Geschichten aus der Murkelei. Ханс Фаллада

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Geschichten aus der Murkelei - Ханс Фаллада

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liebte, sah es nicht einmal an und redete nie mit ihm. Fand es aber einmal einen schönen langen Regenwurm oder einen fetten Engerling, gleich nahmen ihm die andern den Bissen fort und sprachen: »Wozu brauchst du so fett zu fressen? Du kannst ja nicht einmal gewöhnliche Eier legen, geschweige denn goldene und silberne wie wir. Mach, dass du fortkommst, Nichtsnutz!«

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      Darüber wurde das Huhn immer verzweifelter, nichts freute es mehr im Leben, es sah trübsinnig in der Ecke und sprach zu sich: »Puttputtputt, ich wollte, ich wäre tot. Zu nichts bin ich nutze. Der stolze, bunte Hahn, den ich so sehr liebe, schaut mich gar nicht an, und so sehr ich auch drücke, es kommt kein einziges Ei aus meinem Leibe. Puttputtputt, ich bin ein rechtes Unglückshuhn. «

      Der großmächtige Zauberer hörte, dass das Huhn so klagte, und er tröstete es und sprach: »Warte nur, was aus dir noch werden wird! Deine Schwestern können wohl goldene und silberne Eier legen, dich aber habe ich zu einem noch viel besseren Werke aufgehoben. Aus dir wird man noch einmal eine Suppe kochen, die Tote lebendig macht. «

      Diese Worte des Zauberers hörte seine Haushälterin, ein kleines, böses Fräulein, das die Hexerei erlernen wollte, und sie dachte bei sich: ›Eine Suppe, die Tote lebendig macht, ist eine schöne Sache, damit könnte ich viel Geld verdienen.‹

       Als nun der großmächtige Zauberer zu Besuch bei einem anderen Zauberer über Land gefahren war, fing sie das Unglückshuhn, schlachtete es, rupfte und sengte es, nahm es aus und tat es in einen Kochtopf, um die Lebenssuppe aus ihm zu kochen. Als das Wasser aber zu brodeln und zu singen anfing, klang das der Hexe geradeso, als riefe das tote Huhn im Kochtopf: ›Puttputtputt, ich Unglückshuhn! Puttputtputt, ich Unglückshuhn!‹

      Da bekam die Hexe einen großen Schreck, sie tat alles vom Feuer, holte sich Messer, Gabel und Löffel und machte sich daran, das Huhn schnell aufzuessen. Denn sie dachte in ihrer Dummheit, wenn sie das Huhn erst im Leibe hätte, würde es nicht mehr rufen können, und so würde der Zauberer auch nichts von ihrer Untat erfahren.

      Derweilen saß der Zauberer mit seinem Freunde in dessen Stube, und weil sie sich alles erzählt hatten, was sie wussten, fingen sie an, sich aus Langerweile einander ihre Zauberkunststücke zu zeigen. »Was hast du denn da an der Nase? « fragte der eine und zog dem andern einen Wurm aus dem Nasenloch. Der Wurm wurde immer länger und länger. »Nein, was hast du bloß für Zeugs in der Nase«, sagte der Zauberer. »Du solltest sie doch einmal ordentlich ausschnauben! « Und er warf den Wurm, der einen guten Meter lang war, zum Fenster hinaus.

      »Und du? « Fragte der andere Zauberer, »du wäschst dir wohl nie die Ohren? Wahrhaftig, da gehen schon die Radieschen auf! Sieh doch! « Und er griff ihm ins Ohr und brachte eine Handvoll Radieschen hervor. Danach eine dicke gelbe Rübe und zum Schluss gar eine grüne Gurke, die noch länger war als der Wurm.

       »Nun lasse es aber genug sein«, sagte der andere und hustete. Und von dem Husten flog das ganze Gemüse vom Tisch und einem auf der Straße vorübergehenden Weibe in den Korb. Das meinte, heute schneie es Radieschen, regnen Gurken und hagele Rüben, und fing vor Schreck an zu laufen, dass seine Röcke flogen. Die beiden Zauberer aber lachten, dass ihnen die Bäuche wackelten.

      »Jetzt will ich dir etwas zeigen, was du nicht kannst«, sagte der fremde Zauberer. Er zog seine Jacke aus, guckte in den Ärmel und sprach: »Durch diesen Ärmel kann ich überallhin und durch alle Wände gucken. «

      »Wenn du das kannst«, sprach der großmächtige Zauberer, »so sage mir, was du in meiner Stube siehst. «

      »In deiner Stube«, sprach der andere Zauberer, »sitzt ein Fräulein am Tisch, hat eine Schüssel mit Suppe vor sich und nagt an einem Hühnerbein. «

      »Was?! « Schrie der Zauberer in höchstem Zorn. » Hat sie gar das Huhn geschlachtet, aus dem ich die Lebenssuppe kochen will?! Da muss ich eiligst fort! «

      Und er schlug dreimal den Stuhl, auf dem er saß. Da verwandelte sich der Stuhl in einen riesigen Adler, flog mit ihm aus der Stube und rauschte mit solcher Schnelligkeit durch die Luft, dass kaum eine Minute vergangen war, da waren sie schon im Zimmer des Zauberers.

       Die kleine Hexe ließ vor Angst das schon abgenagte Hühnerbein aus der Hand fallen, weinte und schrie: »Ich will es auch gewiss nicht wieder tun! « Das half ihr nichts. Der Zauberer ergriff eine kleine Flasche, die auf seinem Waschtisch stand, gebot: »Fahre hinein! « und sofort wurde das Hexlein ganz klein und fuhr wie ein Rauch in die Flasche.

Bild 8

      Der Zauberer stöpselte die Flasche gut zu, hängte sie dem Adler um und sprach: »Nun fliege wieder heim, mein guter Adler, sonst fehlt meinem Freunde noch ein Stuhl. Und sage ihm, er soll dieses kleine Hexlein ja nicht herauslassen, sonst stiftet es nur Unfug. Wenn er aber wissen will, wie das Wetter wird, soll er nur das Hexlein in der Flasche ansehen. Hat es den Mund zu, bleibt das Wetter gut, streckt es aber die Zunge heraus, gibt's Regen. «

      »Rrrrrummmm! « sagte der Adler, flog ab und tat, wie ihm befohlen.

       Der Zauberer aber ging durch Haus und Hof und suchte alles zusammen, was das Hexlein von dem Huhn weggeworfen hatte: die Federn vom Dunghaufen, die Eingeweide aus dem Schweineeimer und den Kopf aus dem Kehricht. Nur das Fleisch von dem einen Bein blieb fehlen, das war aufgegessen und nicht wiederzubekommen. »Macht auch nichts«, sagte der Zauberer, legte alles schön zusammen und sprach einen Zauberspruch. Schwupp, stand das Huhn wieder heil und ganz da! Nur fiel es gleich wieder um, weil ihm ein Bein fehlte, und es auf einem Beine nicht stehen konnte.

      »Macht auch nichts«, sagte der Zauberer und schickte zu einem gelehrten Goldschmied. Der verfertigte mit all seiner Kunst ein goldenes Hühnerbein und setzte es dem Huhn so künstlerisch ein, dass es damit gehen konnte, als sei es aus Fleisch und Knochen.

      Das gefiel dem Huhn nicht so übel, das Bein blinkerte und glänzte herrlich wie nicht einmal die Federn vom stolzen, bunten Hahn, und klapperte so schön auf dem Stubenboden, wenn es lief, als gackerten zehn Hühner nach dem Eierlegen.

      Wie aber ward dem Huhn, als es mit seinem Goldbein ganz vergnügt und stolz auf den Hof hinausklapperte! »Falschbein! – Hinkepot! « Riefen die beiden Hühner, die goldene und silberne Eier legen konnten, höhnisch. » Du altes Klapperbein!« Und sie jagten das Huhn mit Schnabelstößen und Krallenkratzen so lange herum, bis es vor Angst auf einen Baum flatterte. Am schlimmsten aber hackte und kratzte der stolze, bunte Hahn. »Hier darf nur einer glänzen, und der bin ich! « rief er böse und hackte, dass die Federn flogen.

       Da saß nun das arme Huhn ganz verängstigt auf seinem Baum und klagte bei sich: ›Puttputtputt, ich Unglückshuhn! Ich dachte, nun würde es besser werden, nachdem ich so viel ausgestanden habe, aber nun ist es ganz schlimm geworden. Ach Gott, wäre ich bloß tot! ‹

      Indem erspähte eine diebische Elster, dass in dem Baum etwas glitzerte und blinkte, dachte, es gäbe was zu stehlen, flog hinzu und wollte das Huhn das Goldbein abreißen. Dazu war sie aber zu schwach, flog also, als sie dies einsah, eilends fort und rief Hunderte von ihren Schwestern zusammen, die alle ebenso wild auf Glänzendes waren wie sie.

      Da fielen alle Elstern mit spitzen Schnabelhieben über das Huhn her, die Federn stoben in alle Winde, es gab ein entsetzliches Gezeter und Gekreisch, weil jede Elster gerne das Goldbein gehabt hätte. Das Huhn aber stürzte wie tot vom Baum, dem großmächtigen Zauberer gerade vor die Füße, denn er kam aus seinem Zimmer gegangen, zu sehen, was denn das für ein höllischer Spektakel sei.

      Der Zauberer sah das Huhn betrübt an, denn es war keine Feder mehr auf ihm, und die

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