Auf lange Sicht (E-Book). Marie-José Kolly
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G18 | UNTERSCHIEDLICHE NORMTEMPERATURENTemperaturabweichungen in der Schweiz von 1864 bis 2018 |
Dargestellt ist die Abweichung von zwei verschiedenen Normperioden: Die Farbcodierungen entsprechen +/– 2,5 Grad. QUELLE: Meteo Schweiz
G19 | WIE WEIT REICHT DIE SKALA?Temperaturabweichungen in der Schweiz von 1864 bis 2018 |
Dargestellt ist die Abweichung gegenüber der Normperiode 1961 bis 1990 mit verschiedenen Farbcodierungen. QUELLE: Meteo Schweiz
G20 | SO FÜHLEN SICH DIE TEMPERATUREN ANTemperaturabweichungen in der Schweiz von 1864 bis 2018 |
Dargestellt ist die Abweichung von 0 Grad Celsius. Die Farbcodierungen entsprechen +/– 16,8 Grad. QUELLE: Meteo Schweiz
G21 | GRÖSSERE SAISONALE SCHWANKUNGENTemperaturabweichungen in der Schweiz von 1864 bis 2018 |
Dargestellt ist die Abweichung gegenüber der Normperiode 1961 bis 1990: Die Farbcodierungen entsprechen +/– 2,5 Grad. QUELLE: Meteo Schweiz
Versuchen wir es zunächst mit einer Visualisierung der Jahreszeiten anhand der absoluten Temperaturen (G20). Als «Norm» dient dabei die Marke von null Grad Celsius. Visualisieren wir, wie stark die mittleren Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintertemperaturen von 1864 bis 2018 davon abweichen, so vermitteln wir allerdings nicht mehr als ein grobes Gefühl: Die dazugehörige Grafik zeigt, wie heiss wir die Temperaturen in den vier Jahreszeiten jeweils empfunden haben. Aus dieser Grafik einen Trend zum Klimawandel abzulesen, ist kein leichtes Unterfangen. Um dies zu tun, wird für jede Jahreszeit eine eigene Normtemperatur benötigt.
Vier Bezugspunkte
Die saisonalen Normtemperaturen betragen: 3,3 Grad Celsius im Frühling, 12,1 Grad im Sommer, 5,6 Grad im Herbst und –2,7 Grad im Winter. Passen wir die vier Wärmestreifen an diese Normtemperaturen (G21) an, so erhalten wir ein komplett anderes Ergebnis. Der Fokus liegt nun auf den Unterschieden innerhalb der Jahreszeiten statt zwischen ihnen. Die Farbtöne der neuen Grafik weisen eine chaotischere Anordnung auf als zuvor. Blau und Rot wechseln sich öfter ab, und es fällt zuweilen schwer, eine Tendenz zu erkennen. Das liegt daran, dass die Daten auf Ebene der Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintertemperaturen stärker schwanken als beim ganzjährigen Mittel.
Dies mag zunächst verwirrend klingen, ist statistisch jedoch zu erwarten: Es rührt daher, dass sich extreme Werte übers Jahr hinweg ausgleichen. Ein speziell heisser Frühling und ein kalter Herbst führen, aufs Ganze gesehen, zu einem durchschnittlichen Jahresergebnis. Die «Vier-Jahreszeiten-Grafik» ist dadurch automatisch weniger geglättet. Vielleicht ist dies nun nicht mehr die allerschönste Klimagrafik der Welt. Doch aus den neu geeichten Wärmestreifen lässt sich besser herauslesen, nach welchem Jahreszeitenmuster sich das Klima in der Schweiz verändert hat:
—Seit rund zwanzig Jahren gab es fast keinen Frühling mehr mit unterdurchschnittlichen Temperaturen.
—Ähnliches gilt für den Sommer: Der Übergang von kalten zu warmen Temperaturen ist hier am deutlichsten, am stetigsten ausgeprägt.
—Im Herbst sind die Temperaturen zuletzt nicht so stark gestiegen. Dafür zeigt sich, dass die saisonalen Temperaturen, zu Beginn der Messreihe im 19. Jahrhundert, vergleichsweise kühler waren.
—Bei den Wintertemperaturen zeigen sich insgesamt die grössten Schwankungen. Die Erwärmung ist weniger eindeutig als beispielsweise im Sommer.
Mag sein, dass all diese Detailüberlegungen am Ende zu viel des Guten sind. Vermutlich wird nie ein Designer eine Kaffeetasse oder eine Tragetasche mit Jahreszeiten-Wärmestreifen bedrucken. Allerdings findet gerade eine bemerkenswerte Entwicklung statt: Der Klimawandel wandert von der Gelehrtenstube nach und nach in die Populärkultur. Da ist es allemal sinnvoll, wenn man weiss, wovon eigentlich die Rede ist.
DIE DATEN
Sie lassen sich bei Meteo Schweiz als Textdatei beziehen. Darin findet sich das Schweizer Temperaturmittel über sämtliche Monate für den Zeitraum von 1864 bis zum aktuellen Rand. Dieses Mittel entspricht der Durchschnittstemperatur, die über die gesamte Landesfläche und die verschiedenen Höhenlagen gemessen wird. In die Zeitreihe fliessen die Daten von 19 Messstationen ein, die über den gesamten Zeitraum hinweg lückenlos zur Verfügung stehen. Um Veränderungen bei den Messbedingungen zu korrigieren, wurden diese Daten homogenisiert.
Wie viel wir arbeiten
Olivia Kühni
Publiziert am 26.02.2018
Die Arbeitszeit der Menschen hat über die Jahrzehnte deutlich abgenommen. Doch ein zweiter Blick – gerade auf die Situation der Frauen – zeigt ein differenzierteres Bild.
SOZIALES
Neun Stunden in Büro, Spital oder Schule statt zwölf in der Fabrik: Die arbeitenden Menschen in der Schweiz sind heute durchschnittlich deutlich weniger im Einsatz als zur Zeit unserer Urgrosseltern. Damit hat dieses Land eine ähnliche Entwicklung mitgemacht wie viele europäische Nachbarstaaten. Woran könnte das liegen? Weshalb sieht die Lage in den USA anders aus? Wo müssen wir vielleicht noch etwas genauer hinschauen? Dazu gleich. Zunächst zu den Daten:
1870 waren Arbeiter in der Schweiz durchschnittlich 3195 Stunden pro Jahr im Einsatz. Rund fünf Generationen später, im Jahr 2000, waren es mit 1597 Stunden noch rund die Hälfte. Ähnlich sieht die Gesamtentwicklung in elf westeuropäischen Ländern[1] aus, in der Grafik zusammengefasst unter «Europa». Überall haben die Jahresarbeitsstunden (G22) ab etwa 1910 stark, während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kaum und ab 1950 wieder stärker abgenommen.
Viele Statistiken in Wochenarbeitsstunden stellen jeweils nur die Entwicklung bei den Vollzeitstellen dar. Das sorgt für eine gute Vergleichbarkeit im Laufe der Zeit, schliesst aber einiges an Realität aus. In Jahresarbeitsstunden zu rechnen, hat den Vorteil, dass Teilzeitarbeit oder unregelmässige Arbeitszeitmodelle miteinbezogen werden. Dazu später mehr.
Etwas anders hingegen sieht es in den USA aus. Dort lagen die geleisteten Arbeitsstunden mit Ausnahme der Phase von der Grossen Depression bis zur Nachkriegszeit tendenziell leicht über jenen in Europa. Seit den 1980ern stagnieren sie auf doch deutlich höherem Niveau. Bei den Ferien und Feiertagen sieht es ähnlich aus: In der Schweiz sind diese von 13 Tagen (1870) über 28 Tage (1980) auf 33 Tage (2000) gestiegen, in den USA gleichzeitig von 4 Tagen auf 22 Tage gestiegen und dann wieder auf 20 gefallen. Sind die US-Amerikaner etwa einfach fleissiger als