Kritische Anmerkungen zu spirituellen Denkern. Anton Weiß
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Anton Weiß
Kritische Anmerkungen zu spirituellen Denkern
Eine Auseinandersetzung insbesondere mit Nisargadatta
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Inhaltsverzeichnis
Das konkrete Leben wird zu wenig gewürdigt
Die Frage nach der Realität dieser Welt
Gibt es im transzendierten Zustand noch Freude und Leid?
Fügungen bleiben unberücksichtigt
Indische Theorie als unnötiger Ballast
Vom Wert praktischer Anweisungen
Frage nach der Notwendigkeit eines Gurus
Widersprüche und Ungereimtheiten
Die Bedeutung des Unbewussten wird nicht gesehen
Sehnsucht als Wirkung des Unbewussten
Ideen als Wirkung des Unbewussten
Emotionen als Wirkung des Unbewussten
Projektionen als Wirkung des Unbewussten
Vorwort
Vielleicht ist das, was ich hier unternehme, ein bisschen vermessen, aber es drängt mich, meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen in der Meinung, dass es vielleicht für andere, die in einer ähnlichen Auseinandersetzung stehen, hilfreich sein könnte.
Ich möchte gleich einschränken, dass sich meine Auseinandersetzung im Wesentlichen auf folgende Autoren beschränkt: Ramesh S. Balsekar, Sri Nisargadatta Maharaj und U. G. Krishnamurti. Ich habe auch nicht alles von ihnen gelesen. Meine Kritik bezieht sich auf das, was ich gelesen habe, aus dem aber m. E. deutlich die wesentlichen Gedanken dieser indischen Weisen hervorgehen.
Natürlich verdanke ich diesen Denkern viel und die Auseinandersetzung mit ihnen halte ich für einen großen Gewinn und zeigt meine Wertschätzung für sie. Aber eben diese Auseinandersetzung hat auch die Kritik hervorgerufen.
Was ich hier darlege, scheint anmaßend zu sein, ist es aber nicht. Ich begegne ihnen auf Augenhöhe, d. h. ich gehe von meiner Erfahrung aus und beurteile von hier aus andere. Ich kann nicht sehen, dass es irgend jemand anders macht, der authentisch spricht. Alles andere Reden ist das Ergebnis von Angelesenem, Verehrtem oder Tradiertem, in deren Folge oft Fanatismus steht. In keiner anderen Weltanschauung ist der Fanatismus größer als im religiösen Bereich und in den Bereichen, die quasi religiösen Charakter haben wie praktisch alle –ismen: Kommunismus, Nationalsozialismus, Nationalismus, Szientismus. Dies zeigt aber nur, dass keine persönliche Erfahrung dahinter steht, sondern nur ein Glaube. Wer eigene Erfahrung hat, braucht keinen „Glauben an“ mehr, denn er weiß jetzt. Wer nur einen Glauben hat, verteidigt ihn fanatisch, weil immer die Unsicherheit dahinter steht, dass er sich nicht als tragfähig erweisen könnte, weil die gewonnene Überzeugung aus zweiter und nicht aus erster Hand herrührt. Welche Tragweite das hat mag man daran ermessen, dass zweitausend Jahre Christentum bis auf wenige Ausnahmen nur tradierter Glaube sind, was ja auch die Ursache des heutigen Bankrotts ist.
Wer aus eigener Erfahrung spricht, tut es in dem Bewusstsein, für sich die gültige Wahrheit gefunden zu haben. Die Gefahr besteht darin zu glauben, dass diese Wahrheit auch für die anderen gilt. Ich bin mir der Eingeschränktheit meiner für mich erkannten Wahrheit bewusst, möchte sie aber mit dem gleichen Recht darstellen dürfen, wie es andere tun. Alles, was ich sage, hat für mich Gültigkeit; wie weit es für andere Gültigkeit hat, muss der andere selbst herausfinden. Das heißt, wenn ich andere kritisiere, heißt das nur, dass ich es anders sehe; es heißt nicht, dass die Sicht des anderen falsch ist, sondern nur, dass ich diese Sicht nicht teile und die Dinge anders sehe. Das glaube ich, ist nicht anmaßend, sondern richtig verstanden nur selbstbewusst.
Da ich auf eine saubere Begrifflichkeit dringe, muss ich mich selber an der Nase fassen: Einerseits verwende ich den Ausdruck „Ich“ meistens in dem Sinn, dass es als Zentrum seines Bewusstseins fungiert und nicht das ganze