Abenteuer Spiel 2. Christoph Sonntag
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Ausgewogene Rollen- und Machtverhältnisse
Besonders bei Spielen mit Konkurrenzcharakter oder verschiedenen Spielzielen ist es wichtig, dass alle Parteien die gleichen Chancen haben und die Rollen und Machtverhältnisse gerecht verteilt sind.
Das Spiel „Der König hat Kopfschmerzen“ ist trotz der sehr reduzierten Bewegung ein überaus spannendes und gelungenes Spaßspiel. Dies liegt unter anderem an den ausgeglichenen Machtverhältnissen. Die Person in der Mitte darf nichts sehen, aber es reicht schon ein Wink in die richtige Richtung, um alle heranschleichenden Mitspielenden wieder zurückzuschicken.
Spielwitz
Gute Spaßspiele verfügen über einen eigenen Spielwitz, das heißt, sie beinhalten einen gewissen Zusatz, der von den Spielenden als besonders animierend und witzig erlebt wird. Dieser Spielwitz ergibt sich durch ganz unterschiedliche Faktoren und entsteht z. B. durch eine witzige Spielgeschichte wie bei dem Spiel „Popcorn“ oder durch die Verwendung ungewohnter Spielmaterialien wie beim „Gummihuhngolf“. Von entscheidender Bedeutung für den Spielwitz ist auch die Geräuschkulisse eines Spiels. Fast alle Spaßspiele werden besser im Sinne von spaßiger, wenn die Spielenden neben dem Spiel noch für die passende Geräuschkulisse sorgen.
Das Spiel „Parkplatzsuche“ macht nur dann richtig Spaß, wenn die Spielenden auch wirklich laut hupend aufspringen und durch den Raum brausen.
„Marktplatz von Pamplona“ wirkt viel dynamischer, wenn die Außenstehenden immer „olé“ rufen, sobald sie eine Hand vom Seil lassen.
„Gorilla und Huhn“ bekommt seinen Reiz durch den immer wiederkehrenden, abrupten Wechsel vom laut brüllenden Gorilla zum kleinen quietschenden Huhn.
Aufgabe und Bedeutung
Durch ihren spielerischen Charakter und die Vermittlung von Spaß und Spielfreude sind Spaßspiele für einen persönlich bedeutsamen Lernprozess in einer Gruppe von wesentlicher Bedeutung und erfüllen in diesem Zusammenhang mehrere wichtige Aufgaben:
Unbeschwertheit und Wertschätzung
Wenn Menschen gemeinsam lachen und sich freuen, ist das ein Zeichen dafür, dass sie sich wohl fühlen und entspannt sind. Eine solche Unbeschwertheit erleichtert es allen Beteiligten, sich frei und ungezwungen zu verhalten. Sie fördert den offenen Austausch untereinander und ermöglicht es allen, sich auf einen gemeinsamen und ernsthaften Lernprozess einzulassen.
Der Einsatz von Spaßspielen hilft zudem dabei, grundlegende Werte wie Wertschätzung und Rücksichtnahme spielerisch zu vermitteln und in der Gruppe zu etablieren, ohne sie gesondert erläutern zu müssen.
Eine Gruppe spielt „Marktplatz von Pamplona“. Bis auf zwei Freiwillige stehen alle im Kreis und halten ein Seil in den Händen. Sobald es einem von beiden gelingt, die Hand eines Außenstehenden abzuschlagen, muss diese Person in die Mitte und die Rollen werden getauscht. Während des Spiels sind zwei Personen aus der Gruppe sichtlich angespannt und versuchen unbedingt zu vermeiden, in die Mitte zu kommen. Als es einem der Stiere in der Mitte dennoch gelingt, einen der beiden abzuschlagen, geht dieser lustlos in die Mitte und macht einige verzweifelte Versuche, jemanden abzuschlagen. Die Spielleitung sieht dies und nimmt spontan die Position in der Mitte ein. Dankbar nimmt dieser wieder einen der Plätze am Seil ein und entspannt sich.
Durch diese Aktion vermittelt die Leitung der Gruppe unterschwellig, dass sie Rücksicht auf die Bedürfnisse der einzelnen Spielerinnen und Spieler nimmt und diese zu nichts gezwungen werden.
Gruppe und Leitung
Spaßspiele bieten Gruppe und Leitung die Möglichkeit, sich gegenseitig kennen zu lernen und eine gemeinsame Ebene zu finden. Durch das gemeinsame Spiel kann die Leitung sich als Person mit verschiedenen Facetten zeigen und die Teilnehmenden mit ihrer Spielfreude anstecken. Sie demonstriert der Gruppe ihre Definition von Spielspaß und hat die Möglichkeit, spielerisch auf das Spielgeschehen einzuwirken.
Die Gruppe spielt „Verdammt!“. Die Spielleitung nimmt aktiv am Spielgeschehen teil und versucht mit Begeisterung, den anderen ihre Hüte vom Kopf zu stupsen. Ihr eigener Hut fliegt dabei sehr oft auf den Boden und sie ruft immer wieder mit sichtlichem Vergnügen „verdammt“.
Vertrautheit und Vertrauen
Als Agent laut brüllend einen anderen Teilnehmer zu umkreisen oder mit Stöcken ein Gummihuhn durch den Park zu schlagen, ist für die meisten Menschen äußerst ungewöhnlich und für viele in der Regel unvorstellbar. Es dennoch zu machen, bedarf einer entsprechenden Überwindung und bringt im Idealfall eine Menge Spaß. Besonders alberne Spaßspiele benötigen eine gewisse Vertrautheit innerhalb der Gruppe. Sie fördern aber gleichzeitig diese vertraute Stimmung und helfen den Teilnehmenden ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen. Besonders das Spielen von scheinbar sinnlosen oder albernen Spielen kann eine Gruppe im Idealfall nachhaltig zusammenschweißen und die Grundlage für ein gemeinsames Erlebnis und ausgelassenen Gesprächsstoff bilden.
Die Spielleitung möchte mit einer Gruppe das Spiel „Parkplatzsuche“ spielen. Als sie erklärt, dass alle Anwesenden gleich laut hupend ihre Plätze tauschen sollen, reagieren einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer irritiert und sehr skeptisch. In den ersten Minuten des Spiels wechseln auch nur vereinzelt zwei Personen halbherzig die Plätze. Nachdem die Spielleitung selbst mehrfach mit Wonne durch die Kreismitte gebraust ist, trauen sich nach und nach auch die anderen Teilnehmenden aktiv mitzumachen und es entwickelt sich ein lautes und lustiges Durcheinander, bei dem alle Spaß haben.
Im Verlauf des weiteren Programms entwickelt sich das Imitieren von Autos zu einer Art Insiderwitz und obwohl das Spiel längst vorbei ist, tauschen immer wieder mehrere Gruppenmitglieder laut hupend ihre Sitzplätze oder brausen los, wenn sie sich etwas zu trinken holen.
Spaßspiele, die genau an der aktuellen Hemmschwelle der Spielerinnen und Spieler ansetzen und diese ein kleines Stück überschreiten, tragen dazu bei, das Vertrauen der Teilnehmenden in die Gruppe auszubauen und zu festigen. Durch die ungezwungene Spielatmosphäre und die scheinbare Bedeutungslosigkeit des Handelns ergeben sich für die Spielenden immer wieder neue spielerische Möglichkeiten, sich auszuprobieren und ein persönliches Wagnis einzugehen. Deshalb sind besonders alberne Spaßspiele in ihrer Bedeutung durchaus mit Vertrauensspielen zu vergleichen. Sie stellen die Beteiligten immer wieder vor herausfordernde Situationen und geben dem Einzelnen und der Gruppe die Gelegenheit, den aktuellen Grad des eigenen Vertrauens in die Gruppe zu erkennen und gegebenenfalls auszuweiten.
Eine Gruppe spielt das Spiel „Samurai“. Eine Person aus der Gruppe zeigt sich in der Anfangsphase besonders zurückhaltend. Sie deutet ihre Bewegungen nur an und schafft es nicht, ihre Stimme richtig zu erheben. Die anderen aus der Gruppe haben damit keine Probleme. Sie machen lautstark mit und jeder Schrei wird von großem Gelächter der Gruppe begleitet. Von der ausgelassenen Stimmung der anderen angesteckt, traut sich diese eine Person immer mehr mitzumachen. Zunächst werden nur ihre Bewegungen ausladender, aber mit der Zeit auch ihre Schreie immer lauter. Die anderen Spielerinnen und Spieler honorieren ihr Engagement und lachen laut mit ihr, als sie einmal besonders laut zum imaginären Schwerthieb ausholt.
Motivation und Bewegung
Spaß und Freude unterstützen