Auf lange Sicht (E-Book). Marie-José Kolly

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Auf lange Sicht (E-Book) - Marie-José Kolly

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Schweizer Parteien in einem umgekehrten Hufeisen zueinander stehen?

      Wir ebenfalls nicht, als wir die betreffenden Beiträge in Angriff nahmen. Doch fast immer haben wir festgestellt, dass es eine originelle Art gibt, rigorose Datenanalysen mit inspirierender Visualisierung und spielerischem Erzählen zu verbinden. Und genau deshalb hat uns die Arbeit an der «langen Sicht» auch so unglaublich viel Freude gemacht. Wir hoffen, Ihnen einen Teil dieser Freude beim Lesen weiterzugeben.

      Die New Coronomy

      Simon Schmid

      Publiziert am 25.01.2021

      image 9 Minuten

      Wenn die Videocall-Software Zoom gleich viel wert ist wie die zehn grössten Airlines zusammen, dann hat die Pandemie einiges auf den Kopf gestellt. Vier erstaunliche Grafiken zur neuen Börsenwelt nach der Corona-Pandemie.

      WIRTSCHAFT

      Um einen privaten Event live zu übertragen, habe ich letztes Jahr einen Pro-Zugang von Zoom abonniert. Kostenpunkt: 15 Dollar pro Monat. Offensichtlich war ich nicht der Einzige, der sich während der Pandemie an Videocalls gewöhnen musste. Mehrere Hundert Millionen Userinnen und User halten sich täglich in Zoom-Meetings auf. Eine halbe Million Kleinunternehmen nutzen Zoom professionell. Das sind bemerkenswerte Zahlen.

      Schade, habe ich nicht auch Aktien von Zoom gekauft. Die Techfirma mit Sitz im kalifornischen San José ist eine absolute Senkrechtstarterin. In knapp zwei Jahren hat sich ihr Kurs verfünffacht. Zoom ist damit nicht nur eines der erfolgreichsten Software-Start-ups aller Zeiten, sondern die Firma hat auch eine Art Schallmauer durchbrochen. Sie hat nämlich inzwischen einen Wert von über 100 Milliarden Dollar.

      Zoom vs. Airlines

      Zoom (G1) bringt damit an der Börse einen ähnlich grossen Marktwert auf die Waage wie die zehn grössten Airlines der Welt zusammengezählt. Um zu verstehen, wie ein solch enormes Wachstum in so rascher Zeit möglich ist, muss man etwas ausholen.

      Zoom wurde 2011 vom chinesischen Netzwerkingenieur Eric Yuan gegründet. Das Start-up durchlief eine Bilderbuchkarriere: 2013 wurde die Software veröffentlicht, ein Videoconferencing-Tool mit Chatfunktion. 2017 kam die Investmentfirma Sequoia Capital mit 100 Millionen Dollar an Bord, 2019 folgte schliesslich der Börsengang.

      Schon damals wurde Zoom von Anlegern sportlich bewertet. Die Firma erzielte gerade einmal sechs Millionen Dollar Betriebsgewinn und war trotzdem 20 Milliarden Dollar wert – ein Verhältnis von 1 zu 3333. Solche Bewertungen sind nur unter der Annahme gerechtfertigt, dass ein Unternehmen seinen Gewinn in der Zukunft enorm steigern kann. Völlig falsch waren diese Erwartungen nicht. Tatsächlich ist Zoom stark gewachsen: Der Betriebsgewinn beträgt mittlerweile rund 400 Millionen Dollar. Und so hat sich auch das Verhältnis etwas normalisiert. Der Börsenwert von Zoom ist «nur» noch rund 270-mal so hoch wie der Gewinn.

      Dieser Wert ist nach wie vor extrem hoch. Besonders im Vergleich mit den Airlines: Sie werden – gemessen am Gewinn vor der Pandemie – zu einem bloss sechsmal so hohen Wert gehandelt. Das zeigt: Die Pandemie hat die Wirtschaft auf den Kopf gestellt.

G1ZOOM VS. AIRLINESVideocalls werden wichtiger als Businesstrips
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      Börsenwert in US-Dollar. Zur IAG (International Airlines Group) zählen unter anderem die British Airways. QUELLE: companiesmarketcap.com

G2APPLE VS. BANKENTechnologie schlägt Finanzbranche
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      Börsenwert in US-Dollar. QUELLE: companiesmarketcap.com

G3AMAZON VS. PHARMAEin Gigant im Detailhandel
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      Börsenwert in US-Dollar. QUELLE: companiesmarketcap.com

G4TESLA VS. AUTOFIRMENElektromobilität überstrahlt alles
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      Börsenwert in US-Dollar. QUELLE: companiesmarketcap.com

      Die Luftfahrt ist zwar noch immer ein wichtiger Wirtschaftszweig. Trotz teilweisem Grounding gaben Konsumentinnen zuletzt bei den zehn grössten Airlines bei Weitem mehr Geld aus als bei Zoom. Aber eben: Die Gewinn- und Wachstumschancen werden komplett anders eingestuft. Southwest Airlines, die wertvollste Luftfahrtgesellschaft der Welt, dürfte erst 2022 wieder profitabel sein. Zoom dagegen ist eine Techfirma. Sie erzielt mit wenig Mitarbeitenden viel Gewinn – und steigert diesen von Quartal zu Quartal. Das mögen Investoren, wie sich auch an anderen Unternehmen des Technologiebereichs zeigt.

      Apple vs. Banken

      Das Paradebeispiel dafür ist Apple (G2). Auch hier lässt sich ein passender Vergleich aufstellen: Die Herstellerin von Computern, Tablets und Smartphones ist etwa gleich viel wert wie die zehn grössten Banken der Welt. Anders als im Fall von Zoom beruht der Marktwert hier aber nicht auf dem Prinzip Hoffnung. Apple ist bereits heute ein Unternehmen der Superlative:

      —Unter allen Firmen, die an der Börse gehandelt werden, erwirtschaftet Apple den zweithöchsten Gewinn.

      —Apple erzielt zudem den sechsthöchsten Umsatz.

      —Und Apple ist schon seit geraumer Zeit die wertvollste aller Firmen.

      Seit fünfzehn Jahren legt der Aktienkurs von Apple kontinuierlich zu. Die Vergangenheit spricht also ebenso für das Unternehmen wie die Zukunft. Dies reflektiert sich auch in der Bewertung. Das Verhältnis von Börsenwert zu Betriebsgewinn beträgt bei Apple ungefähr 1 zu 30. Das ist ein Wert, den man bei einer gesunden Firma mit guten Aussichten etwa erwarten würde. Ganz anders als die von Apple sind die Aktien der grossen Banken gelaufen. Egal, ob sie aus den USA, aus China oder aus Europa stammen: Ihre Kurse treten seit der Finanzkrise an Ort und Stelle. Einzig die Royal Bank of Canada oder die amerikanische J. P. Morgan Chase haben an der Börse etwas an Wert zugelegt.

      Amazon vs. Pharma

      Ein weiterer Riese der Technologiewelt ist Amazon (G3). Die Firma, die 1994 als Onlinebuchhändlerin gestartet ist und inzwischen ein ganzes Retail-Imperium betreibt, ist gemessen am Börsenwert heute das viertgrösste Unternehmen. Sie wird ähnlich hoch gehandelt wie die zehn weltgrössten Pharmahersteller.

      Die von Jeff Bezos geleitete Firma ist eine Mischform. Einerseits ist sie ein Onlineunternehmen: Sie betreibt Serverfarmen und eine Marktplattform, über die Drittanbieter ihre Produkte verkaufen können.

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