Der Schrei des Phönix. Sabine Gräfin von Rothenfels

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Der Schrei des Phönix - Sabine Gräfin von Rothenfels

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Dreck macht. Seit zwei Wochen hänge ich nur so rum, völlig untätig.

      Zu meiner Einsamkeit ist ein neues Gefühl dazu gekommen. Scham.

      Ich schäme mich dafür einsam zu sein. Niemand soll es merken, weder Freunde noch Familie oder Nachbarn.

      Überall habe ich das Licht ausgemacht und mich ganz still in meine Hängematte verzogen. Wie ein verletztes Tier das sich im Unterholz verkriecht.

      Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich rief bei Richard an und erreichte ihn wunderbarer Weise sogar. Lange unterhielten wir uns.

      Ich beschimpfte ihn weil er mich so ignoriert. Einen Grund konnte er nicht nennen (natürlich nicht, es gibt ja keinen). Jedenfalls vertrugen wir uns am Ende und trafen uns am Abend wieder mal am Lagerfeuer. Ich liebe solche kleinen spontanen Feiern, es gibt nichts Romantischeres als ein Lagerfeuer in einer warmen Sommernacht.

      Richard und ich verbrachten den ganzen Abend zusammen. Wir haben uns eine Decke geteilt und er hat mich fest im Arm gehalten. Es war urgemütlich und ich schwebte irgendwo auf Wolke sieben. Gemeinsam brachen wir nach Hause auf, beschlossen nur gute Freunde zu sein und schliefen miteinander. Still, sanft, selbstverständlich.

      Ob die Beziehung so funktioniert bleibt abzuwarten aber es ist gut für mich meinen Freund wieder zu haben. Ich kann einfach nicht ohne ihn leben, auch wenn völlig unklar ist ob es eine Zukunft für uns beide gibt.

      All meine Hoffnung ist möglichst viel Zeit mit ihm zu verbringen. Ich weiß noch gar nicht wie ich zehn Tage ohne ihn auskommen soll. Aber ich werde es müssen - er fährt in Urlaub, ohne mich.

       Schön für Dich dass Du so wahnsinnig unabhängig bist…Du musst weder Rücksicht auf mich noch auf dein Bankkonto nehmen…

      Ich werde vor Sehnsucht vergehen, ich hoffe er hält sein Versprechen sich gleich bei mir zu melden wenn er zurück ist. Wenn er es tut bekommt er eine Wiedersehensfeier die er so bald nicht vergisst!

       Es wäre schön Dir wieder vertrauen zu können, ich vermisse unsere Freundschaft.

       *********************

      Der fünfzehnte August, ein Feiertag, ein langes Wochenende.

      Ich gammle so richtig. Ich bin erst um halb zwei Uhr nachmittags aufgestanden, habe ein schönes Schaumbad genommen und ein wenig Schönheitspflege betrieben. Jetzt liege ich gemütlich in der Hängematte auf dem Balkon und denke darüber nach was ich noch anstellen soll. Ohne Richard habe ich eigentlich zu gar nichts Lust.

      Dann endlich! Er ist zurück! Beide sind wir auf einer Überdosis Gefühl. Ich bin wie ein Schwamm der jedes seiner Worte und Gesten gierig aufsaugt. Ohne ihn wäre ich ausgetrocknet und gestorben. Richard genießt das Zusammensein ohne Zweifel genauso aber ich glaube zu wissen dass es ihm nicht wirklich etwas bedeutet, nicht so wie er mir.

      Unsere Treffen sind so selten, viel zu selten, doch ich will ihn nicht zu sehr bedrängen, glaube ihn schon genug zu nerven.

      Es ist doch nicht normal wenn ich zweidrittel meiner Zeit damit verbringe über ihn nachzudenken. Ihn, den ich so sehr liebe dass mir der Gedanke an ihn die Tränen in die Augen treibt.

      Wie kann er nur ALLES für mich sein und ich bin für ihn gar nicht wichtig? Wenn er keine Zeit für mich hat fühle ich mich wie eine Tigerin, gefangen im Käfig meiner Gefühle. Ich laufe auf und ab, immer auf der Suche nach einem Ausweg.

      Ab und zu habe ich auch ohne ihn Spaß, dann gehe ich bis zum Morgengrauen mit der Band aus. Ich fühle mich wohl und darum sehe ich auch gut aus und habe Energie.

      Aber es ist nicht dasselbe.

      Es ist merkwürdig aber immer sonntags vermisse ich ihn besonders. Vielleicht weil ich am Sonntag gewöhnlich meine Familie besuche. Meine Eltern sagen nichts zu meinem Lebensstil aber ich bilde mir ein sie sehen mich mitleidig an. Wenn es nach meinen Eltern gegangen wäre dann wäre ich schon lange verheiratet und hätte Kinder.

      Enkelkinder; damit liegen sie mir schon Jahre in den Ohren. Inzwischen haben sie es wohl aufgegeben. Es ist gut dass sie mir die Fehler meines Lebens nicht vorhalten, dass würde ich nicht ertragen. Aber ich sehe dieses verdammte Mitleid in ihren Augen. Niemand kann mir die Verantwortung für mein Leben abnehmen. Falsche Entscheidungen, falsche Männer, unnütz vertane Zeit.

      Es ist mein Leben, meine Bestimmung. Irgendwann wird alles einen Sinn ergeben. Zufälle gibt es nicht. Alles was geschieht passiert nur weil vorher etwas anderes geschehen ist. Alles im Leben hat eine Ursache und eine Wirkung. Wieso bin ich Richard begegnet? Was ist der höhere Grund dafür?

      *********************

      Ich hatte nie ein starkes Bedürfnis meinen Geburtstag zu feiern, diesmal schon. In drei Wochen begehe ich meinen 29. Es kommt mir so vor als wäre ich gestern erst 16 gewesen. Doch ich habe Lust alle meine Freunde um mich zu versammeln. Ich will das Gefühl bekämpfen allein zu sein.

      Wenn ich Richard sehe ist es immer das gleiche. Heiße Küsse - kaltes Herz. Der Gedanke an Ihn kribbelt wie tausend Ameisen an meinem ganzen Körper. Er versetzt mich immer in elektrische Hochspannung. Wenn ich ihn nur berühre werden Funken aus mir schlagen!

      Es ist halb zehn, er ist nicht gekommen und ich bin gerade beim dreißigsten Pfund Süßigkeiten, ich werde davon weder ruhiger noch glücklicher, kriege höchstens Pickel. Wieder mal hat er mich versetzt, wie nett.

      *******************

      Es kann nicht so weitergehen. Ich werde die Entscheidung erzwingen - entweder er liebt mich oder er muss gehen. Als ich bei ihm war um mit ihm zu reden habe ich wie üblich kein Wort herausgebracht. Es war das Übliche, erst Distanz dann Knutscherei. Aber offenbar hat er das gleiche gedacht wie ich und schließlich redeten wir doch.

      Er ist mit mir einer Meinung. Es muss aufhören, wir können nicht ewig so weitermachen. Also muss es enden. Mein Herz muss aufhören schneller zu schlagen bei seinem Anblick. Ich muss aufhören jede Stunde des Tages an ihn zu denken, aufhören von ihm zu träumen, aufhören mir seine Nähe zu wünschen.

       Scheiße! Morgen ist mein Geburtstag, der einsamste meines Lebens.

      Schließlich und endlich war es doch nicht so schlimm. Abends kamen ein paar Freunde, wir nahmen einen Drink bei mir in der Wohnung dann ging ich mit der ganzen Bande schön essen und wir spielten Billard. Eigentlich habe ich mich gut amüsiert. Ich war auch gar nicht depressiv, eher im Gegenteil, schon fast albern. Selten so gelacht.

       Ha, ha, es geht ja doch!

      ****************

      Es ist der 30. September, endlich Urlaub!

      Ich kann die dummen Gesichter im Büro nicht mehr ertragen. Wie überall gibt es auch bei mir im Büro so eine linke Ziege die einem freundlich ins Gesicht lacht und einem dann einen gemeinen Tritt in den Hintern verpasst. So was kotzt mich an.

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