ad Ernst Bloch. Micha Brumlik

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       Micha Brumlik

       ad Ernst Bloch Naturrecht und menschliche Würde

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      E-Book (EPUB)

      © CEP Europäische Verlagsanstalt GmbH, Hamburg 2022

      Alle Rechte vorbehalten.

      Coverfoto: Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, archiv stefan moses

      EPUB: ISBN 978-3-86393-592-4

      Auch als gedrucktes Buch erhältlich:

      Print: ISBN 978-3-86393-134-6

      Informationen zu unserem Verlagsprogramm finden Sie im Internet unter

       www.europaeischeverlagsanstalt.de

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       Inhalt

       Vorbemerkung

       Was heißt menschliche Würde? Theologische Grundlagen

       Historische Aspekte

       Exkurs: Die übergangene biblische Tradition

       Bloch und Kants Begriff der Würde

       Blochs früher Gewährsmann: Thomas Münzer

       1. Sitz im Leben

       2. Neukantianischer Linksradikalismus

       3. Chiliastische Theorie

       4. Theorie der Revolution

       Noch einmal: Blochs Kritik an Kant

       Exkurs: Kant, das Widerstandrecht und seine Haltung zur Revolution

       Blochs Kritik neuerer Rechtsphilosophie

       Und noch einmal Marx

       Anmerkungen

       Vorbemerkung

      Ernst Blochs erstes nach seiner Flucht in die Bundesrepublik publiziertes Buch trug den Titel Naturrecht und menschliche Würde. Es entstand schon lange vor seiner Übersiedlung in den Westen und stellte nicht weniger dar als den Versuch, gegen die stalinistische Deformation von Marxismus und Kommunismus – keineswegs nur in der Sowjetunion – den Kerngehalt der Marxschen Freiheits- und Befreiungsphilosophie freizulegen. Bloch tat das in diesem Buch in einer beeindruckenden tour d’horizon, die nicht weniger als die gesamte Geschichte freiheitlicher Lebens- und Rechtsverhältnisse seit der Antike abschreiten will – und zwar so, dass er die jeweiligen Freiheits- und Rechtskonzepte – hier konsequent marxistisch – als Ausdruck der jeweiligen Produktions-, Herrschafts-, aber auch Konfliktverhältnisse gedeutet hat. Auf diese Fülle von Überlegungen und Material kann hier nicht eingegangen werden – gefragt soll vielmehr werden, ob überhaupt, und wenn ja, was für einen Begriff menschlicher Würde Bloch präsentiert. Das aber setzt eine Klärung des Begriffs der „Würde“ voraus. Immerhin liegen seit einiger Zeit klärende Beiträge zu Blochs Verständnis des Rechts vor, Beiträge, die sich immer auch auf den Begriff der „Würde“ beziehen: So hat Hartmut Wagner bereits 1995 Blochs Rechtsphilosophie neu gedeutet, und zwar so, dass er Blochs Konzept menschlicher Würde als „zentrale Zielkategorie“ eines auf das Reich der Freiheit zielenden Prozesses analysierte.

      „Die Menschenwürde ist damit das Prinzip, welches im Recht aufgefunden zugleich über das Recht hinausweist und die unablässige Suche nach Formen des menschlichen Miteinanders gebietet, in denen der Mensch sein Selbst in der solidarischen Gemeinschaft freier und gleicher Individuen zu realisieren vermag.“1

      Mehr als zwanzig Jahre später, 2016, hat sich dann Arno Münster, dem eine dichte Biographie Blochs zu verdanken ist, noch einmal vertiefend zu diesem Thema geäußert und es besonders in seinen eschatologischen Dimensionen nachgezeichnet.2 In dieser Hinsicht ist Arno Münster zuzustimmen: Dieser Begriff, der Begriff der Würde, hat – zumal bei Bloch – im weitesten Sinne religiöse Wurzeln. Tatsächlich war Ernst Bloch, den Oskar Negt als den deutschen Philosophen der Oktoberrevolution bezeichnet hat, in den frühen 1920er Jahren der durchaus prophetischen Überzeugung, dass der Anbruch einer erlösenden Weltrevolution unmittelbar bevorstand:

      „Die Zeit kommt wieder, der proletarische Stoß vom Westen wird sie wiederbringen, in Deutschland und Rußland wird sie kulminieren: da fühlen die Völker ein Licht, das die schwersten Schatten löst, das Übersehenes, himmlisch Unterirdisches plötzlich ins grellste Zentrum rückt, das Geheimnis des Ketzertums endlich zur wirksamsten Publizität, zum Pol und Hegemonikon der Gesellschaft erhebt.“3

      War Blochs erstes Werk, der Geist der Utopie, noch ganz von anbrechender Hoffnung, einer ganz und gar offenen Situation geprägt, so ging es drei Jahre später um die Bewältigung einer – jedenfalls regionalen, deutschen – Niederlage. Dann aber stellt Blochs 1921 verfasste Schrift Thomas Münzer4 eine Form aufbauender Trauerarbeit dar; einer Trauerarbeit, die – zur Theorie geworden – freilich erhebliche Umbauten an dem zum Teil sehr mechanistisch verstandenen „Marxismus“ des linken Flügels der SPD, der USPD sowie der KPD erforderte. So will Bloch mehr als nur „Marxismus“ – tatsächlich strebt er eine neue Synthese an: eine Synthese von dem als bekannt geltenden „Marxismus“ und einer Größe, für die der rechte Begriff erst noch zu finden war.

      „Derart also“, so die letzten Worte des Münzerbuchs, „vereinigen sich endlich Marxismus und Traum des Unbedingten im gleichen Gang und Feldzugsplan; als Kraft der Fahrt und Ende aller Umwelt, in der der Mensch ein gedrücktes, ein verächtliches, ein verschollenes Wesen war; als Umbau des Sterns

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