Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg. Sam Watkins

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Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg - Sam Watkins Zeitzeugen des Sezessionskrieges

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wollte, so empfand das Maultier unweigerlich einen ebenso starken Drang, auf der anderen Straßenseite zu gehen. Schließlich hatte ich genug. Ich nahm einen dicken Hickorystock und zog ihn ihm über den Schädel, aber es schüttelte nur den Kopf, wedelte mit den Ohren und schien zu sagen: „Du hältst dich wohl für ziemlich schlau, was?“ Es war ein dickköpfiges Maultier, war schwer zu verärgern und hätte einen guten Kaufmann abgegeben, der niemals ein schlechtes Geschäft getätigt hätte, denn sein ganzes Wesen schien nur aus einem einzigen Wort zu bestehen: "Nein!" Ich dachte häufig daran, wie angenehm es wäre, ihm auf halbem Wege entgegen zu kommen und ich hätte es bereitwillig getan, hätte es dafür auch nur die Hälfte seines „Nein!“ aufgegeben. Wir beide quälten uns vorwärts, bis wir an ein Flüsschen kamen. Das Maultier wollte das Flüsschen nicht durchqueren, während ich mit einem dicken Stock, einem Steinwurf an sein Ohr und einem Kneifer in seine Nase versuchte, es dazu zu bringen. Der Munitionswagen einer Batterie wollte gerade übersetzen und der Wagenlenker sagte: „Ich werde mich um dein Maultier kümmern.“ Er nahm ein langes, fünf Zentimeter dickes Seil, band das eine Ende um den Hals des Maultiers, befestigte das andere Ende am Wagen und befahl dem anderen Wagenlenker, ordentlich die Peitsche einzusetzen. Das Maultier war sehr unwillig, ins Wasser zu gehen. Es war kein Baptist, glaubte nicht an die Taufe und hatte seine eigenen Ansichten, was das Durchqueren von Flüssen betraf, aber das Seil spannte sich und das Maultier quiekte in lautem Protest gegen die bösartige Behandlung. Das Seil war jedoch stärker als das „Nein!“ des Maultiers und schließlich überwog diese Stärke und es musste das Flüsschen durchqueren. Als ich ihm das Seil abnahm, schüttelte es sich und schien zu sagen: „Ihr Kerle haltet euch wirklich für verdammt schlau, aber ihr seid ein wenig zu schlau.“ Ich gab auf und akzeptierte, dass das „Nein!“ des Maultiers stärker war als meine Entschlossenheit. Es schien in tiefe Meditation verfallen zu sein. Ich stieg wieder auf und plötzlich hob es seinen Kopf, richtete seine Ohren auf, begann mit den Zähnen zu mahlen, stieß einen kleinen Quieker aus, wurde etwas schneller und verfiel schließlich in einen Galopp und kurz darauf in einen förmlichen Sturmlauf. Es schien sich plötzlich an etwas erinnert zu haben; vielleicht hatte es auch etwas vergessen, auf jeden Fall holte es jetzt seine verbummelte Zeit auf. Obgleich ich mit aller Kraft an den Zügeln herumriss, konnte ich es nicht eher stoppen, als bis es mich nach Corinth, Mississippi gebracht hatte.

      Kapitel 03: Corinth

       Corinth

      Nun, hier waren wir und erneut wurde „umorganisiert“ und nachdem unsere Disziplin auf dem Weg nach und zurück aus Virginia so lax gewesen war und wir jetzt eine große Schlacht geschlagen hatten, die die Organisation einer Armee immer durcheinander wirft, wen wundert es da, dass einige Männer um der Disziplin willen erschossen werden mussten? Und wen wundert es, dass General Braggs Name zum Schrecken der Deserteure und Tunichtgute wurde? Männer wurden reihenweise füsiliert und da war es kein Wunder mehr, dass die Armee reorganisiert werden musste. Viele Soldaten hatten sich nur für zwölf Monate verpflichtet und sie hatten ihre Pflicht als Freiwillige treu erfüllt. Ihre Dienstzeit war ausgelaufen und sie dachten natürlich, dass sie das Recht hätten, nach Hause zu gehen. Sie hatten treu und gut gedient. Sie wollten ihre Familien sehen und allgemein einfach nach Hause. Krieg war zur Realität geworden, sie waren ihn leid. Der Kongress der Konföderierten Staaten hatte ein Gesetz erlassen, den so genannten „Conscription Act“. Ein Soldat hatte nicht mehr das Recht, sich freiwillig zu melden und seine Waffengattung selbst zu wählen. [Anm. d. Übers.: Auch unter dem Wehrpflichtgesetz konnten Rekruten ihre Waffengattung noch selbst wählen.] Er wurde eingezogen. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Ende des Krieges war ein Soldat nur noch eine Maschine, ein Wehrpflichtiger. Das ging uns Rebellen sehr nahe. Wir verfluchten den Krieg, wir verfluchten Bragg und wir verfluchten die Konföderation. All unser Stolz und Heldenmut waren dahin und wir hatten den Krieg und die Konföderation satt.

      Dann wurde vom Kongress ein Gesetz beschlossen, das es jeder Person, die 20 Neger besaß, erlaubte, nach Hause zu gehen. Das machte uns fertig; wir wollten 20 Neger. Sklaven wurden auf einmal sehr wertvoll und die Parole „Krieg der Reichen auf dem Rücken der Armen!“ machte die Runde. Der Ruhm des Krieges, der Ruhm des Südens, der Ruhm und der Stolz des Freiwilligen, all dies reizte den Wehrpflichtigen nicht. Wir sollten unsere neuen Offiziere wählen und das Land war überrascht, als es sah, welche Wahl der Wehrpflichtige getroffen hatte. Der Wehrpflichtige hatte keine Wahl. Er war abgestumpft und es war ihm egal, ob er einen Hauptmann hatte oder nicht. Unsere anfänglichen Offiziere hatten ihre Posten niedergelegt und waren nach Hause gegangen, weil sie Offiziere waren. Der arme Soldat, ein verachtenswerter Wehrpflichtiger, blieb zurück und heulte und knirschte mit den Zähnen. Zu diesem Zeitpunkt hätte der Krieg genauso gut bereits zu Ende sein können. Die Jungs waren am Boden, nein, völlig am Ende. Man hatte ihnen die Locken ihres Ruhmes geschoren. Sie hatten jetzt nur noch ein Verlangen: auf irgendeinem Wege von der Infanterie wegzukommen. Sie wollten zur Kavallerie oder Artillerie, zum Heimatschutz oder dem Pionierkorps, sie wollten „yaller dogs“ werden oder irgendetwas anderes. (Der gewöhnliche Stabsoffizier und Kurier wurde „yaller dog“ genannt und man betrachtete ihn nicht als Angehörigen der kämpfenden Truppe und hielt ihn für ein Ärgernis. Der gewöhnliche Soldat ließ keinen „yaller dog“ passieren, ohne zu pfeifen und so zu tun, als rufe er seinen Hund. Tatsächlich musste der General einen Armeebefehl erlassen, der das Verhöhnen von Stabsoffizieren und Kurieren unter Strafe stellte. Man betrachtete sie schlicht als unnötige Anhängsel oder, in anderen Worten, als feige, Schafe tötende Hunde, die, wenn man „Buh!“ schrie, anfingen zu winseln und sich hinter den Stiefeln ihres Herrn verkrochen. Mike Snyder war General George Maneys „yaller dog“ und ich glaube, von ihm nahm Joe Jefferson den Namen von Rips Hund Snyder in „Rip Van Winkle“. Immer, wenn ein Stabsoffizier oder ein Kurier an uns vorbeikam, rief irgendjemand: „Hierher, komm, komm, hierher, hierher, auf, Snyder, na komm, hierher, Snyder, komm, komm!“ Der Grund dafür war, dass der Soldat der Meinung war, er müsse das ganze Laden, Schießen und Kämpfen erledigen und tatsächlich gibt es nur sehr wenige Fälle, dass ein Stabsoffizier oder Kurier jemals im Dienste seines Landes eine Muskete abgefeuert hätte. Selbst heute noch muss ich, wenn ich einen alten Soldaten von seinem Dienst im Stabe eines Generals erzählen höre, immer an den Buchstaben „E“ denken. Tatsächlich war ich selbst im Laufe des Krieges als spezieller Kurier und Stabsoffizier für General Hood eingeteilt, ein Amt, das ich drei Tage lang ausübte. Während dieser drei Tage sagte ich jedem Wachtposten, an dem ich vorbeikam, dass ich Hoods Stab angehörte und für den Rest des Krieges leistete die Erfahrung dieser drei Tage mir gute Dienste. Ich kam an jedem Wachtposten der Armee vorbei, indem ich das magische Wort „Stabsoffizier“ benutzte. Es schlug alle jemals erfundenen Erkennungszeichen um Längen. Es war das „Sesam öffne dich“ des Krieges und des soldatischen Gehorsams.)

      Ihre letzte Hoffnung war geschwunden. Sie hassten den Krieg. In ihren Augen war der Süden ein Tyrann und die Konföderation ein Betrug. Sie desertierten zu Tausenden. Sie empfanden weder Liebe noch Respekt für General Bragg. Wenn jemand füsiliert oder ausgepeitscht werden sollte, musste die gesamte Armee bei der furchtbaren Szene anwesend sein und zusehen, wie ein armer, zitternder Kerl an einen Pfahl gebunden wurde und eine Abteilung von zwölf Mann antrat, um ihn zu erschießen. Das gedämpfte Kommando „Legt an, Feuer!“ ließ den Soldaten, oder sollte ich sagen: den Wehrpflichtigen, den bloßen Namen der Konföderation verabscheuen. Und wenn ein armer Kerl ausgepeitscht und gebrandmarkt werden sollte, weil er ohne Erlaubnis zehn Tage von der Truppe abwesend gewesen war, mussten wir zusehen, wie er niederkniete, ihm der Kopf so glatt wie eine geschälte Zwiebel geschoren wurde und er sich dann vollständig entkleiden musste. Dann ließ ein strammer Bursche mit einer großen Lederpeitsche das Blut bei jedem Schlag fließen und spritzen. Der arme Kerl bettelte und heulte wie ein Hund und dann wurde ihm mit einem rotglühenden Eisen der Buchstabe „D“ in beide Hüften eingebrannt. Anschließend wurde er zu den Klängen des „Rogue’s March“ an der Armee vorbeigeführt. Es reichte. Keiner von General Braggs Soldaten hat ihn jemals geliebt. Sie hatten kein Vertrauen in seine Fähigkeiten als General. Man betrachtete ihn als einen gnadenlosen Tyrannen. Die Soldaten erhielten nur sehr wenig Verpflegung. Bragg war niemals ein guter Proviantmeister oder Generalkommissar. Unsere Rationen waren immer knapp. Es

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