Über die Klassen der chinesischen Gesellschaft / Über den Widerspruch . Mao Tse-Tung
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Das Halbproletariat. Zu dem Halbproletariat, von dem hier die Rede ist, gehören fünf Gruppen:
die überwiegende Mehrheit der Halbbesitzer;
die armen Bauern;
die kleinen Handwerker;
Die Handlungsgehilfen;
die Straßenhändler.
Die überwiegende Mehrheit der Halbbesitzer bilden zusammen mit den armen Bauern eine zahlenmäßig gewaltige Masse der Landbevölkerung. Und das, was als die Bauernfrage bezeichnet wird, ist hauptsächlich das Problem dieser Schichten. Die Wirtschaft der Halbbesitzer, der armen Bauern und der kleinen Handwerker ist durch eine Kleinproduktion noch geringerer Ausmaße gekennzeichnet. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Halbbesitzer und die armen Bauern zum Halbproletariat gehören, teilen sie sich dennoch ihrer ökonomischen Lage nach wiederum in eine obere, eine mittlere und eine untere Gruppe. Die Halbbesitzer haben ein schwereres Leben als die Bauern auf Eigenland, da ihnen das Getreide nur für etwa ein halbes Jahr reicht und sie, um zusätzliche Nahrungsmittel zu erhalten, gezwungen sind, fremden Boden hinzuzupachten oder teilweise ihre Arbeitskraft zu verkaufen oder Kleinhandel zu treiben. Zwischen Frühjahr und Sommer, wenn die alte Ernte verbraucht ist, die neue aber noch auf dem Halm steht, müssen sie gegen Wucherzinsen Geld leihen und Nahrungsmittel zu hohen Preisen kaufen. Dieser Teil der Bauernschaft hat es natürlich schwerer als die Bauern auf Eigenland, die von keiner Seite Hilfe brauchen, aber dennoch stehen sich die Halbbesitzer besser als die armen Bauern. Denn die armen Bauern besitzen keinen eigenen Boden und erhalten für ihre Arbeit nur die Hälfte oder noch weniger als die Hälfte ihrer Ernte, während die Halbbesitzer zwar von dem Teil des Bodens, den sie hinzupachten, ebenfalls nur die Hälfte oder weniger als die Hälfte der Ernte erhalten, doch vom eigenen Boden die ganze Ernte ihnen gehört. Deshalb sind die Halbbesitzer revolutionärer gesinnt als die Bauern auf Eigenland, aber weniger revolutionär als die armen Bauern. Die armen Bauern sind Pächter auf dem Lande und werden durch die Grundherren ausgebeutet. Der wirtschaftlichen Lage nach kann man die armen Bauern wiederum in zwei Gruppen teilen. Die erste Gruppe besitzt verhältnismäßig ausreichende Ackergeräte und gewisse Geldmittel. Diese Bauern können die Hälfte des Jahresproduktes ihrer Arbeit behalten. Das Fehlende decken sie durch Anbau verschiedener Nebenkulturen, durch Fisch- und Krabbenfang, Hühner- und Schweinezucht oder teilweisen Verkauf der eigenen Arbeitskraft, bestreiten so mit Mühe und Not ihren Unterhalt. Unter schweren materiellen Bedingungen lebend, denken sie nur daran, wie sie bis zur neuen Ernte durchhalten können. Ihr Leben ist somit schwerer als das der Halbbesitzer, aber dennoch leichter als das der zweiten Gruppe der armen Bauern. Die sind revolutionärer gesinnt als jene, aber weniger revolutionär als diese. Die der anderen Gruppe angehörenden armen Bauern besitzen weder ausreichende Ackergeräte noch Geldmittel, haben nicht genügend Dünger, bringen kärgliche Ernten ein, und nach Entrichtung des Pachtzinses bleibt ihnen fast nichts übrig, so daß sie noch mehr genötigt sind, einen Teil ihrer Arbeitskraft zu verkaufen. In Hungerjahren und sonstigen Notzeiten erflehen sie von ihren Verwandten und Freunden leihweise einige Maß Getreide, um sich zunächst einmal ein paar Tage durchzuschlagen; ihre Schulden häufen sich wie die Last auf dem Rücken der Zugochsen, Diese Gruppe der armen Bauern stellt den elendsten Teil der Bauernschaft dar; die ist für revolutionäre Propaganda überaus empfänglich. Was die kleinen Handwerker betrifft, so werden sie deshalb als Halbproletariat bezeichnet, weil sie, obwohl sie einige primitive Produktionsmittel besitzen und überdies als Selbständige gelten, dennoch ebenfalls häufig gezwungen sind, teilweise ihre Arbeitskraft zu verkaufen, und ihre ökonomische Lage etwa der der armen Bauern im Dorf entspricht. Der ewige Druck der Armut – die schwere Last der Ausgaben für den Unterhalt der Familie, das Mißverhältnis zwischen Einkommen und Existenzminimum – und die ständige Furcht vor Arbeitslosigkeit bringen sie im großen und ganzen ebenfalls den armen Bauern nahe. Die Handlungsgehilfen sind Angestellte der Handelsunternehmen und bestreiten den Unterhalt ihrer Familien mit einem bescheidenen Gehalt; während die Warenpreise von Jahr zu Jahr steigen, wird eine Gehaltszulage gewöhnlich nur einmal in mehreren Jahren gewährt. Wenn man gelegentlich mit diesen Menschen näher ins Gespräch kommt, hört man sie fortwährend über ihr Los klagen. Ihre Lage unterscheidet sich wenig von der Lage der armen Bauern und der kleinen Handwerker, und sie sind für revolutionäre Propaganda überaus empfänglich. Die Straßenhändler haben, ganz gleich, ob sie hausieren gehen oder Verkaufsstände auf den Straßen haben, ein geringes Kapital und verdienen nicht genug, um sich zu ernähren und zu kleiden. Sie befinden sich fast in der gleichen Lage wie die armen Bauern und brauchen wie diese eine Revolution, die die bestehenden Zustände ändert.
Das Proletariat. Das moderne Industrieproletariat zählt etwa zwei Millionen Menschen. Die zahlenmäßig geringe Stärke des modernen Industrieproletariats erklärt sich aus der wirtschaftlichen Rückständigkeit Chinas. Diese etwa zwei Millionen Arbeiter sind in der Hauptsache in fünf Zweigen – bei der Eisenbahn, im Bergbau, in der Seeschiffahrt, in der Textilindustrie und im Schiffbau – beschäftigt, und ein großer Teil von ihnen schuftet unter dem Joch ausländischer Unternehmer. Obwohl seine zahlenmäßige Stärke nicht groß ist, ist gerade das Industrieproletariat der Repräsentant der neuen Produktivkräfte Chinas und die fortschrittlichste Klasse im modernen China, ist