfchen. Dann legt er sich wieder auf die Matratze und zieht die Decke über sich. Was soll er sonst tun?
Er überlegt. Er versucht mit Mama Kontakt aufzunehmen. Er versucht mit Tieren Kontakt aufzunehmen, Spinnen, Mücken, irgendetwas, was es hier geben mochte. Ja, es gibt zwei Spinnen, die ihre Netze oben in der Ecke geflochten haben. Sie können Alf nicht helfen. Es gibt eine verirrte Stechmücke, aber auch die kann Alf nicht helfen. Er bleibt alleine.
Alf weint und dann schläft er ein. Er wird schließlich durch einen Taschenlampenstrahl geweckt. Draußen ist es noch hell, aber hier kommt wirklich nur wenig Licht herein. Alf sieht, dass es ein Clown ist, aber der Clown spricht nicht, er sieht nur nach Alf, sieht nach dem Wasser und dem Essen, leert das Emailtöpfchen in einen Plastikeimer und verschwindet wieder durch die Tür. Alf hört, wie sich ein Schlüssel umdreht. Der Clown reagiert auf keinen einzigen Laut von Alf.
Alf ist verzweifelt. Schließlich macht er erneut Pipi, isst das Müsli auf, und trinkt wieder einen Schluck Wasser, wobei er aufpasst, dass er dieses mal nichts verschüttet.
Es ist langweilig. Es ist nichts zu hören. Niemand reagiert auf Weinen oder Schreien, und Alf ist ziemlich verzweifelt. Er hat noch nicht gelernt, alleine durch den Raum zu gehen, nur das würde ihm in der jetzigen Situation helfen. Schließlich schläft er wieder ein.
Er wird erneut von einem Taschenlampenstrahl geweckt. Der Clown bringt belegte Brötchen, eine Tasse heißen Kakao und eine Zeitung. Er setzt Alf hin, drückte ihm die Zeitung in die Hand und es blitzt auf. Alf kennt den Blitz eines Fotoapparates.
Dieses Mal rennt er dem Clown von hinten in die Knie, als der den Raum wieder verlassen will. Der Clown schwankt, aber er stürzt nicht.
Er dreht sich um, nimmt Alf an der Brust, wirft ihn in hohem Bogen auf das Bett und verlässt den Raum.
Alf war mit dem Kopf angeschlagen. Es tut weh, und er ist jetzt wütend, aber was solltest du machen, wenn sich nichts rührt. Es gibt einfach keine Reaktion. Alf weint und schreit. Schließlich nimmt er die Brötchen, und isst sie auf. Der Kakao ist inzwischen kalt geworden, und Alf trinkt ihn mit Genuss. Auch dieses Mal verschüttet er etwas. Es klebt.
Später geht er zu diesem Topf und macht AA. Es ist ziemlich schwer, sich mit dem Papier abzuputzen. Das ist immer sehr schwer, und das AA in dem offenen Emailbehälter riecht unangenehm.
Als Alf wieder wach wird, hatten sich drei Schmeißfliegen eingefunden, angezogen von dem offenen Töpfchen mit dem AA. Sie hatten sich auch auf die Brösel des Brötchens gesetzt und auf das Gesicht von Alf. Alf riecht inzwischen leicht nach Schweiß und nach Pipi und nach Schokolade. Schmeißfliegen lieben solche Gerüche.
Alf nimmt Kontakt zu den Schmeißfliegen auf, und lässt sich erzählen. Er erfährt, dass es da draußen noch mehr Räume gibt, und dass es um diese Räume herum Bäume gibt. Viele Bäume.
Das bringt Alf aber nicht weiter. Er ist einfach noch viel zu klein.
1.11.
Als der Clown wiederkommt, greift Alf ihn erneut an. Er versucht zu beißen, ihn aufzuhalten und zur Tür zu rennen, die nicht ganz geschlossen worden war, aber der Clown erwischt ihn wieder.
Er zischt: „Wenn du das noch mal machst, breche ich dir die Beine.“
Er wirft Alf grob auf das Bett und verlässt den Raum.
Ach was ist das dumm, dass Alf noch nicht gelernt hat, sich in Tiere zu verwandeln. Wie praktisch wäre das jetzt gewesen, egal ob in eine Fliege, ein Krokodil, oder sogar in einen Elefanten. Aber Alf kann das nicht. Seine Mutter und seine Geschwister hatten ihm das bisher noch nicht gezeigt. Er versucht, wenigstens den Tunnel zu rufen. Er weiß, wie das geht, aber der Tunnel öffnet sich nicht.
Alf hat kein Zeitgefühl. In diesem Alter hat man das nicht, und unter den genannten Umständen ist es nicht möglich in Tagen oder Nächten zu zählen.
Nach vier Tagen versucht Alf dem Clown aufzulauern, der in Abständen kommt, um Essen zu bringen und das