Der Wolfsmann. Hans-Peter Vogt
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Als der Schlüssel ins Schloss gesteckt wird, nimmt Alf todesmutig Aufstellung. Der Clown öffnet die Tür mit der rechten Hand, in der anderen trägt er heute eine Tasche mit Essen. In diesem Dunkel des Raums kann er nicht viel sehen. In diesem Moment rennt dieser Knirps in den Clown hinein.
Das geschieht so abrupt, dass der Clown das Gleichgewicht verliert, aber er hat enorme Reflexe. Noch im Fallen greift er nach dieser Gestalt, die an ihm vorbeischlüpfen will und hält sie fest.
Alf hätte es beinahe geschafft. Soviel bekommt er mit, dass es hier wirklich weitere Räume gibt.
Es ist eine Art Ruine, ein halb verfallenes Gebäude, aber auch der zweite Raum ist noch intakt und hat eine Tür, und auch diese Tür ist verschlossen.
Diesmal ist der Clown rabiat. Er verabreicht Alf eine gezielte Trachtprügel und wirft ihn dann wieder auf das Bett, bevor er Alf verlässt.
Heute schreit und weint Alf viel und laut, aber es nützt nichts. Es gibt keine Reaktion.
Schließlich isst er die Nudeln, die der Clown mitgebracht hatte, trinkt Wasser, macht Pipi und überlegt.
Er nimmt wieder Kontakt zu den Schmeißfliegen auf. Er versucht, sich in eine Schmeißfliege zu verwandeln. Vielleicht kann er dann entwischen, aber es funktioniert nicht. Seine großen Geschwister, die können das bereits, aber Alf ist noch zu klein und zu ungeschickt.
Er ist todunglücklich. Außerdem tut der Po höllisch weh. Der Clown war wirklich nah dran gewesen Alf die Beine zu brechen.
Der Clown meldet sich am nächsten Tag nicht.
Für Alf ist das noch schlimmer als die erlittene Trachtprügel. Er empfindet das als Strafe.
Dann kommt der Clown wieder. Er bricht wieder eine Zeitung und der Fotoapparat blitzt wieder.
Diesmal wehrt sich Alf nicht. Er grübelt darüber nach, wie er dem Clown das nächste Mal entwischen könnte.
Dazu sollte es nicht mehr kommen.
1.12.
Der Clown hatte inzwischen den Kontakt zu Elvira hergestellt. Sie hatte ihm signalisiert, dass sie zahlen, und sich an alle Vereinbarungen halten würde. Der Clown war sehr vorsichtig gewesen.
Er hatte bemerkt, dass die Polizei vor Ort ist, und nicht nur die Polizei. Da sind noch andere, die er nicht kennt.
Es wird brenzlig.
Schließlich sieht er nur einen Ausweg. Er muss unerkannt verduften. Auch dieses Kind muss weg. Vielleicht hat es irgendetwas gesehen.
Vielleicht war er einmal unvorsichtig gewesen.
Vielleicht konnte dieses Kind seine Stimme wiedererkennen, auch wenn er nur einmal gesprochen, nein, mehr gezischt hatte.
Der Clown macht reinen Tisch.
Diesmal nimmt er eine Eisenstange mit. Als er die Tür aufschließt, schlägt er hart zu.
Als er den Kopf des Jungen trifft, gibt es einen Lichtblitz, der ihn blendet und umwirft. Er reibt sich die Augen und sieht sich um.
Die Eisenstange liegt neben ihm, blutverschmiert.
Die Matratze ist leer. Auch dort gibt es Blutflecken, aber das Bett ist wirklich leer.
Er dreht sich um, geht aus dem Raum und untersucht den Boden. Es gibt keine Blutspur, die hinausführt. Nicht einen einzigen Tropfen. Er geht sinnend zurück. Der Junge konnte nicht entflohen sein, aber er ist definitiv weg.
Der Clown versteht das nicht. Er nimmt einen Lappen aus seinem Mantel, wischt alle Spuren weg, dann geht er raus und kommt mit einem Kanister Benzin zurück. Er gießt das Benzin über die Matratze. Er legt eine Benzinspur, zündet sie an, und rennt weg.
Er hört die Detonation hinter sich, als der Raum Feuer fängt. Er läuft, bis er seinen Kleinbus findet. Er passt auf, dass niemand in der Nähe ist, steigt hinein, zieht sich um, und wischt sich die Schminke aus dem Gesicht. Dann fährt er davon.
Die Polizei, die Mafia und die Gruppe von Rochen hatten den Ring inzwischen immer enger gezogen. Als es dort im Wald, rund 50 Km vor Berlin plötzlich brennt, wird die Feuerwehr alarmiert. Es hat nur qualmenden Rauch gegeben, den ein Ausflügler von Weitem gesehen hatte. Der Wald ist nicht verbrannt worden. Die Kripo untersucht die Spuren. Sie finden die Reifenspuren des Kleinbusses und sie folgen den Spuren durch den Wald.
Zwei Tage später brennt in Süddeutschland ein Kleinbus aus. Die Polizei untersucht den Fall und zieht Parallelen.
Der Clown war untergetaucht. Das Kind ist und bleibt verschwunden.
Die Kripo gibt Rochen und Elvira Bescheid, aber Elvira sieht die Beamten nur traurig an. „Ich weiß“, sagt sie. „Mein Sohn ist tot. Eine Mutter spürt so etwas.“
1.13.
Alf erlebt den Tunnel nicht zum ersten Mal. Seine Tanten und Onkels hatten ihn schon mit durch diesen Tunnel genommen, wenn sie nach Südamerika oder nach Wittenberge gesprungen waren. Alf kennt diesen langen schwarzen Tunnel, der rotiert, während er dort hindurchfliegt.
Diesmal ist es dennoch anders. Er spürt den Schlag schon nicht mehr, der seinen Schädel gespalten hatte.
Er sieht um sich herum lauter kleine weiße Funken, wie Sterne. Er fliegt durch diesen Tunnel. Es ist eine rasend schnelle Fahrt, die scheinbar unendlich lange dauert. Dann sieht Alf plötzlich ein fernes Licht, dem er sich rasend nähert.
Er wird sanft abgelegt und schläft sofort ein.
Als er die Augen öffnet, sieht er um sich herum eine blühende Landschaft aus lauter kleinen bunten Blumen. Er liegt auf Moos, und um ihn herum gibt es seltsame große und keilförmige Steine. Irgendwo am Himmel brennt die Sonne und in der Nähe plätschert ein Bach.
Alf richtet sich auf. Er sieht sich verwundert um.
Solch eine Landschaft hat er noch nie gesehen.
Es ist warm und er fasst instinktiv an seinen Kopf. Es gibt keine Wunde, der Kopf scheint heil.
Es gibt nicht einmal einen Schmerz. Nichts. Nur das rechte Ohr scheint etwas verrutscht. So. als wenn es da nicht richtig hingehört.
Alf steht auf. Er sieht an sich herunter, dann sucht er diesen Bach.
Es ist wirklich ein kleiner Bach, der sich in einer kleinen Mulde sammelt, nicht wie ein See, eher wie eine große Pfütze. Alf sieht, dass sich der Himmel in dieser Pfütze spiegelt, und er beugt sich vorsichtig darüber. Er sieht plötzlich sein Spiegelbild ganz klar, und er dreht den Kopf hin und her. Er sieht das Blut auf der Kleidung und in seinen Haaren. Er sieht, dass ein Stück seines Ohres fehlt, und er sieht, dass der Kopf sonst völlig in Ordnung ist. Er kniet sich hin, trinkt von dem klaren Wasser und wäscht sich unbeholfen.
Dann