Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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      Es ist festzustellen, dass Ballspielplätze und Mounds seit 750/775 u.Z. bis maximal 1250 u.Z. nebeneinander in der Hohokam-Kultur existierten. Bis zum Beginn der klassischen Zeit um 1150 u.Z. dominierten die Ballspielplätze die Dörfer bzw. die Dorfgemeinschaften. Die spirituelle Rolle der Mounds war im Vergleich zum Ballspielplatz in der vorklassischen Zeit sicher nur marginal und sein Sinngehalt mehr profan. Danach wurden auf Grund gesellschaftlicher Umbrüche die Ballspielplätze aufgelassen und die Mounds erlangten das spirituelle Hauptgewicht.

      Um die Plattformmounds im Phoenix-Gebiet wurden in der frühen klassischen Zeit Palisaden errichtet. Palisaden und andere Abgrenzungen sowie Torwege stellen eine formale Begrenzung der Bewegungsmöglichkeiten zwischen den Plattformen der Mounds und den neben den Mounds errichteten rituellen Spezialbauten dar. In der späten klassischen Zeit wurden um den zentralen Plattformbereich einschließlich die mit dem Mound verbundenen und auf der normalen Erdoberfläche errichteten Spezialbauten feste Compound-Adobewände gebaut. Die Moundplattformen, auf der sich während der frühen klassischen Zeit nur wenige Zeremonialbauten befanden, wurden in der späten klassischen Zeit dicht mit Räumen und ummauerten Hofplätzen bebaut.

      In Snaketown wurde jedoch ein mit Palisaden umzogener Mound bereits aus der Sacaton Phase (950/975 bis 1150/1175u.Z.) entdeckt. In Las Colinas stand ein Plattformmound aus der Soho Phase (1150/1175 bis 1300 u.Z.). Der Mound war aus einem Anfangsbau von pfostenverstärkten Wänden heraus gebaut/entwickelt worden, die jedoch nur als Stützmauern wirkten. Der Raum zwischen ihnen wurde dann mit Abfall ausgefüllt. Als Abschluss wurde eine Calicheschicht darüber gezogen. Die äußersten Wände waren niedrig, wurden aber nach innen höher, so dass ein flach abfallender Hügel mit einer wahrscheinlich flachen Kuppe entstand. Zumindest in seiner späteren Geschichte wurde der Mound von einer massiven Wand umgeben, sie stand jedoch noch in einem Soho-Kontext. Die Bauwerke auf der Moundfläche waren Wohn- und/oder Zeremonialbauten und von einer Mauer umschlossen. Auch die Bauten in der Umgebung des Mounds waren als Compounds errichtet oder der Mound mit seinen Bauten war das Zentrum eines großen Compounds (siehe Compound A von Casa Grande).

      In der klassischen Zeit befanden sich die Hohokam-Niederlassungen hauptsächlich in fünf Bereichen in der Sonora Wüste von Süd- und Zentralarizona konzentriert: im unteren Salt und im mittleren Gila River Valley im Phoenixbecken, dem unteren San Pedro River Valley, im Tucson Becken und in der östlichen Papaguería. Diese Siedlungsanhäufungen wurden durch die räumlichen Gruppierungen von Plattformmounds, die in dieser Periode gebaut und genutzt wurden, abgegrenzt. Ihre Größen und Konfigurationen variierten innerhalb und über die fünf Bereiche beträchtlich und belegen damit, dass die Kultur der Hohokam in der klassischen Periode in ihren Äußerungen nicht überall gleichartig ausgeprägt war. (Ab 1200 u.Z. wurden im von den Hohokam geräumten Tonto Becken ca. 20 Plattformmounds von den Menschen der Salado-Kultur errichtet!)

      Im Gegensatz zur manchmal konzentrierten und manchmal sehr lückenhaften Verbreitung der mehr als 100 Plattformmounds (davon mehr als 50 im Salt-Gila-Becken) hatten die mehr als 250 Ballspielplätze in 160 größeren Wohnstandorten eine relativ gleichmäßige Verteilung, die sie als Glieder einer ununterbrochenen Verbindung unter den Gemeinschaften über die gesamte Kulturregion belegen. Das reorganisierte Siedlungsmuster der klassischen Periode in diskrete Ansammlungen belegte deshalb einen Rückzug aus Zwischenbereichen und möglicherweise eine neue und differenzierte soziale Ordnung.

      Die Konzentration der Moundstandorte korrespondiert mit der in der klassischen Zeit allgemeinen Reduzierung der Hohokam-Niederlassungen und dem „Rückzug“ auf riverine Bereiche. Dessen ungeachtet gab es auch Moundstandorte der Wüsten-Hohokam mit und bei Wasserreservoiren. Ab Mitte der Klassischen Zeit (um 1300/1350 u.Z.) wurden praktisch keine neuen Mounds mehr errichtet, sondern nur noch die vorhandenen älteren ausgebaut, vergrößert und mit entsprechenden Adobe- und ggf. Calichebauten besetzt. Ab 1250 u.Z. wurde der Wandaufbau der Bauten auf den Mounds massiver und einige mehretagige Gebäude - sogenannte Großhäuser (Big houses) wurden errichtet. Die Umwallung der Mounds und der Compounds wird von einigen Wissenschaftlern als spirituell-religiöse und von anderen als defensive Maßnahme angesehen. Durchaus beide Faktoren können im Umbruch der klassischen Zeit mit ihren gesellschaftlichen Spannungen eine Rolle gespielt haben, über eine Dominanz zu streiten vertieft jedoch keine Erkenntnisse. Wesentliche Spuren von gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden von den Archäologen bei den Hohokam nicht entdeckt.

      3.1.6.6. Die Großhäuser (ab ca. 1250 bis 1400/1450 u.Z.)

      Der erste Europäer im Hohokam-Raum, Padre Eusebio Kino, berichtete, dass er 1694 7 bis 8 Großhäuser der Hohokam gesehen oder ihm über so viele zuverlässig berichtet wurde. Von diesen Großhäusern sind wesentliche Reste nur noch in Form der Ruine des Großhauses von Casa Grande erhalten. Vier Großhäuser wurden bis heute archäologisch belegt: Casa Grande, Pueblo Grande, La Ciudad und Las Colinas. Eventuell kann auf dem großen Mound von Mesa Grande auch ein Großhaus gestanden haben, bei Los Hornos wurde von einem mehretagigen Bau ähnlich dem Big house von Casa Grande gesprochen und Los Muertos wurden ebenfalls Bauten mit bis zu vier Etagen zugeschrieben. Ähnlich Casa Grande waren diese Großhäuser große, mehretagige Adobebauten, die auf einer Moundbasis standen. Nach den wenigen bekannten Daten sind aber die großen Plattformmounds keine Standorte für die Großhäuser. Beide baulichen Erscheinungen sind räumlich und offensichtlich auch funktionell voneinander getrennt. Die Moundbasis war aber kein großer Mound, sondern nur eine innerhalb der „Adobe-Grundmauern“ durchgeführte Bodenaufschüttung (bei dem Großhaus von Casa Grande ca. 2,5 m), auf der dann die folgenden Etagen mit Boden- und Dachflächen aufgestockt wurden. Das Großhaus von Casa Grande (Bauabschluss in den frühen 1300er Jahren u.Z.) hatte vier Etagen, auch das Großhaus von Pueblo Grande (errichtet wahrscheinlich in den 1300er Jahren u.Z.) hatte eventuell drei bis vier Etagen. Letzteres ist aber nicht direkt belegbar. Leider wurden das Großhaus von Pueblo Grande und auch der größte Ballspielplatz dieser Stätte während der Siedlungsausbreitung von Phoenix zerstört. Das vorhandene Wissen beruht nur auf frühen Erkundungsaussagen.

      Beim Großhaus von Pueblo Grande bestand jede Etage aus mehreren Räumen, deren Wände mit feinem weißem Putz bedeckt waren. In einem der Räume enthielten die Wände Ätzungen von Menschen, Tieren und Blitzen, was auf den spirituellen Charakter dieses Raumes hinweist. Die Nutzung des Großhauses wurde irgendwann einmal unterbrochen, so dass über eine längere Zeit stärkere Verfallserscheinungen am Gebäude auftraten. Danach gab es Ausbesserungen und Umgestaltungen, bevor es nach einer weiteren Nutzungszeit irgendwann in den 1400er Jahren endgültig verlassen wurde und durch Witterungseinflüsse verfiel. Die Lage des Pueblo Grande Großhauses ca. 800 m nördlich des großen Plattformmounds kann darauf hindeuten, dass im späteren Teil der klassischen Periode zwei unterschiedliche oder separate politische Einheiten in Pueblo Grande existierten oder aber auf getrennte Funktionen dieser zwei Bauwerke hinweisen.

      3.1.7. Handwerksproduktion und Kunsthandwerk

      Die Hohokam be- und verarbeiteten Stein, Knochen, Molluskenschalen, Ton, Holz, Fasern und sicher auch Tierhäute. Als Material benutzten sie örtliche Vorkommen oder im Rahmen von Interaktionen erworbenes Material. Damit produzierten sie ein breites Spektrum von Werkzeugen, Haus-Küchen-Geräten und Schmuck. Ihre Arbeitsergebnisse waren sowohl künstlerisch als auch funktional beachtenswert. Eine Metallgewinnung und -verarbeitung war ihnen unbekannt, da sie nicht die dafür erforderlichen hohen Temperaturen erzeugen konnten. Archäologische Belege für Produkte aus leicht vergänglichem organischem Material sind sehr spärlich und damit in ihrer Darstellung extrem unterrepräsentiert. Die Verallgemeinerung von Einzelstücken ist problematisch und hinterfragungswürdig.

      Die meisten Werkzeuge und Schmuckstücke dienten der persönlichen Nutzung oder zum Gebrauch in der Sippe/Gemeinschaft. Einige Personen waren vielleicht zeitweilig als Spezialisten tätig und stellten Produkte her, die bei Interaktionen weitergegeben

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