PLATON - Gesammelte Werke. Platon
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Theaitetos: Woran doch?
Fremder: Daß als wir über das Nichtseiende gefragt wurden, wo man dieses Wort wohl anbringen müßte, wir auch in gänzlicher Verlegenheit befangen waren. Erinnerst du dich dessen?
Theaitetos: Wie sollte ich nicht?
Fremder: Sind wir nun wohl in geringerer Verlegenheit über das Seiende?
Theaitetos: Mir, o Fremdling, scheinen wir wo möglich in noch größerer.
Fremder: Dies liege also hier so unentschieden. Da nun aber das Seiende und das Nichtseiende zu ganz gleichen Teilen gehen in dieser Verlegenheit: so ist doch nun Hoffnung, daß so wie nur das eine von ihnen sich uns, sei es nun dunkler oder bestimmter, darstellt, auch das Andere eben so sich (251) darstellen werde; und wenn wir keines von beiden sehen sollten, wollen wir wenigstens die Erklärung beider zugleich auf die anständigste Weise wie wir nur können weiter bringen.
Theaitetos: Schön.
Fremder: Erklären wir denn, auf welche Weise wir doch jedesmal eine und dieselbe Sache mit vielen Namen benennen.
Theaitetos: Wie was doch? gib mir ein Beispiel.
Fremder: Wir sagen doch von einem Menschen gar vielerlei indem wir ihn danach benennen, wenn wir ihm Farbe beilegen und Gestalt und Größe, auch Fehler und Tugenden, in welchen und hunderttausend anderen Fällen wir denn nicht nur sagen, daß er ein Mensch ist, sondern auch daß er gut ist, und unzähliges andere, und eben so verhält es sich mit allen andern Dingen, daß wir jedes als Eins setzen, und es hernach doch wieder vieles davon sagen mit vielerlei Benennungen erklären durch vielerlei Worte.
Theaitetos: Wahr gesprochen.
Fremder: Wodurch wir nun Jünglingen und schwerköpfigen Alten, denke ich, ein Mahl bereitet haben. Denn das hat ja jeder leicht bei der Hand aufzugreifen, daß es unmöglich ist, daß Vieles Eins und Eins Vieles sei, und sie haben zumal ihre Freude daran nicht zu leiden daß man einen Menschen gut nenne, sondern das Gute gut und den Menschen Mensch. Du triffst gewiß oft, denke ich, Theaitetos, solche die sich auf dergleichen gelegt haben, alte Leute bisweilen die aus Geistesarmut dergleichen bewundern, oder auch selbst meinen Wunder was für Weisheit daran erfunden zu haben.
Theaitetos: Allerdings.
Fremder: Damit wir uns also an Alle wenden, die jemals was auch immer über das Sein vorgetragen haben: so sei zu diesen sowohl als zu den übrigen mit denen wir vorher schon uns unterredeten noch dieses frageweise gesprochen.
Theaitetos: Was also?
Fremder: Ob wir weder das Sein der Ruhe und Bewegung verknüpfen, noch überall irgend eines mit dem andern, sondern als unvermischbar und unfähig eines an dem andern Teil zu haben, alles in unsern Reden setzen wollen? Oder ob wir Alles in Eins zusammenbringen als der Gemeinschaft unter sich fähig? oder Einiges zwar, Anderes aber nicht? Welches hievon, o Theaitetos, sollen wir sagen daß diese vorziehn?
Theaitetos: Ich weiß für sie nichts hierauf zu antworten. Warum willst du also nicht einzeln jedes beantwortend zusehn was aus jedem folgt?
Fremder: Wohl gesprochen. Setzen wir also zuerst, wenn du willst, den Fall sie sagten Nichts habe irgend ein Vermögen mit irgend einem zu irgend etwas in Gemeinschaft zu treten. Dann werden also Bewegung und Ruhe nirgendwie am Sein Anteil haben.
Theaitetos: Freilich nicht.
(252) Fremder: Und wie? wird dann wohl eine von ihnen sein können, wenn sie mit dem Sein gar keine Gemeinschaft hat?
Theaitetos: Keine wird sein.
Fremder: Plötzlich also gerät durch diese Annahme alles in Aufruhr wie es scheint, sowohl bei denen die das All bewegen, als bei denen die es als Eins hinstellen, und die den Ideen nach das Seiende als immer auf gleiche Weise sich verhaltend annehmen. Denn sie alle verknüpfen doch das Sein, indem die einen sagen es sei wirklich bewegt, die andern es sei wirklich ruhig.
Theaitetos: Offenbar freilich.
Fremder: Eben so auch die welche das All bald zusammensetzen und bald teilen, es sein nun daß sie in das Eine und das Unendliche aus dem Einen, oder daß sie es in endliche Bestandteile teilen und aus diesen zusammensetzen, und gleichviel sie mögen annehmen dies geschehe abwechselnd, oder auch es geschehe immer, auf jede Weise sagen sie doch Alle nichts, wenn es keine Vermischung gibt.
Theaitetos: Richtig.
Fremder: Und weiter müssen die selbst am allerlächerlichsten ihre eigne Rede strafen, welche nicht leiden wollen, daß man irgend etwas von einem andern ihm durch Gemeinschaft zukommenden benenne.
Theaitetos: Wie das?
Fremder: Sie sind doch überall genötiget das Sein zu gebrauchen, und das Ohne und das Andere und tausenderlei anderes dessen sie nicht vermögend sind sich zu enthalten, daß sie es nicht in ihren Reden verknüpfen, und bedürfen daher nicht daß jemand sonst sie widerlege, sondern wie man zu sagen pflegt von Hause her bringen sie sich ihren Gegner und Widerpart mit, der ihnen von innen her zuraunt wie der närrische Eurykles, und führen ihn überall mit sich herum.
Theaitetos: Das ist recht ähnlich und wahr!
Fremder: Wie aber wenn wir nun alles ließen ein Vermögen haben, sich unter einander zu verbinden?
Theaitetos: Das aber kann ich sogar widerlegen.
Fremder: Wie so? Weil die Bewegung selbst dann auf alle Weise ruhen würde, und die Ruhe selbst wiederum sich bewegen, wenn diese beiden zusammenkämen, und das ist doch aus allen Gründen unmöglich, daß die Bewegung ruhe und die Ruhe sich bewege.
Theaitetos: Unbedenklich.
Fremder: Das dritte bleibt uns also allein übrig.
Theaitetos: Ja.
Fremder: Aber eines von diesen ist doch notwendig, daß entweder alles, oder nichts, oder einiges zwar, anderes aber nicht sich vermischen könne?
Theaitetos: Ganz gewiß.
Fremder: Und zweie sind doch als unmöglich erfunden.
Theaitetos: Ja.
Fremder: Jeder also der richtig antworten will muß das übrige von den dreien annehmen.
Theaitetos: Offenbar.
Fremder: Wenn nun einiges sich hiezu versteht, anderes nicht: so geht es damit fast wie mit den Buchstaben. Denn auch von diesen lassen sich einige nicht zusammenstellen (253) mit einander, andere