Das Erbe der Macht - Band 31: Splitterzeit. Andreas Suchanek

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Das Erbe der Macht - Band 31: Splitterzeit - Andreas Suchanek Das Erbe der Macht

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Kevin sich unwohl. Die Euphorie darüber, Chris wiederzusehen, hatte ihn jede Vorsicht vergessen lassen. Doch die Reaktion seines Bruders ging über Neugierde hinaus.

      »Vielleicht später«, sagte er testweise.

      »Jetzt«, beharrte Chris.

      »Und wenn ich mich weigere?«

      Kastoel lachte auf. »Ja bitte.«

      Ein scharfer Blick von Chris ließ ihn verstummen. »Ich denke, wir müssen ein paar Dinge klarstellen, um unseren Dialog in Gang zu bringen. Vor exakt sieben Jahren ist mein Bruder – Kevin Grant – gestorben. Du verstehst also zweifellos, dass ich misstrauisch bin. Wenn du natürlich der echte Kevin bist, möchte ich wissen, wie du überlebt hast. Hat dich der Zwillingsfluch irgendwie gerettet?«

      Kevin nickte müde. »Das ergibt Sinn. Ursprünglich warst du es, der gestorben ist. Als das geschah, erlosch der Zwillingsfluch.«

      Zuvor hatten er und sein Bruder sich ihr Sigil geteilt, was durchaus zu Problemen geführt hatte. Doch nach dem Tod von Chris war der Zwillingsfluch gewichen, ebenso das Sigil gänzlich seines geworden.

      »Also kein Zwillingsfluch«, sagte Chris mit der Andeutung eines Lächelns. »Ich musste auf Nummer sicher gehen. Nach dem Tod von Kevin gehört mein Sigil ebenfalls wieder mir und der Fluch ist bezwungen. Auf keinen Fall gehe ich eine solche Bindung erneut ein oder lasse zu, dass sie entsteht. Schließlich habe ich Kevin genau deshalb umgebracht.«

      Bevor Kevin die Worte richtig deuten konnte, lag eine Pistole in der Hand seines Bruders. Der Anblick war so ungewohnt, so abstrus, dass er nicht reagierte. Exakt drei Schüsse erklangen. Stechender Schmerz durchdrang seine Brust, er kippte hintenüber.

      »Er hing der Lehre von Gleichheit zwischen Nimags und Magiern an. Das war inakzeptabel.« Chris ging neben Kevin in die Knie. »Ich spüre tatsächlich nichts. Keine Verbindung, keine rasende Wut. Und du scheinst auch gänzlich vom Fluch befreit.«

      »W… warum?«, presste Kevin hervor.

      »Ich habe keine Ahnung, wie du entstanden bist«, sagte Chris. »Ein Zeitecho, irgendeine Magie, Wiederbelebung durch Störer. Aber es interessiert mich auch nicht. Australien wird zum Problem und ein Hohes Haus von London entwickelt sich interessant. Das könnte die Machtverhältnisse verändern. Daher darf niemand Schwäche bei mir sehen.«

      Kevins Glieder waren kraftlos, seine Muskeln reagierten nicht. Er wollte Essenz aufgreifen, um eine Heilung einzuleiten, doch das Sigil verblasste.

      »Die Kugeln sind magisch«, erklärte Chris. »Dein Sigil schläft jetzt ein wenig und du blutest erst einmal aus.«

      »Sollen wir ihn auf einem der Nimag-Felder verscharren?«, fragte Kastoel.

      Chris schürzte die Lippen und schlenderte langsam zu seinem Schreibtisch. Dort verstaute er die Pistole in einer Schublade. »Sein Sigil ist stark. In der aktuellen Lage wäre das eine Verschwendung, denn wir benötigen jeden Magier.«

      Kastoel lächelte auf boshafte Art zufrieden. »Dann also die Mauer?«

      Chris nickte. »Schick ihn mit dem nächsten Flug dorthin. Auf diese Art kann er der magischen Gesellschaft noch von Nutzen sein, bis nur mehr seine Hülle übrig ist.«

      Kevin versuchte, sich auf die Worte zu konzentrieren, doch ohne das notwendige Wissen über diese neue Gegenwart ergaben sie schlicht keinen Sinn. Panisch griff er nach dem Sigil, aber es war, wie Chris gesagt hatte: Es schlief. Kevin hatte nicht einmal gewusst, dass so etwas möglich war. Einkapselung, das ja. Aber schlafen?

      Sein Körper wurde immer schwächer, das Blut unter ihm bildete eine klebrige Lache. Er lag hier und starb, während die beiden sich in aller Ruhe unterhielten.

      Kevin bäumte sich mit letzter Kraft auf, sackte jedoch sofort wieder zu Boden. Er hatte alles getan, um seinen Bruder zurückzuholen. Vorbei an seinen Freunden hatte er unzählige Male in die Geschichte eingegriffen, hatte den Wall vernichtet, Merlin von der Machtergreifung abgehalten. Alles für Chris. Das Schicksal erlaubte sich einen grausamen Scherz. Sein Bruder war zurück, aber als dunkles Abziehbild seiner selbst. Eines, das Kevin erschaffen hatte. Eines, das niemals rückgängig gemacht werden konnte.

      Excalibur war vernichtet, ebenso der Zeitring. Was jetzt war, blieb für immer. Unabänderlich.

      Eine Träne löste sich aus seinem rechten Auge und rann die Wange hinab, vermischte sich mit seinem Blut am Boden.

      »Schaff ihn weg!«, sagte Chris.

      Kastoel kam näher.

      Kevins Kraft versiegte. Er ließ los und ergab sich der gnädigen Bewusstlosigkeit.

      Die Schwertspitze deutete auf Alex’ Hals. Eine falsche Bewegung, möglicherweise genügte es zu schlucken, und er würde sich selbst aufspießen.

      »Wer bist du?«, krächzte er.

      Die Schwertspitze sank herab. »Ihr wolltet den Nimag rächen. Das ist edel.« Die Stimme war die einer Frau. »Und dumm.« Das Schwert erlosch.

      Alex realisierte, dass es sich um manifestierte Essenz gehandelt hatte. Doch die Oberfläche des Materials war so echt gewesen, dass er niemals damit gerechnet hatte. »Ja, das sind wir. Dumm, aber total edel.«

      Jen neben ihm stöhnte auf. »Ich hatte vergessen, dass du in Erstkontaktsituationen immer die richtigen Worte findest. Was er eigentlich sagen wollte …« Sie verstummte.

      »Jetzt fehlen dir ebenfalls die Worte, tja. Also, wir kommen in Frieden«, stellte Alex in Richtung der Ritterlady klar. »Und wir verhalten uns gegenüber Nimags respektvoll. Immerhin waren wir selbst auch mal welche.«

      Die Ritterlady trat einen Schritt zurück. »Ihr wart … Was bedeutet das?«

      Jetzt war es an Alex, verblüfft zu sein. »Nun ja, du weißt schon: grünes Licht und puff, schon wirbelte der Zauberstab.«

      »Kannst du bitte einfach still sein«, bat Jen mit einem überaus süßen Lächeln. »Er will damit sagen, dass wir als Erben erwählt wurden, und das ist noch nicht so lange her, als dass wir moralisches Handeln vergessen hätten.«

      »Hat euch ein entflohenes Sigil erwählt?«, fragte die Ritterlady. »Ihr wurdet nicht im Institut vereint und zugewiesen?«

      Vermutlich sagten ihre verwirrten Blicke alles, denn die Ritterlady nickte. »Deshalb wisst ihr nichts über die magische Welt. Es ist ein Wunder, dass ihr noch am Leben seid. Eure Geschichte wird jenen unter uns Hoffnung geben, die den Kampf für sinnlos halten.«

      Sie beugte sich zu dem Toten hinab und zog ihm den Siegelring vom Finger. »Den brauchen wir.«

      »Wieso gab es kein Auraf…« Alex räusperte sich. »Ich meine, sterben Magier immer so ganz ohne Effekt?«

      In der alten Gegenwart hatte ein toter Magier sich in ein Feuerwerk verwandelt, oder genauer: ein Aurafeuer. Das Sigil war dorthin zurückgekehrt, woher es gekommen war, um sich dann einen neuen Erben zu suchen.

      »Es

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