Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin. Julianne Becker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker страница 12

Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker Der Weg der Puppen

Скачать книгу

Abhängigkeiten hielten einfach eine Verbindung zu diesem Menschen aufrecht, ob ich jemanden noch Geld schuldete oder seine Tiere pflegte. Während ich also sonst alle sich annähernden Feldern, und die spürte ich von Tag zu Tag besser, klar abweisen konnte, war das nicht möglich, wenn Projektionen an mich selbst gerichtet waren. Und meinen eigenen erzeugten Feldern konnte ich am allerwenigsten ausweichen, denn wie ich nun verstand (gewusst hatte ich das schon länger), kam das Feld mit hoher Wahrscheinlichkeit zurück und wirkte sich nur noch bei mir selbst aus.

      Und ich hatte auch am Anfang noch zu meiner Vermieterin dual gesagt: "Ich übernehme die fünf Vögel gerne und sorge gut für sie, aber wenn diese Abmachung bedeutet, dass du das zum Anlass nimmst, hier alle vier Wochen aufzutauchen um nach den Vögeln zu sehen, dann nehme ich die Wohnung nicht."

      Und meine Vermieterin beteuerte, dass sie ja auf der anderen Insel lebe und nicht vorbeikäme. Und was war? Sie tauchte tatsächlich einmal monatlich auf, unabwendbar, es war auch immer was mit den Tieren. Solche dualen Regeln kamen einfach direkt wieder auf mich zurück, und als ich das erkannte, ließ ich es auch widerstandslos durchlaufen, so lautete nun mal mein Mietvertrag und ich ergab mich. Widerstand war zwecklos, wahrscheinlich wären dann die Vögel auch noch krank geworden und die Vermieterin hätte mir noch mehr Hilfspersonen durch die Wohnung geschickt, denn auch mein Widerstand würde das Feld nur weiter speisen.

      Stars und Felder

      Diese Felder waren zwischenmenschlich einfach noch nicht genügend erforscht, es fehlte eine umfassende Theorie und dazu entsprechende Versuche in der Praxis. Psychische Probleme suchte man immer noch im einzelnen Menschen und in drastischen Erlebnissen seiner eigenen Vergangenheit, und weder in anderen Leben noch in seiner Umwelt oder in seinem Umgang. Als ich so weiter darüber nachdachte, kamen mir plötzlich all diese wunderbaren öffentlichen Menschen da draußen in den Sinn, die berühmten Schauspieler und Musiker, mit denen sich ihre Fans identifizierten und die sie in Scharen umlagerten und verehrten. Ich wollte mir nicht ausmalen, was ich selbst an körperlichen, psychischen und seelischen Problemen in meiner jetzigen Verfassung mitgenommen hätte, wäre ich ein bekannter Star gewesen!

      Eigentlich verbanden sich die Fans doch energetisch und mit ganzen Drehbüchern mit ihren Stars und übertrugen ihre eigenen Träume und Wünsche auf sie, sie schickten mental-emotionale Felder (Projektionen) mit Zeugs und Inhalten, die dann im Feld des Stars auch ankommen mussten – oder? So überlegte ich. Aber nein, ein Star hielt ja Abstand, der ging ja nicht mit ihnen in eine persönliche Verbindung, höchstens in eine sehr dosierte und öffentlich ritualisierte. Selbst der Dalai Lama dosierte seine Verbindungen und seine gesamte Kommunikation auf ein kontrolliertes Minimum.

      Aber nahm ich zum Beispiel einen Sänger, so musste der doch zumindest während des Konzertes in Resonanz und Verbindung gehen, sonst berührte er seine Zuhörer doch nicht. Die Konzertbesucher wollten doch diese Verbindung zu ihm spüren, mitgehen und mitfühlen. Musste es einem Star nach dem Auftritt dann nicht ähnlich ergehen wie mir nach einer menschlichen Begegnung?

      Im Lichte meiner neuen Feldtheorie betrachtet besaß ein Star wahrscheinlich das Charisma oder die emotional-mentale Potenz, sein Feld oder seine Aura so weit auszudehnen, dass er andere Menschen berührte. Unsere Sprache offenbarte uns, was da passierte. Er schloss die vielen kleinen Aura-Eier in sein großes Feld ein, er ging also nicht mit jedem direkt in eine einzelne persönliche Verbindung, aber dennoch musste eine solche zustande kommen, weil er so charismatisch stark war mit seinem Feld, dass er die ganze Halle erfasste. Jeder Zuhörer, der sich dann öffnete - und er war ja gekommen und hatte bezahlt, um genau das zu tun – fühlte sich nun im Konzert selbst ein wenig charismatischer, emotionaler, lebendiger.

      Auf Feldebene betrachtet war der Zuschauer mit der Öffnung innerhalb des größeren Starfeldes in der Lage sich zu entladen, er goss sein Zeugs, seine Probleme, Träume und Wünsche gemeinsam mit seiner Lebenskraft in die Aura des Stars und nannte das dann vielleicht "er vergaß seine Sorgen", deshalb fühlte er sich so gut im Konzert, denn da spürte der Fan erst einmal nur die Emotionen und die Power des Stars, aber auch all der anderen Zuhörer, die gemeinschaftlich ihr Feld vereinigten, alle fühlten sich selbst sogar ein wenig wie dieser Star. Und der Sänger da vorne spürte bestimmt erst einmal vor allem die Kraft der Welle aus all diesen Öffnungen, und die trieb ihn zu noch besseren künstlerischen Leistungen an, so stellte ich mir das nun vor. Aber hinterher, wenn die Welle sich verzogen hatte, musste er doch auch das viele Strandgut spüren, das da in seinen Raum gespült worden war. Zumindest, wenn meine Theorie stimmte. Bei mir kam doch auch alles erst hinterher an.

      Durch die Konzentration des Publikums auf ihn bekam der Star erst einmal noch viel mehr Lebensenergie, die seinen Auftritt weiter steigerte, so lange er es schaffte, sie zu "kriegen", also ihr Feld geöffnet zu halten. War das Konzert zu Ende, gingen die Zuhörer im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert nach Hause und der Star musste sein Feld einsammeln, und dabei sammelte er womöglich alles ein, was die Leute eben auch mit dabei hatten, denn die momentanen Sorgen und Probleme wurden ihnen durch die Veranstaltung tatsächlich genommen, die ließen sie in der Aura des Stars und sie selbst gingen ganz froh nach Hause.

      Und ich erschrak über die Konsequenzen aus meiner Theorie mit den absorbierten Feldern. Ich hatte mich schon bei nur einem Menschen so schlecht gefühlt, wie musste sich ein sensibler und seelenvoller Star erst hernach fühlen! Denn das Zeugs war nicht einfach weg, das musste erst durchlaufen, das hing nun in der Aura. Und dieses Feld konnte bestimmt überwältigen, es war ja eigentlich viel zu viel für eine Person, und der Kater danach war nicht nur ein Kater, es war tatsächlich ein ungeheurer Dienst des Stars an den Fans. Diese Felder konnten einfach alles enthalten, sogar Drehbücher von körperlichen Krankheiten oder Depressionen. Das ergab einen unglaublichen Cocktail und in unserer Kultur wurde niemand darauf vorbereitet damit umzugehen! Und gerade, wenn ein Star besonders liebevoll und damit sehr hoch schwingend war, nahm er maximal alles in sich auf und kam vielleicht sogar wie ich in lebensbedrohliche Zustände, und keiner konnte ihm wirklich helfen.

      Wie entfernte man diese Felder wieder aus der eigenen Aura? Nun, was ich bisher herausgefunden hatte, war: Mit Rückzug, alleine in dem eigenen inneren Raum bleiben, diese inneren Fremdfilme durchlaufen lassen - und es war anfangs ganz schwer, sie überhaupt als fremde zu erkennen. Und wenn man diese Themen selbst noch unerledigt herumliegen hatte, kamen die auch erst einmal hoch und verlangten Bearbeitung. Mir selbst half duschen, baden, vor allem in Salzwasser, in die Natur gehen, entspannen, alle Kleider waschen, filzen, abwarten. Es dauerte eben so lange wie es dauerte, bis ich spürte, ich war wieder ich selbst und alleine in mir.

      Danach weiterfeiern und sich auch noch privat auf einer Afterparty mit vielen Menschen verbinden musste unweigerlich zu Exzessen und Drogenkonsum führen, denn man spürte bestimmt diese Überlagerung ganz stark bei all dem Zeug. Und so wie mein Körper nach Essen verlangte, war es dann wohl für so manchen anderen sehr verführerisch, sich für eine Weile zu betäuben, mit Alkohol, Zigaretten oder mehr. So musste er diese gewaltigen Überschwemmungen im Innern nicht mehr wahrnehmen, an denen er fast ertrank.

      Die Medien sagten dann, der Star hätte ein psychisches Problem oder ein Alkoholproblem. Es war bequem, über einen Star zu urteilen und es ernährte die Medien, sie dabei zu begleiten, was die Stars nun noch so alles trieben um mit diesen Feldern umzugehen und sie wieder los zu werden. Ich wollte gewisslich nicht in ihrer Haut stecken, ich hatte ja schon in meinem eigenen Leben genug mit meinem Essproblem zu tun und war froh, dass das nicht auch noch in den Zeitungen stand.

      Alle diese Exzesse mit Alkohol, Partys, Drogen, Essen und Medikamenten hatten eines gemeinsam: Sie fielen unter Betäubung oder Verdrängung. Das kannte jeder, der schon einmal von seinen Problemen überflutet wurde (Todesfall, unheilbare Krankheit, Scheidung). Da greift man nach jedem Strohhalm, um den Schmerz nicht dauernd und vor allem nicht zu intensiv zu fühlen. Und nun stelle man sich eine Überflutung vor, die sich aus all dem Zeugs aller Anwesenden zusammensetzte. Und der Star spürte es vermutlich erst, wenn

Скачать книгу