Stressfrei glücklich sein. Alain Sutter
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Stressfrei glücklich sein - Alain Sutter страница 5
Hat sich so vielleicht langsam und unmerklich der Erfolg, der sich so gut anfühlt, ins Zentrum ihres Tuns geschlichen?
Hat sich durch gelegentliche Misserfolge, die mit Kritik, Häme und Verletzungen verbunden waren und sich bescheiden anfühlten, allmählich die Angst eingeschlichen, den bisherigen Erfolgen und Erwartungen nicht mehr genügen zu können?
Konnte so ein stetig steigender innerer Druck entstehen, der zu einer Abhängigkeit von Erfolg und süßen Glücksgefühlen geführt hat, die nun immer wieder erlebt werden wollten?
Verdrängt mit der Zeit die Angst, diese Glücksgefühle des Erfolges nicht mehr erleben zu können, kritisiert und verletzt zu werden, also dieser selbst auferlegte Erfolgsdruck, die Freude irgendwann vollständig?
Jagen diese Menschen den Glücksgefühlen, die der Erfolg ihnen beschert hat, ständig hinterher?
Könnte es dann sein, dass sich dieses Glücksgefühl nach Verlassen der Bühne und mit Beginn des normalen Alltags immer wieder im Nichts auflöst? Was dann?
Bei mir führte dieser Mechanismus irgendwann einmal zu dem Punkt, an dem ich die Aufmerksamkeit brauchte, aber gleichzeitig auch die Angst vor dem Verletztwerden da war. Das hat zur Entstehung eines immensen inneren Kon- flikts geführt, der großen Stress auslöste. Ich war abhängig geworden von der Aufmerksamkeit und dem Applaus und diesen Kick wollte beziehungsweise musste ich immer wieder spüren. Gleichzeitig hatte ich aber auch vor jedem Auftritt Angst, kritisiert und verletzt zu werden. Dass diese Kombination zu inneren Konflikten und Stress führt, ist unausweichlich. Es ist sozusagen ähnlich wie bei einem Drogenabhängigen, der weiß, dass ihm die Drogen körperlichen und seelischen Schaden zufügen, der aber trotzdem den nächsten Kick braucht.
Die vielen traurigen und auch tragischen Geschichten von berühmten und erfolgreichen Menschen zeigen, was aus diesem Erfolgsdruck entstehen kann.
Die Angst zu versagen und dadurch kritisiert und verletzt zu werden, kann erdrückend sein. Man lebt in einem Käfig der Angst vor den Reaktionen und Meinungen anderer, die immer wieder die Wunden der Vergangenheit aufreißen können. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, wird dieser Druck noch um ein Zigfaches erhöht, da man quasi permanent in einem Glashaus sitzt – eine Erfahrung, die ich selbst oft genug gemacht habe.
Die Macht der Medien bei diesem »Spiel«
Die Macht der Medien darf nicht unterschätzt werden. Im Falle des Erfolgs krönen sie jemanden zum Star, andernfalls, bei Misserfolg, Scheitern oder Nichterfüllung der gesetzten Erwartungen, wird derjenige gnadenlos vom vorher geschaffenen Sockel gestoßen. Die Medien haben zweifellos die Macht, durch gezielte Maßnahmen das Leben einzelner Personen kaputt zu machen. Die große Masse der Öffentlichkeit glaubt, was dort verbreitet wird, sodass die mediale Wahrheit zur absoluten Wahrheit wird, aufgrund derer Personen geund verurteilt werden. Schlussendlich bleibt so ein Image hängen, das den betroffenen Personen sämtliche beruflichen und persönlichen Möglichkeiten zunichtemachen kann. Zweifelsfrei sind schon einige Menschen daran zerbrochen.
Aus Schwäche und mangelndem Bewusstsein heraus habe ich lange Zeit gegen verschiedene Medien einen unmöglich zu gewinnenden Kampf geführt. Weil ich nicht stark genug war, negative Kritiken und über mich verbreitete Unwahrheiten auszuhalten, habe ich mir mein Leben unnötig schwer gemacht. Aus diesem Mangel an innerer Stärke heraus habe ich dann angefangen, infantile Verhaltensweisen an den Tag zu legen: Ich habe zum Beispiel mit den Journalisten nicht mehr geredet, sie nicht mehr gegrüßt und beachtet etc. – natürlich habe ich damit meine ganze Stärke und Souveränität demonstriert (oder ging das etwa voll in die Hose?). Ich war schlicht und einfach nicht in der Lage, Kritik richtig einzuordnen und konstruktiv damit umzugehen. In den Medien wurde ich deshalb auch oft als Mimose betitelt, und wissen Sie was, ich geb‘s ja nicht gern zu, aber ich habe drei Tage Überwindung gebraucht, um das hier niederzuschreiben. Rückblickend muss ich sagen: Die hatten recht, ich konnte schlicht und einfach Kritik nicht richtig einordnen. Trotzdem ich nach außen den schönen Schein wahrte und so tat, als würde ich über den Dingen stehen – nach dem Motto: Was stört es die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt.
Doch in Tat und Wahrheit habe ich jede Kritik persönlich genommen. Das ist eine ganz normale Reaktion, denn wenn man schwach ist, kann man vor allem und ganz besonders eines nicht: Schwäche zeigen. Natürlich fand ich deshalb diese Kritik unfair und ungerecht.
Ich habe lange Zeit geglaubt, dass es bei den Geschichten, die über mich produziert wurden, um mich persönlich gehen würde. Doch mittlerweile habe ich verstanden, dass es einzig und allein um das Produkt geht, das verkauft werden muss. Und ob da auch immer alles voll und ganz der Wahrheit entspricht, ist gar nicht so entscheidend.
Hier ein paar Beispiele, wie man eine Tatsache nur leicht abändern muss, um einen Inhalt zu kreieren, der verkauft werden kann:
Als ich während meiner Zeit in München gesundheitlich angeschlagen war und ein paar Kilos verloren hatte, gab meine Ernährungsweise zu Diskussionen Anlass. Es hieß, ich sei Vegetarier, würde nur Körner picken und, wie man ja sehe, sollte ich lieber mal Schweinshaxen essen. Und statt immer nur Wasser zu trinken, sollte ich mich lieber mal an Bier halten. Fakt aber war, dass ich nie in meinem Leben Vegetarier war, was nicht heißen soll, dass das schlecht wäre, ich war es nur einfach nie. Ich kümmerte mich um meine Ernährung und legte großen Wert auf einen gesunden Körper, denn mein Körper war mein Kapital. Da ich von Natur aus eine eher zarte Konstitution habe, gab es dazu auch gar keine Alternative, wenn ich den Fußballzirkus unbeschadet überstehen wollte. Ich musste also aufgrund meiner konstitutionellen Gegebenheiten auf jedes Detail achten.
Interessant aber war, dass ich wegen meines, wenn ich mir das so recht überlege, doch sehr professionellen Verhaltens heftig kritisiert wurde und ich mich regelmäßig erklären und rechtfertigen musste. Spannend, oder? Nur halt nicht als Schlagzeile. So gesehen haben ein paar Journalisten etwas an den Schrauben der Wahrheit gedreht, damit auch was Handfestes dabei herauskommt.
Oder man hat mich in die Esoterikschublade gesteckt und mir angedichtet, dass ich in einer Sekte oder einer anderen ähnlich gearteten Glaubensgemeinschaft sei.
Tatsache aber ist, dass ich für jede Art von Glaubensgemeinschaft völlig untauglich bin, ich wäre der absolute Albtraum, deshalb hatte ich ja schon im Fußball so meine liebe Mühe, denn ich bin als Befehlsempfänger einfach nicht geeignet. Ich mache die Dinge in meinem Leben so, wie ich sie für richtig halte und lasse mich nur schwer von meinem Weg abbringen; das war schon während meiner Kindheit so und ist auch heute nicht anders. Deshalb bin ich alles andere als sektentauglich. Die einzige Sekte, der ich beitreten könnte, wäre meine eigene, die der »Klub der Freien Denker« wäre und konsequenterweise nur ein Mitglied hätte, nämlich mich. Alle Glaubensgemeinschaften, die mehr als ein Mitglied haben, sind mir an sich schon suspekt. Und in die Esoterikschublade bin ich geraten, weil ich mich dummerweise einmal mit einem Buch habe fotografieren lassen, das in dieses Genre gehörte. Fakt ist aber auch, dass ich sehr viele Bücher aus ganz unterschiedlichen Ecken gelesen habe – aus dem einfachen Grund, weil mich der Mensch und das Leben faszinieren und ich sehr interessiert bin, wie beides funktioniert. So war es für mich nur logisch, dass ich mir aus diversen Bereichen wie Psychologie, Hirnforschung, Biologie, Philosophie, Spiritualität, Pädagogik, Wirtschaft, Populärwissenschaft, Medizin, Coaching … Informationen holte und hole, aus denen ich dann ganz frei das für mich Passende integriere. Dabei halte ich Ausschau nach Gemeinsamkeiten beziehungsweise einem roten Faden, sodass das Gelesene für mich im Zusammenhang mit meinen Lebenserfahrungen Sinn macht.
So haben mir meine Erfahrungen gezeigt, dass der Mensch eine große Vielfalt in sich trägt und man es sich zu einfach macht, wenn man jemanden in die Einfältigkeit einer Schublade presst.