PLATON - Gesammelte Werke. Platon

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PLATON - Gesammelte Werke - Platon

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Sagen wir nun, daß dies auch eine Kunst ist, und es Meister darin gibt?

      Kratylos: Freilich.

      Sokrates: Wer sind diese?

      Kratylos: Die auch du anfänglich nanntest, die Gesetzgeber.

      Sokrates: Wollen wir nun zugeben, daß auch diese Kunst auf dieselbige Weise unter den Menschen besteht wie auch die (429) übrigen, oder nicht? Ich will nämlich dieses sagen, Maler gibt es doch einige bessere, andere schlechtere?

      Kratylos: Allerdings.

      Sokrates: Und nicht wahr, die besseren machen ihre Werke, die Bilder nämlich, besser, die anderen aber schlechter? und eben so einige Baumeister bauen bessere Häuser, andere schlechtere?

      Kratylos: Ja.

      Sokrates: Fertigen so auch einige Gesetzgeber ihre Werke besser, andere schlechter?

      Kratylos: Das möchte ich nicht mehr zugeben.

      Sokrates: Also meinst du nicht, daß einige Gesetze besser sind, andere schlechter?

      Kratylos: Nein eben.

      Sokrates: Also auch von den Worten, wie es scheint, meinst du wohl nicht, daß einige besser beigelegt sind, andere nicht so gut?

      Kratylos: Nein eben.

      Sokrates: Also sind alle Worte und Benennungen gleich richtig?

      Kratylos: Was nun wirklich Benennungen sind.

      Sokrates: Wie also, was auch schon erwähnt ist, sollen wir sagen, unser Hermogenes hier führe diesen Namen gar nicht, wenn ihm nämlich gar nichts irgend wie von einer Abstammung vom Hermes zukommt? oder er führe ihn zwar, jedoch nicht mit Recht?

      Kratylos: Er führe ihn auch gar nicht einmal, dünkt mich, Sokrates, sondern er scheine ihn nur zu führen, der Namen gehöre aber einem Andern zu, der auch eine solche Natur hat, wie der Namen andeutet.

      Sokrates: Lügt auch etwa nicht einmal derjenige, welcher sagt, er heiße Hermogenes? Das nur nicht am Ende auch das nicht möglich ist, zu sagen er sei Hermogenes, wenn er es nicht ist?

      Kratylos: Wie meinst du das?

      Sokrates: Ob dies etwa, daß man überhaupt nichts falsches sagen könne, ob dies der Gehalt deines Satzes ist? Denn gar Manche behaupten dies, lieber Kratylos, jetzt und auch sonst schon.

      Kratylos: Wie sollte denn auch, Sokrates, wenn einer doch das sagt, was er sagt, er nicht etwas sagen was ist? Oder heißt das nicht eben falsches reden, sagen was nicht ist?

      Sokrates: Dieser Satz, Freund, ist für mich und für mein Alter zu hoch. Doch aber sage mir nur dieses, hältst du etwa zwar das nicht für möglich, falsches sagen, wohl aber sprechen?

      Kratylos: Nein, dünkt mich, auch nicht sprechen.

      Sokrates: Auch nicht rufen oder anrufen? wie wenn dir einer auf einer Reise begegnete, dich bei der Hand faßte und rief Willkommen, Hermogenes, athenischer Fremdling, Sohn des Smikrion, würde der dieses sagen oder sprechen oder rufen, oder anreden, immer aber wenn er es so tut nicht dich sondern diesen Hermogenes? oder Niemanden?

      Kratylos: Mir scheint dieser dies nur vergeblich zu sprechen.

      Sokrates: Auch damit bin ich zufrieden. Hätte nun aber, wer dies spräche, es richtig gesprochen oder falsch? oder (430) etwas davon richtig und anderes falsch? Denn auch daran hätte ich schon genug.

      Kratylos: Ich würde sagen, ein solcher mache nur ein Geräusch, und setze sich ganz unnütz in Bewegung, wie wenn einer an Metall schlägt daß es tönen muß.

      Sokrates: Komm laß sehen, Kratylos, ob wir irgendwie auseinander kommen. Du gibst doch zu, daß ein anderes das Wort ist; und ein anderes das, dessen Namen es ist?

      Kratylos: Das tue ich.

      Sokrates: Auch gestehst du, das Wort sei eine gewisse Nachahmung des Dinges?

      Kratylos: Auf alle Weise dieses.

      Sokrates: Aber auch die Gemälde, sagst du, sind auf eine andere Weise Nachahmungen gewisser Dinge.

      Kratylos: Ja.

      Sokrates: Wohlan, so verstehe ich vielleicht nur nicht was das ist was du meinst, und du kannst dennoch Recht haben. Kann man wohl diese beiderlei Nachahmungen, die Bilder sowohl als die Wörter unter die Dinge verteilen und ihnen zuschreiben, deren Nachahmungen sie sind oder nicht?

      Kratylos: Das kann man.

      Sokrates: Zuerst bedenke dieses. Es kann doch einer das Bild des Mannes dem Manne zuteilen und das des Weibes dem Weibe, und so auch andere?

      Kratylos: Allerdings.

      Sokrates: Aber auch umgekehrt das Bild des Mannes der Frau, und das der Frau dem Manne?

      Kratylos: Auch das kann man.

      Sokrates: Sind nun diese Verteilungen etwa beide richtig oder nur eine von beiden?

      Kratylos: Nur die eine von beiden.

      Sokrates: Diejenige doch, denke ich, welche jedem das ihm zukommende und ähnliche zuteilt.

      Kratylos: So scheint es mir wenigstens.

      Sokrates: Damit also Freunde wie ich und du sich nicht um Worte streiten, so laß dir gefallen was ich sage. Nämlich eine solche Verteilung beider Nachahmungen, der Bilder sowohl als der Wörter, nenne ich richtig, die der Wörter aber zugleich auch wahr; die andere aber, welche unähnliches einander gibt und beilegt, nenne ich unrichtig, und wenn sie mit den Wörtern vorgeht, zugleich falsch.

      Kratylos: Aber Sokrates, wenn nur nicht bei den Bildern zwar dieses statt findet, das unrichtig verteilen, bei den Wörtern aber nicht, sondern es da immer richtig geschieht!

      Sokrates: Wie meinst du das? worin unterscheidet sich das eine von dem andern? Kann man nicht zu einem Manne hingehn und ihm sagen, dies hier ist dein Bild, und ihm dabei wenn es sich trifft sein eigenes Bildnis zeigen, wenn es sich trifft aber auch ein weibliches? Zeigen aber nenne ich, ihm vor den Sinn des Gesichtes bringen.

      Kratylos: Freilich kann man das.

      Sokrates: Und wie, kann man nicht eben zu demselben auch gehen und ihm sagen, das ist dein Namen? Der Namen ist (431) aber doch eben so wohl eine Nachahmung als das Bild. Ich meine also dieses. Kann man ihm etwa nicht sagen, dies ist dein Namen, und

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