Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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Anpassung an die lokalen geologischen Bedingungen und/oder traditionellen Baumethoden mit Steineinsatz geschuldet war.

      Die Spielfläche der „Ballspielplätze“ war geglättet, mit Caliche überzogen/versiegelt (ggf. bis in die Caliche-Schicht gegraben) und stellte eine flache, symmetrische, konkave, schüsselförmige Muldenoberfläche dar, die sich leicht aufwärts zu den Kanten des Platzes hinaufzog und dann relativ steil an den Aufschüttungen anstieg. An jedem Ende des „Ballspielplatzes“ waren sich verengende Öffnungen in der Umwallung freigelassen, die als „Tore“ gedient haben könnten, in die die Spieler möglicherweise die Gummi- oder Steinbälle zu platzieren hatten, oder als eine flache Rampe, durch die die RitualteilnehmerInnen den Innenraum betraten. Im nordwestlichen Ballspielplatz von Pueblo Grande waren Steinmarken in den Boden ungefähr in der Mitte des Platzes vor den möglichen „Toren“ eingelassen, um evtl. mögliche Spielzonen (?) zu markieren. Es gab aber auch ein Beispiel mit einer Markierung aus aufrecht stehenden Pfosten.

      Die Hohokam-Ballspielplätze waren unterschiedlich in ihrer Größe und hatten eine durchschnittliche Länge von 24,5 bis 35 m und eine Breite von 15 m. Die Aufwallungen waren meist bis 3 m hoch. Die Vertiefungen erreichten im Maximum 2,44 bis 3,66 m, die geglättete Freifläche des Platzes lag bei 630 bis 840 m². Der größte aufgefundene Ballspielplatz liegt in Snaketown, 32 km südlich von Pueblo Grande. Er hat die Form einer ovalen Schüssel, geformt von zwei parallelen Aufschüttungen. Die Erdwälle sind etwa 60 m lang und 33 m weit auseinander. Die Seitenwallhöhe misst 2,5 m. Die Seitendämme trafen sich nicht an den Enden, sie liefen am Boden aus. Die eigentliche Spielfläche wies eine Länge von 55 m und eine Breite von 19 m (= 1045 m²) auf. In Snaketown wurden Gummibälle ähnlich denen von Mesoamerika gefunden, allerdings nicht im Kontext des Ballspielplatzes.

      Unstrittig ist im Allgemeinen, dass diese Orte von lokaler und überregionaler spiritueller Bedeutung waren und sakralen und gegebenenfalls auch säkularen Zeremonien und Aufgaben dienten. Die von Mesoamerika und durch zweifellos vorhandene materielle und ideelle Kontakte der Hohokam nach Mesomerika inspirierte archäologische Bezeichnung „Ballspielplatz“ ist als Absolutum in den Literaturquellen festgeschrieben und in weiteren Ausarbeitungen sprachlich wegen seiner Knappheit kaum noch zu vermeiden. Die Bezeichnung „Ballspielplatz“ ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit eine extreme Verknappung nur einer möglichen ursprünglichen Funktion, wenn nicht gar eine Fehlinterpretation dieser Anlage. Trotzdem wird im Weiteren - mangels einer besseren Bezeichnung - mit diesem Begriff gearbeitet werden.

      Die ursprüngliche Bautechnologie ist meistens analog den Arbeitsgängen beim Kanalbau. (In Wupatki, wo der Ballspielplatz erst zwischen 1120 und 1200 u.Z., also gegen Ende der Ära des Baues und der Nutzung dieser Anlagen, entstand, ist dies aber nicht der Fall. Hier wirkte offensichtlich der Einfluss der Anasazi mit der Errichtung von Steinmauern beim Pueblobau.) Diese Bauweise würde die Anlage primär als eine spirituell umgewandelte, spezifische Form eines Kanals oder als eines Wasserreservoires/Brunnen darstellen. Selbst die Interpretation dieser Anlagenform als eine Erdvulva, die die befruchtende Himmelsflüssigkeit in ihrer wasserdichten Einmuldung auffängt und für eine bestimmte Zeit entsprechend der vorhandenen Wassermenge und den Verdunstungsbedingungen aufbewahrt, hat angesichts der zur „Geburtsstunde“ (ab 750/775 u.Z.) dieser Anlagen sicher noch bestehenden starken weibbezogenen Spiritualität eine gewisse Plausibilität. Es gab auch die - allerdings strikt abgelehnte - Bezeichnung „Badeanstalt“ für die bauliche Anlage. Ob die gefundenen „Spielfeldmarkierungen“ (in den verputzten Boden eingelassene Steine) für die direkte Durchführung einer Zeremonie oder als eine Marke für einen niederschlagsabhängigen Wasserstand in der Mulde dienten, ist nur spekulativ zu beantworten. Als sicher ist anzunehmen, dass die auf dem „Ballspielplatz“ zu bestimmten Terminen, die durch astronomische und/oder klimatische Ereignisse bestimmt wurden, von Weibern und/oder Männern durchgeführten Zeremonien im Wesentlichen der Fruchtbarkeit und dem Wasser galten. Es ist auch zu vermuten, dass sich der Charakter der dort vollzogenen Zeremonien und/oder die natürlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen im Laufe der Jahrhunderte so veränderten, dass diese Anlagen im Zeitraum 1150/1250 u.Z. - nach knapp 500 Jahren - ihre spirituelle und soziale Bedeutung verloren und nicht mehr genutzt wurden. Dies deutet auf einen Wandel in der Spiritualität und in der Zeremonialität, verbunden mit gesellschaftlichen Veränderungen hin (Patriarchalisierung, Hierarchisierung?). Die gesellschaftliche Rolle der Ballspielplätze wurde durch die, wenigstens teilweise mit Adobebauten bestückten, Plattformmounds ersetzt. Die Anzahl dieser Mounds war – allerdings auch durch die Reduzierung der Anzahl der Niederlassungsplätze - weit geringer als die der Ballspielplätze.

      Dieser Übergang ist bei der großen Stätte Pueblo Grande im Phoenix Bereich gut zu erkennen. Der nordwestliche Ballspielplatz von Pueblo Grande ist der einzige freigelegte dieser Stätte, die wahrscheinlich 2 bis 3 solcher Anlagen enthielt. Der größte Ballspielplatz wurde während der Siedlungsentstehung/-ausbreitung des heutigen Phoenix überbauend zerstört. Der nordwestliche Ballspielplatz wurde um 950/1000 u.Z. erbaut, ist relativ klein (25 x 11,5 m) und hat eine Nord-Süd-Orientierung. Um 1100 u.Z. gab es zwei kleine Mounds ca. 200 m südlich des Ballspielplatzes, die später - um 1200 u.Z. - durch Überbauung in dem großen Plattformmound von Pueblo Grande aufgegangen sind. Um 1200 u.Z. wurde der Ballspielplatz aufgegeben und nur noch als Abfallplatz genutzt. Der große, rechteckige Mound wurde zum Zentrum der Siedlung, die im Durchmesser 1,6 km maß.

      Dass bei zeremonialen Tänzen und Spielen auf diesen „Ballspielplätzen“ gegebenenfalls auch Kugeln aus Stein und/oder einer gummiartigen Substanz verwendet wurden (vereinzelt wurden solche – allerdings nicht im Kontext der Ballspielplätze – von den Archäologen gefunden), ist durchaus möglich, aber kein Grund, diese Hohokam-Zeremonialfläche mit einem hypnothisierten Blick auf eindeutige Ballspielplätze der Maya und anderer mesoamerikanischer Völker ebenfalls als Ballspielplatz zu apostrophieren, obwohl einige bildliche Darstellungen der Hohokam (Figurinen, menschliche Figuren aus der Keramikmalerei und aus der Felskunst) Ähnlichkeiten mit mesoamerikanischen Ballspielern aufweisen. Diese formale Ausstattungsähnlichkeit muss aber keinesfalls zwangsläufig auf einen Hohokam-Ballspieler hinweisen. Dagegen hat der eigentliche „Ballspielplatz“ der Hohokam architektonisch – bis auf den Sachverhalt einer speziell markierten Zeremonialfläche - nichts mit einem mesoamerikanischen Pendant gemein. Vieles spricht dafür, dass die Hohokam „ihren Ballspielplatz“ nach eigenen Vorstellungen und nicht mesoamerikanische Beispiele nachahmend aufbauten und nutzten. Man kann diese Anlage von ihrer spirituellen Bedeutung her vielleicht mit den Kivas der Anasazi vergleichen, da sonst für diese Zeit keine speziellen, erkennbaren Zeremonialräume nachgewiesen werden konnten. Nur einige sehr große Grubenhäuser wurden als solche interpretiert.

      Die mesoamerikanischen Formen werden dagegen bei den Ballspielplätzen der Casas Grandes Mogollon (errichtet um bzw. nach 1200/1250 u.Z.) angetroffen. Diese Plätze wurden aber erst gebaut, nachdem bei den Hohokam die „Ballspielplätze“ „aus der Mode gekommen“ waren. Indizien sind gut, aber deren Verknüpfung oft spekulativ. Es ist hier nicht die Stelle, den vielfältigen Spekulationen und Beschreibungen über die eventuelle mögliche Nutzung der Hohokam-Ballspielplätze nachzugehen.

      Die Größe der Anlage und das dort investierte Arbeitsvermögen lässt auf eine – offensichtlich den Bedürfnissen entsprechende – überkommunale Aktivität bei Bau und Nutzung schließen, die die Integration dieser Menschen förderte und Kontrollmöglichkeiten für die Sicherung der Lebensgrundlagen der beteiligten Gemeinden und Menschen schuf. Die Ballspielplätze sind ein gemeinschaftlicher Kommunikationsknotenpunkt für Spiritualität und Wirtschaft. Die Orte mit Ballspielplätzen hatten offensichtlich eine zentrale Rolle im Niederlassungsgeflecht. Es gab auch Ortschaften mit mehr als einem Ballspielplatz. Die meisten hatte das Dorf Buena Vista mit fünf solchen Plätzen. Wenn in einem Niederlassungsbereich mehrere genutzte Ballspielplätze bestanden, dann deutet dies gegebenenfalls auf die Aktivität und Wirksamkeit unterschiedlicher Zeremonialgruppen/Schwesternschaften/Bruderschaften/Bünde.

      Ungefähr im 13. Jahrhundert hörten die Hohokam auf, Ballspielplätze zu bauen und zu nutzen. An ihre Stelle traten

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