PLATON - Gesammelte Werke. Platon

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PLATON - Gesammelte Werke - Platon

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Noch weiter als er es uns zu untersuchen verboten hat sind wir vorwärts gegangen in der Untersuchung, und haben es dargestellt.

      Theaitetos: Wie das?

      Fremder: Er sagt doch Nicht vermöchtest du ja zu verstehn Nichtseiendes seie, Sondern von solcherlei Weg halt fern die erforschende Seele?

      Theaitetos: So sagt er allerdings.

      Fremder: Wir aber haben nicht nur gezeigt, daß das Nichtseiende ist, sondern auch den Begriff unter welchen das Nichtseiende gehört haben wir aufgewiesen. Denn nachdem wir gezeigt daß die Verschiedenheit ist, und daß sie verteilt ist unter alles seiende gegen einander, so haben wir von dem jedem Seienden entgegengesetzten Teile derselben zu sagen gewagt, daß eben er in Wahrheit das Nichtseiende sei.

      Theaitetos: Und auf jeden Fall, glaube ich, haben wir vollkommen richtig erklärt.

      Fremder: Also sage uns niemand nach, wir hätten das Nichtseiende als das Gegenteil des seienden dargestellt, und dann zu behaupten gewagt, es sei. Denn von einem Gegenteil desselben haben wir ja lange jeder Untersuchung den Abschied gegeben, ob es ist oder nicht ist, und erklärbar oder auch ganz und gar unerklärbar. Was wir aber jetzt beschrieben (259) haben daß das Nichtseiende sei, widerlege uns entweder einer auf überzeugende Art daß es unrichtig gesagt ist, oder so lange er das nicht vermag, sage auch er, wie wir, daß die Begriffe sich unter einander vermischen. Und da das Sein und das Verschiedene durch alles und auch durch einander hindurchgehn: so wird nun das Verschiedene als an dem Seienden Anteil habend freilich sein vermöge dieses Anteils, nicht aber jenes woran es Anteil hat, sondern ein verschiedenes; verschieden aber von dem Seienden ist es ja offenbar ganz notwendig das Nichtseiende. Wiederum das Seiende am verschiedenen Anteil habend ist ja verschieden von allen andern Gattungen, und als von ihnen insgesamt verschieden, ist es ja eine jede von ihnen nicht, noch auch alle andern insgesamt, sondern nur es selbst. So daß das Seiende wiederum ganz unbestritten tausend und zehntausenderlei nicht ist und so auch alles andere einzeln und zusammengenommen auf gar vielerlei Weise ist und auf gar vielerlei nicht ist.

      Theaitetos: Wahr.

      Fremder: Und wenn diesen Gegensätzen jemand nicht glauben will, der sehe zu und trage etwas besseres vor als das jetzt dargestellte; wenn er aber nur um Wunder was schwieriges ausgedacht zu haben, seine Freude daran hat, die Rede bald hierhin bald dorthin zu ziehen: so hat er sich eine Mühe genommen, die nicht sehr der Mühe wert ist, wie unsere jetzige Rede besagt. Denn dies ist weder gar herrlich noch eben schwer zu finden; jenes aber ist eben so schwer und zugleich auch schön.

      Theaitetos: Welches?

      Fremder: Das vorher erklärte, nämlich dies lassend soviel möglich dem gesagten im einzelnen prüfend nachzugehen, wenn jemand ein in gewissem Sinne verschiedenes auch wieder als ein selbiges setzt und was ein selbiges ist als verschieden, in dem Sinn und in der Beziehung, in welcher er sagt, daß ihm eins von beiden zukomme. Aber von dem selbigen, ganz unbestimmt wie, behaupten, es sei auch verschieden, und das verschiedene dasselbige und das große klein und das ähnliche unähnlich, und sich freuen wenn man nur immer widersprechendes vorbringt in seinen Reden, das ist teils keine wahre Untersuchung, teils gewiß eine ganz junge von einem, der die Dinge eben erst angerührt hat.

      Theaitetos: Ganz offenbar.

      Fremder: Aber auch, o Bester, alles von allem absondern zu wollen schickt sich schon sonst nirgend hin, auf alle Weise aber nur für einen von den Musen verlassenen und ganz unphilosophischen.

      Theaitetos: Wie das?

      Fremder: Weil es die völligste Vernichtung alles Redens ist jedes von allem übrigen zu trennen. Denn nur durch gegenseitige Verflechtung der Begriffe kann uns ja eine Rede entstehn.

      Theaitetos: Allerdings.

      Fremder: Überlege nun, wie zu gar rechter Zeit wir jetzt (260) gegen solche gestritten, und sie genötiget haben zuzugeben, daß eines sich mit dem anderen mische.

      Theaitetos: In welcher Hinsicht denn?

      Fremder: Weil doch die Rede auch eine von den wirklichen Gattungen ist. Denn ihrer beraubt wären wir, was das größte ist, auch der Philosophie beraubt, überdies aber müssen wir uns auch jetzt darüber einigen was eine Rede ist. Wollten wir sie nun ganz ausschließen, daß sie überall nicht sein soll: so vermöchten wir nicht weiter etwas zu sagen. Wir schlössen sie aber aus, wenn wir einräumten, es gäbe gar keine Verknüpfung für nichts mit nichts.

      Theaitetos: Ganz richtig ist dies wohl; warum wir aber jetzt die Rede erklären müssen, das habe ich noch nicht verstanden.

      Fremder: Vielleicht wenn du mir so folgen willst, wirst du es ganz leicht fassen.

      Theaitetos: Wie doch?

      Fremder: Das Nichtseiende hat sich uns doch als einer von den übrigen Begriffen gezeigt durch alles Seiende zerstreut.

      Theaitetos: Richtig.

      Fremder: Nun laß uns zunächst zusehn, ob es sich wohl mit Vorstellung und Rede verbindet?

      Theaitetos: Weshalb?

      Fremder: Verbindet es sich mit diesen nicht, so ist notwendig alles wahr; verbindet es sich, so entsteht ja falsche Vorstellung und Rede. Denn Nichtseiendes vorstellen oder reden, das ist doch das falsche was in Gedanken und Reden vorkommen kann.

      Theaitetos: Allerdings.

      Fremder: Und ist Falsches oder Irrtum, so ist auch Täuschung.

      Theaitetos: Ja.

      Fremder: Und ist Täuschung, dann ist doch gewiß notwendig alles voll Schattengestalten und Abbilder und trüglichen Scheines.

      Theaitetos: Wie könnte es anders sein.

      Fremder: Und der Sophist, sagten wir, hätte sich in diese Gegend zwar geflüchtet, dabei aber gänzlich geläugnet, es gebe gar keinen Irrtum. Denn das Nichtseiende könne man weder denken noch sagen. Denn am Sein habe das Nichtseiende nirgendwie Anteil.

      Theaitetos: So war es.

      Fremder: Nun aber hat sich allerdings gezeigt es habe Anteil am Seienden. So daß er uns auf dieser Seite vielleicht nicht mehr bestreiten möchte, wohl aber sagen, einige Arten hätten nur Anteil am Nichtseienden, andere nicht, und Rede und Vorstellung gehörten zu denen, die ihn nicht hätten; so daß er die Bildmacherei und Trugbildnerei worin wir sagen daß er sich befindet immer noch bestreitet, daß sie nicht ist, weil nämlich Vorstellung und Rede keine Gemeinschaft hat mit dem Nichtseienden; denn es gebe gar keinen Irrtum, sobald diese Gemeinschaft nicht bestehe. Darum müssen wir nun zuerst Rede und Meinung und Vorstellung recht erforschen, was dieses ist, damit, wenn es sich uns gezeigt, wir auch dessen Gemeinschaft mit dem Nichtseienden ersehen, und wenn wir diese ersehen, den Irrtum als seiend aufzeigen, und wenn wir diesen aufgezeigt, wir den Sophisten darin festbinden, hat (261) er dies anders verwirkt, sonst aber ihn loslassen und in einer andern Gattung aufsuchen.

      Theaitetos:

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