Erinnerungswürdig. Walter Thaler

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Erinnerungswürdig - Walter Thaler

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Gesellschaft sowie seinem Talent zur Selbstinszenierung wird erstmals der Starkult sichtbar. Er versteht es wie kein Zweiter, sich ständig in Szene zu setzen, die Aufmerksamkeit gekonnt auf sich zu ziehen und auf dem Parkett Wiens in der Blüte der Habsburgermonarchie zu glänzen. Makart wird so zum Markenzeichen Wiens in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts. Doch es gibt auch Kritiker wie Anselm Feuerbach, die ihm vorwerfen, dass er „mit brillanter Farbe die Unkenntnis des menschlichen Körpers bedecke“. Dieser apostrophiert sein Atelier sarkastisch als „asiatische Trödlerbude“. Anfang der Achtzigerjahre schwächt der Ruhm Makarts deutlich ab. Friedrich von Schmidt, der Erbauer des Wiener Rathauses, beantragt, dass die malerische Ausgestaltung des Festsaals Makart übertragen werden solle. Die Befreiung Wiens von den Türken, der Hochquellenleitungsbau, die Donauregulierung, der Bau des Rathauses und weitere für Wien bedeutende Ereignisse sollen vom Malerfürsten in großen Fresken gestaltet werden. Doch Makarts Forderung von 120 000 Gulden schreckt die Verantwortlichen ab.

      Makarts gesellschaftliche Stellung erfährt einen gewaltigen Dämpfer durch seine zweite Eheschließung. Am 31. Juli 1882 heiratet der Malerfürst in der Pfarrkirche Maria Hietzing unter Ausschluss der Öffentlichkeit um 6 Uhr früh die ehemalige Primaballerina Bertha Linda. Makarts Freundeskreis und ein großer Teil seiner bisherigen Auftraggeber heißen die Heirat wegen ihrer Schönheitstänze auf Berliner Bühnen und ähnlicher Auftritte in Kairo nicht gut. Sein Atelier ist fortan nicht mehr Treffpunkt der feinen Wiener Gesellschaft und es finden dort auch keine Feste mehr statt. Nur Franz von Lenbach hält ihm bis zu seinem Tod die Treue.

      Nachdem er im Sommer 1881 wegen einer Nervenentzündung eine Schaffenspause einlegen muss, erhält er im September nochmals einen großen Auftrag, nämlich ein großes Deckengemälde im neuen Kunsthistorischen Museum zu schaffen und das Stiegenhaus mit Lünetten (Bogenfelder über Fenstern und Türen) und Interkolumnienbildern (Bilder zwischen den Bögen und Säulen) auszugestalten. Ein Teil der Lünetten wird später vom Brüderpaar Ernst und Gustav Klimt gemalt.

      Zwei Jahre später stirbt er am 3. Oktober 1884 an einer syphilitischen Gehirnhautentzündung, die er sich vermutlich während seines Ägyptenaufenthalts zugezogen hat. Der Trauerzug über die Ringstraße mit 200 Fackelträgern zieht Tausende an. Die Polizei muss eine Gehordnung einrichten und Randalierer verhaften. Makart, schon immer gut für Emphase und Pomp, erfüllt den Wienern den Wunsch nach einer „schönen Leich“. Doch die Vertreter des Kaiserhauses fehlen, wohl weil sie die zweite Frau Makarts ablehnen. Bertha Makart erweist sich allerdings als sehr großzügig, indem sie den ihr aus dem Erbe gebührenden Pflichtanteil den Kindern Makarts überlässt. Sie heiratet vier Jahre später den Grafen Karl Josef von Strachwitz und nach dessen Tod den Garderittmeister Géza von Udvarlaky, der 1920 Suizid begeht. Sie selbst stirbt 79-jährig im Jahr 1928.

      Makarts zeitgenössische Malerkollegen beurteilen seine Werke durchaus zwiespältig. Die einen verachten seine Bilder, weil in seinen Fantasieszenen die Natur überhaupt keine Beachtung findet und die Historienbilder eigentlich als „koloristische Theaterstücke“ zu verstehen seien, denn immer wieder drängen sich Vergleiche mit Massenszenen aus Operetten auf. In den Porträts, die überwiegend Damen aus der großbürgerlichen Gesellschaft darstellen, werden diese in einer Scheinwelt gezeigt. Übereinstimmend wird jedoch seine virtuose Maltechnik bewundert, vor allem die beeindruckende Wirkung seiner Farben. Der Malerfürst aus Salzburg ist der repräsentativste Künstler der Ringstraßenepoche und gleichzeitig ein Vertreter der Decadence der Siebziger- und Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts. Seine Gemälde gelten beim aufstrebenden Bürgertum des Industriezeitalters als Gradmesser der gesellschaftlichen Reputation.

      Doch schon bald nach seinem Tod beginnt sich sein Ruhm zu verflüchtigen und sich die pompöse Historienmalerei ihrem Ende zuzubewegen. Während Makart in seiner Zeit als Gesamtkunstwerk gilt, wird sein schwelgerischer Malstil nun zum Gespött in der Kunstwelt. Er wird nicht mehr als grandioser Maler, sondern als Verfechter eines überholten ausschweifenden Lebensstils bewertet. Nur Adolf Hitler, für den das späte 19. Jahrhundert als eine der größten Kulturepochen der Menschheit gilt, rangiert Makart an der Spitze europäischen Künstlertums. Dann wird es wieder ruhig um den Malerfürsten der Ringstraßen-Zeit. Erst in jüngster Zeit haben sich das Wien Museum, das Belvedere und das Salzburg Museum des großen Historienmalers wieder angenommen und repräsentative Werkausstellungen gezeigt.

      HERMANN SCHMIDTMANN

      1841–1919

      Kunstdüngerfabrikant und Pinzgauer Schlossherr

      Die größten Grundbesitze im Pinzgau gehören heute den staatseigenen Österreichischen Bundesforsten, den Bayerischen Saalforsten und den Automobil-Tycoons Porsche und Piëch. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kann sich allerdings der deutsche Selfmademan Hermann Schmidtmann, der durch Kunstdüngerproduktion in den USA ein riesiges Vermögen aufgebaut hatte, mit 7 000 Hektar Landwirtschaftsbesitz und 30 000 Hektar Jagdgründen als bedeutendster Eigentümer land- und forstwirtschaftlicher Flächen rühmen. Dazu kommen noch die Schlösser Grubhof und Oberrain. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgende galoppierende Inflation setzen dem Milliardär aber hart zu. Dennoch weisen seine Nachkommen auch heute noch im Raum Maria Alm-Hinterthal beträchtlichen Grundbesitz auf. Hermann Schmidtmann wird als Sohn armer Eltern in der thüringischen Stadt Schmalkaden geboren. Er ergreift den Beruf eines Kaufmanns und studiert eifrig Sprachen. Im Jahr 1858 wandert er in die Vereinigten Staaten aus, wo er durch enormen Fleiß und Tüchtigkeit den Grundstein für sein späteres Vermögen legt. Vierzehn Jahre später kehrt er nach Europa zurück und kauft dem Erfinder der Diamantkronenbohrmaschine dessen Patent ab. In England beteiligt er sich an einem neuen System der Gesteinsbohrung, was schließlich zur Gründung der „Continental Boring Company“ führt, dessen Generaldirektor Schmidtmann wird. Schließlich erwirbt er die gesamte Gesellschaft, die im Raum Aschersleben in Sachsen-Anhalt erfolgreich nach Kalisalz gebohrt hat.

      Als der erste Förderschacht im Jahr 1878 angeschlagen wird, ziehen sich die Engländer aus dem Vorhaben zurück, Schmidtmann führt das Unternehmen jedoch erfolgreich weiter und lässt noch weitere sechs Schächte bohren. Kalisalz (oder kurz Kali) ist eine fossile Ablagerung verschiedener Salzminerale mit einem hohen Gehalt an Kaliumverbindungen. Der Mineralstoff Kalium ist ein Hauptelement der Pflanzenernährung und verstärkt bei Pflanzen die Stoffwechselprozesse. Dadurch wird das Wachstum der Pflanzen gefördert. Schmidtmann hat auf das richtige Pferd gesetzt und kann nun durch Nichteinhaltung von Konventionen und Beschränkungen ein Kalisyndikat errichten, das ihm in Europa eine absolute Vormachtstellung bringt. In der Wirtschaft gilt er mit seinen unternehmerischen Maßnahmen als Außenseiter, doch sein Reichtum steigt für damalige Verhältnisse ins Unermessliche. Denn die Landwirtschaft kann jetzt durch den Einsatz von Kali und Thomasmehl die Hektarerträge verdoppeln.

      Gegen Ende des 19. Jahrhunderts dominiert Schmidtmann den gesamten Düngemittelmarkt der USA, Russlands, Deutschlands und der österreichischen k. u. k. Monarchie. Schmidtmann ist jetzt so vermögend, dass er ständig 40 Millionen Goldkronen flüssig hat. Der Milliardär ist mit der Schweizerin Josefine Bürgi verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder: Sohn Waldemar und Tochter Florence.

      Die ungeheure Ausweitung seines Unternehmens hält Schmidtmann nicht davon ab, auch privat viel zu reisen. So kommt er 1886 erstmals zur Erholung nach Lofer, ist sofort von der Gegend begeistert und pachtet die Gemeindejagd von Lofer. Im Jahr 1890 kauft er von der Familie Josef und Anna Faistauer, den Eltern des später berühmten Malers Anton Faistauer, das Gut Grubhof mit seinen Nebengebäuden, reißt es bis auf die Grundmauern ab und beauftragt den Architekten Josef Wessicken (s. Kap.: Josef Wessicken) und den Salzburger Baumeister Ceconi, ein dreigeschoßiges Schloss im spätgotischen Stil zu errichten.

      Zudem stattet er das Schloss im ersten Stock mit wertvollen Gemälden aus. Er erwirbt auch das Gut Oberrain in Unken, das er ebenfalls zu einem prächtigen Schloss ausbauen lässt und es schließlich seiner Tochter Florence

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