Der Rancher Und Die Schwester Seines Besten Freundes. Shanae Johnson
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Читать онлайн книгу Der Rancher Und Die Schwester Seines Besten Freundes - Shanae Johnson страница 3
Grizz’ Blick kehrte zu ihrem Lächeln zurück. Er hatte sie als Kind zum Kichern gebracht. Sie hatte gejauchzt, wenn er sie auf der Schaukel angestoßen hatte. Sie hatte grinsend zu ihm aufgesehen, wenn er ihr die witzigen Gedichte vorgelesen hatte, die er als Kind so liebte. Selbst als er versucht hatte, schwierigere Gedichte zu erklären, die ihm als junger Mann gefielen, hatte sie höflich gelächelt, weil sie nichts davon verstanden hatte.
Patty war das einzige Mädchen gewesen, mit dem er lange Nachmittage hatte verbringen können, ohne das Bedürfnis zu verspüren, fortlaufen zu müssen. Er hatte bei ihr nie den Druck verspürt, mehr zu sein, als er war. Vermutlich, weil sie sich schon so lange kannten.
»Was ist mit deinem großen Bruder?«, fragte Keaton. »Bin ich etwa gehackte Leber für dich?«
»Zufälligerweise mag ich gehackte Leber«, entgegnete Patty.
Keaton bohrte den Finger in ihre Schulter. »Weil du seltsam bist.«
Patty wich aus und schlug nach seiner Hand. Die beiden rangelten miteinander. Keaton in seinen soliden Armeestiefeln und Patty in ihren feinen Riemensandalen.
In einem Haus, in dem der Vater beim Militär war, der Bruder denselben Pfad einschlug, und Grizz nicht verstand, warum Mädchen nicht ebenfalls boxen können sollten, hatte Patty gelernt, sich selbst zu verteidigen. Selbst im Kleid und auf hochhackigen Schuhen behauptete sie sich.
In diesem Moment sah Grizz in ihr das Mädchen wieder, das sie einmal gewesen war. Das Mädchen, mit dem er im Hinterhof ringen konnte. Das Mädchen, mit dem er ruhige Freitagabende verbracht hatte, um einen Marathon der Andy Griffith Show oder Happy Days zu sehen. Das eine Mädchen, bei dem er sich nichts dabei denken musste, wenn es seinen Kopf auf seiner Schulter ausruhte.
Keaton täuschte rechts an. Patty hatte die Gelegenheit zum Gegenangriff, trat stattdessen jedoch einen Schritt zurück und ließ sich einfach gegen Grizz fallen. Er fing sie auf und drückte ihren üppigen Körper an sich. Mit einem Schlag verließ sie die Kampfeslust, und auch aus ihm schwand der Widerstand.
Es war lange her, dass er Patty das letzte Mal berührt hatte. Jahre, seitdem sie auf der Couch aneinander gekuschelt gesessen hatten und Patty ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte.
Grizz’ Blick fiel auf Pattys Mund. Patty öffnete die Lippen. Ihre rosa Zunge schnellte hervor und befeuchtete diese Lippen. Sein Griff verstärkte sich. Alles in seinem Inneren schrie nur ein Wort.
Meins.
»Ha«, rief Keaton aus. »Erwischt. Halt sie gut fest, Grizz.«
Ja! Genau das sollte er tun. Patty festhalten und nie mehr loslassen. Ihren Kopf an die Brust drücken, damit sie hörte, wie sein Herz für sie pochte. Ihr Kinn anheben, um ihr dabei zusehen, wie sie die Lippen befeuchtete und dann ihren Mund erobern.
Grizz ließ Patty los. Seine Arme streckten sich widerwillig, als er sie von sich wegschob. Patty schwankte auf unsicheren Beinen, und Grizz musste an sich halten, nicht erneut nach ihr zu greifen.
Als sich ihre Blicke begegneten, war der Glanz in Pattys Augen erloschen. Das glitzernde Azur war einem verschmiertem Blau gewichen, das man fast grau nennen konnte. Patty machte einen Schritt zur Seite. Die Zurückweisung war ihr anzusehen. Sie nickte allen kurz angebunden zu und stakste davon.
Keaton gab Grizz einen Stoß. »Warum hast du sie gehen lassen?«
Der Stoß von seinem besten Freund war nicht besonders kräftig gewesen, doch Grizz’ schwankte, als würde er gleich umfallen. Er hatte gerade das Einzige auf dieser Welt losgelassen, das er verzweifelt haben wollte, aber nicht haben konnte. Er hatte gerade die kleine Schwester seines besten Freundes gehen lassen.
»Ich sehe, dass du verstehst, was ich mit der einen meine.« Mac klopfte Grizz auf den Rücken. »Du bist so was von erledigt.«
Grizz war in der Tat erledigt. Er war in Patricia Keaton verschossen. Mac hatte das womöglich erkannt. Grizz hoffte nur, dass er seine Gefühle gut genug verbarg, damit sein bester Freund es nicht ebenfalls herausfand.
Kapitel Zwei
Auch wenn Keaton der beste große Bruder war, den ein Mädchen sich wünschen konnte, Patty würde ihn umbringen. Er hatte sie nie verpetzt. Auch nicht, wenn sie ihr Gemüse nicht gegessen hatte. Stattdessen hatte er ihr gezeigt, wie sie das Grünzeug in den Müll schmuggeln konnte, wenn sie am Esstisch saßen und ihre Eltern gerade wegsahen.
Keaton ließ Patty mit ihm und seinen Freunden oft mitkommen, insbesondere weil niemand annahm, dass seine Clique etwas im Schilde führen würde, solange Keatons kleine Schwester dabei war. Damit lagen die Leute aber meistens falsch. Wann immer Patty etwas mit ihrer eigenen Clique ausheckte, wollte Keaton wissen, was sie geplant hatte, denn er war sich sicher, einen besseren Plan austüfteln zu können. Damit hatte er auch gewöhnlich recht.
Es gab da jedoch diesen einen Plan, von dem sie Keaton nie erzählt hatte. Es war der Plan, der ihr Leben bestimmte. Patty hatte sich vorgenommen, einmal den besten Freund ihres Bruders zu heiraten.
Patricia Keaton war es gewohnt, dass sie ihren Willen bekam. Von klein auf wusste sie, dass sie alle wichtigen Eigenschaften besaß, um zu bekommen, was sie wollte. Mit ihren kleinen Händen hatte sie als Kind ihre speckigen Wangen befühlt, die man so oft gestreichelt und in die man ebenso häufig hineingekniffen hatte. Sie hatte manchmal in den Spiegel geschaut und ihre Lippen zu einem offenen Lächeln verzogen, um zu verstehen, was andere in diesem zahnlückigen Lächeln sahen. Sie hatte in ihre blauen Augen gestarrt und versucht, das Strahlen darin zu erkennen, von dem die Freunde ihrer Mutter so felsenfest behaupteten, dass es da wäre. Sie hatte nichts dergleichen darin entdeckt, wohl aber begriffen, dass andere darauf ansprachen und es ihr einen Vorteil verschaffte.
Außer wenn es um Grizz ging.
Grizz war nicht immun gegen Pattys Charme. Er verbrachte viel Zeit damit, sie zum Lachen zu bringen. Sie wusste, dass umgekehrt ihr Kichern ihn zum Lachen brachte. Sie wusste, dass sie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, wenn sie in seine Augen blickte.
Patty wusste, dass Grizz sie mochte. Nur nicht auf dieselbe Weise, wie sie ihn mochte. Denn sie mochte Grizz nicht einfach nur, sie liebte ihn.
Sie wusste, dass sie ihn liebte, seit ihre Mutter ihr das Wort beigebracht hatte. Als Kind liebte Patty ihre Mutter. Sie liebte ihren Vater. Sie liebte ihren Bruder.
Die gleichen warmen und seltsamen Gefühle brachte sie auch Grizz entgegen. Aber sie waren gleichzeitig auch irgendwie anders, irgendwie mehr. Seit Patty das Wort für Liebe gelernt und Grizz’ Namen erfahren hatte, wusste sie, dass die Worte Grizz und Liebe in denselben Satz gehörten.
An diesem Tag hatte sie beschlossen, alles nur Erdenkliche über Grizz in Erfahrung zu bringen. Sie kannte seine Lieblingssendungen im Fernsehen. Er liebte Schwarzweißklassiker wie Erwachsen müsste man sein und die Andy Griffith Show, welche eine einfachere Zeit beschrieben. Grizz liebte die Poesie von einfachen Sachen wie Dr. Seuss’ Geschichten bis hin zu den komplexen, lyrischen Werken von Byron, welche Patty nicht verstand. Sie wusste, dass Grizz sein Steak liebte, wenn es nur kurz vom Feuer beleckt wurde. Im Gegensatz zu ihr mochte er allerdings die Gemüsebeilagen. Trotz dieses Makels liebte sie ihn und wusste, dass sie beide es schaffen würden.
Patty hatte gehofft, dass Grizz sie am Abend ihrer Abschlussparty endlich so sehen würde, wie sie sich das erhoffte.