Land des Geldes. Oliver Bullough

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      Zum Buch

      Von heruntergekommenen Städten an der sibirischen Grenze über Steueroasen in der Karibik bis zu den Verbrechervillen in London und Manhattan – irgendwas läuft falsch in dieser Welt. Dieses Buch zeigt Ihnen, was.

      Vor nicht allzu langer Zeit konnte ein Amtsträger, der sich aus der öffentlichen Kasse bediente, nicht ganz so viel mit seinem Geld anfangen. Er konnte sich ein neues Auto kaufen oder sich ein schönes Haus bauen, es vielleicht noch an Freunde und Familie verschenken, aber das war es im Großen und Ganzen dann auch. Wenn er weiter stehlen würde, würden sich die Geldscheine nur in seinem neuen Haus stapeln, bis alle Zimmer voll wären oder es die Mäuse auffressen würden.

      Dann hatten ein paar Banker in London eine geniale Idee …Begleiten Sie den investigativen Journalisten Oliver Bullough auf eine Reise ins »Land des Geldes« – einen grenzenlosen Staat der Superreichen. Erfahren Sie, wie die Institutionen Europas und der USA zu Geldwäscheinstituten wurden, die die Fundamente westlicher Stabilität untergraben. Entdecken Sie die wahren Kosten einer Geschäftspolitik, die weder Korruption noch Gefahr scheut. Treffen Sie die Kleptokraten und ihre schrecklichen Kinder. Und finden Sie heraus, wie heroische Aktivisten sich auf der ganzen Welt zur Wehr setzen.

      Dies ist die Geschichte von Geld und Macht im 21. Jahrhundert. Es ist noch nicht zu spät, sie umzuschreiben.

      Über den Autor

      Oliver Bullough ist Journalist, u.a. für den »Guardian« und »The New York Times«, und Autor zweier Bücher über russische Geschichte und Politik. Er lebt in London.

      Oliver Bullough

      LAND DES

      GELDES

      MONEYLAND

      Warum Diebe und Betrüger

      die Welt beherrschen

      Aus dem Englischen

      von Jürgen Neubauer

      Verlag Antje Kunstmann

      INHALT

       1 Aladins Räuberhöhle

       2 Unter Piraten

       3 Die Königin der Karibik

       4 Sex, Lügen und Offshore

       5 Das Geheimnis der Harley Street

       6 Stille Post

       7 Krebs

       8 Fies wie eine Klapperschlange

       9 Der Passverkäufer

       10 Diplomatische Immunität!

       11 Die Unbeschreiblichen

       12 Dunkle Materie

       13 Der Atomtod klopft an die Tür

       14 Ja zum Reichtum

       15 Luxusimmobilien

       16 Unter Plutokraten

       17 Die Zerschlagung der Schweiz

       18 Steuerparadies USA

       19 Der Kampf gegen Moneyland

       Quellen

       Dank

       Register

      KAPITEL 1

      ALADINS RÄUBERHÖHLE

      DIE FRANZOSEN BEGANNEN IHRE REVOLUTION 1789 mit dem Sturm auf die Bastille, einem Symbol für die Grausamkeit ihrer Herrscher. Und die Ukrainer begannen ihre Revolution 2014 mit dem Sturm auf den Präsidentenpalast Meschyhirja, einem Symbol für die Selbstbereicherung ihrer Herrscher. Auf dem weitläufigen Gelände des Anwesens befanden sich Wasserspiele, ein Golfplatz, eine pseudoantike Tempelruine, ein Marmorpferd, das mit einer Landschaft der Toskana bemalt war, ein Straußengehege, ein Gelände zur Wildschweinjagd sowie ein fünfstöckiges Landhaus, in dem der gestürzte Präsident Wiktor Janukowytsch seiner vulgären Prunksucht frönte.

      In der Ukraine wussten alle, dass Janukowytsch korrupt war, doch bis zu diesem Moment hatte sich niemand eine Vorstellung davon gemacht, wie korrupt. Zu einer Zeit, als die gewöhnlichen ukrainischen Bürger den Gürtel ein Loch ums andere enger schnallen mussten, hatten er und seine Spießgesellen Vermögen von Hunderten Millionen von Euro angehäuft. Er hatte mehr Geld, als er jemals würde ausgeben können, und mehr Schätze, als er in seinem Palast zur Schau stellen konnte.

      Alle Staatsoberhäupter haben ihre Paläste, doch in der Regel befinden sich diese im Eigentum des Staats. Wenn sie sich denn einmal in Privateigentum befinden, wie der Trump Tower von Donald Trump, dann wurden sie meist vor Amtsantritt erworben. Janukowytsch hatte sich seinen Palast jedoch erbaut, während er von Steuergeldern lebte, und deshalb wollten ihn die Demonstranten sehen. Staunend liefen sie um das Hauptgebäude, die Brunnen, die künstlichen Wasserfälle, die Statuen und die exotischen Fasane. Es war ein Tempel der Geschmacklosigkeit, eine Kathedrale des Kitschs, der Inbegriff der Extravaganz. Geschäftstüchtige Anwohner vermieteten Fahrräder an die Besucher, denn das Gelände war so groß, dass man es zu Fuß gar nicht erkunden konnte, und die Revolutionäre brauchten Tage, bis sie auch in den letzten Winkel vorgedrungen waren. Die Garagen erinnerten an eine Räuberhöhle aus einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht, hier türmten sich Goldschätze von unvorstellbarem Wert. Die Revolutionäre ließen die Schätze später von

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