Der Schrei des Phönix. Sabine Gräfin von Rothenfels
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Besser wird dadurch auch nichts. Ich fühle mich trotzdem schrecklich allein, am Rande stehend.
Am meisten nervt mich die Stille. Diese Stille. Es ist ganz nett mal seine Ruhe zu haben, aber das ist keine Ruhe, das ist einfach Stille.
Kein Mensch auf dieser gottverdammten Welt interessiert sich für mich. Niemand ruft mich an, niemand fragt ob es mir gut geht oder was ich so mache. Es ist fast so als ob ich aufgehört habe zu existieren. Ich bin wie unsichtbar.
Genau das ist es, ich bin unsichtbar. Vergessen.
Lange Abende und Nächte denke ich darüber nach wie ich mein Leben besser gestalten soll. Schon eine ganze Zeit lang flirte ich mit einem Typen aus meiner Kanzlei.
Der scharfe Marco ist ein Draufgänger, ein Ehebrecher, ein durch und durch verkehrter Mann. Ich weiß nicht ob ich mich tatsächlich auf ihn einlassen soll.
Er ist süß und ich würde wirklich gern mit ihm schlafen, so grundsätzlich. Aber ich betrachte ihn als Freund. Wir haben in den letzten drei Jahren beinahe jede Frühstücks- und Mittagspause miteinander verbracht und kennen uns inzwischen ziemlich gut.
Wenn er jetzt bekommt was er will interessiere ich ihn künftig vielleicht nicht mehr.
Viel schlimmer, was wenn ich nun beginne mehr für ihn zu fühlen? Das wäre schlecht für uns beide. Besonders für mich, mein Leben verträgt wirklich nicht noch mehr Verwicklungen.
Kapitel 3 – Auf der Suche
Schon bevor ich das Lokal betrat wusste ich er würde da sein. Ich wusste es einfach, konnte seine Gegenwart selbst durch dicke Mauern spüren.
Mein Verhältnis oder besser meine Einstellung dazu hat sich irgendwie geändert. Inzwischen waren seit unserer ersten Nacht sechs Monate vergangen.
Meine Liebe ist tiefer aber die Leidenschaft kleiner geworden. Ich will nur sein Wohlbefinden. Jede Minute mit ihm ist so wertvoll. In seinem Arm einzuschlafen bedeutet mir so viel.
Ich bin glücklich wenn wir etwas Zeit miteinander verbringen. Ich bin nicht mehr so verzweifelt wenn wir uns nicht sehen. Irgendwie versuche ich das Beste daraus zu machen. Ich habe eingesehen dass es nichts bringt mich selbst zu quälen.
Ich habe Lust zu laufen. Zu laufen soweit mich meine Füße tragen. Ich möchte weg rennen. Mein bisheriges Leben einfach hinter mir lassen. Alles was mich einzwängt und klein macht vergessen. Nur noch ich selbst sein.
Aufhören ewig ein Teil von jemand sein zu wollen und endlich anfangen ich zu sein.
Nur ich, mich hinstellen und zu schreien: "Ich bin am Leben! Ich bin jemand! Ich habe das Recht zu lieben und verdammt nochmal glücklich zu sein!"
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Es macht mir Spaß Paul ein wenig anzumachen. Weil er so schüchtern ist reizt es mich natürlich besonders.
Ich berühre sein Knie, seine Fingerspitzen, fühle wie es ihn schüttelt, wie seine Haare sich unter meiner Berührung aufrichten.
Das klingt jetzt ziemlich nuttig nach all den Gefühlen die ich doch für Richard empfinde. Aber es ist nur ein Spiel für mich. Ich werde damit niemand verletzen. Auf diese Weise baue ich nur mein Selbstvertrauen etwas auf.
Männer muss ich fühlen, riechen, schmecken. Es spielt keine Rolle für mich wie sie aussehen, die erotischen Wellen müssen stimmen.
Während ich einer kleinen Liaison mit Paul also gar nicht abgeneigt bin empfinde ich alle anderen Männer, abgesehen von Richard natürlich, als Zumutung. Der kleine Michi nervt mich und das bekommt er auch zu spüren. Sein Pech dass ich brummig bin. Wenn ich an Richard denke sollte er mir eben nicht zu nahe kommen.
Ich habe keine Lust mit kleinen Jungs zu spielen. Nur ein Mann hat Chancen bei mir!
So wie Paul, der gefällt mir immer besser. Allerdings verliebt bin ich immer noch einzig und allein in Richard.
Zwischen drin treffen Richard und ich immer wieder zusammen, aber meistens ignoriert Richard mich einfach und das tut mir so weh, immer noch unendlich weh. Ich kann einfach nicht von ihm lassen.
Ich bin eine Sklavin der Liebe. Die Gedanken an ihn schmerzen mich wie Peitschenhiebe. Mein Stolz ist inzwischen völlig dahin. Jetzt bin ich nicht nur mutlos sondern auch entwürdigt. So als hätte er mir alles Leben ausgesaugt und mich dann weggeworfen.
Für einen Moment denke ich darüber nach ihn zu vergessen. Mit dem zufrieden zu sein was ich kriegen kann. Meine Zukunft mit dem kleinen Michi verbringen.
Doch ich zweifle ob ich das fertig bringen würde. Lieber ein langweiliges Leben als ein einsames Leben?
Keine von beiden Alternativen gefällt mir. Und so hoffe und bete ich weiter. Träume von einem Leben mit Richard. Da ich nicht aufgeben kann verdoppele ich meine Anstrengungen. Ich dringe aber absolut nicht zu ihm vor - er hat eine Mauer um sich gebaut die ich nicht überklettern kann.
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Die Zeit vergeht und nichts wird besser, eher schlechter da sich auch die Freunde jetzt öfter von mir zurückziehen. Männer können vielleicht nerven!
Ich liebe Männer, bin gern in ihrer Nähe. Aber jetzt gerade habe ich die Nase von den Kerlen gestrichen voll!
Am liebsten würde ich auswandern und alles hinter mir lassen. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich will gern mit meinen Freunden zusammen sein doch weil ich eine Frau bin betrachten sie mich nicht wirklich als Freund. Ich bin nur ein Anhängsel, eine Klette. Ich bin so scheiß wütend. Was kann ich dafür so zu sein? Durch und durch Frau und doch ganz anders.
Ich liebe Männer, will sie immer um mich haben. Warum muss alles immer schwarz oder weiß sein? Eine Frau allein muss sich unter Frauen bewegen. Männer alleine bewegen sich unter Männern, Paare unter Paaren.
Noch nie ist das so deutlich für mich wie zu diesem Zeitpunkt. Noch nie hat es mich so geschmerzt anders zu sein. Ich will Gefühle zeigen, ich kann nicht allein sein. Ich will mich nicht unerwünscht fühlen. Es gibt keinen Ausweg, eine Sackgasse. Aus. Ende. Mein Leben ist ein Kartenhaus aus Lügen und jetzt ist es zusammengebrochen.
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Ich bin wie von Sinnen. Es reicht mir nicht gelegentlich eine Nacht mit Richard zu verbringen, ich will mehr. Wenn er nicht in meiner Nähe ist fühle ich mich so verloren, so als wäre ich der einzige Mensch auf Erden. Wie nach einer großen Flut die alles weg gespült hat.
Ich hasse es allein zu sein. Es ist so still, so verdammt still. Nicht einmal ein Windhauch, das muss einen ja in den Wahnsinn treiben!
Es ist so schwer für mich Richard