Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg. Sam Watkins

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg - Sam Watkins страница 11

Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg - Sam Watkins Zeitzeugen des Sezessionskrieges

Скачать книгу

werden. Wenn jemand in den Besitz dieser Luxusgüter gelangte, so kamen sie nicht von der Regierung. Diese Güter wurden zurückgehalten, um das Herz und den Geist von Braggs Truppen zu brechen. Wir waren am Boden zerstört. Bragg war der große Alleinherrscher. Für den Soldaten war sein Wort Gesetz. Er liebte es, den Geist seiner Männer zu brechen. Je niedergeschlagener sie aussahen, desto zufriedener war er. Kein einziger Soldat in der ganzen Armee hat ihn jemals geliebt oder respektiert. Aber jetzt ist er tot. Friede seiner Asche!

      Wir wurden zu ausgehungerten Skeletten, nackten und zerlumpten Rebellen. Chronischer Durchfall wurde zur Plage der Armee. Corinth war ein einziges riesiges Lazarett. Fast die gesamte Armee meldete sich jeden Morgen krank. Alle Wasserläufe versiegten und wir benutzten Wasser aus dreckigen Tümpeln. Halleck rückte vor; wir mussten Corinth befestigen. Eine riesige Armee: Grant, Buell, Halleck, Sherman, alle rückten gegen Corinth vor. Unsere Truppen waren nicht in der Verfassung für einen Kampf. Sie hatten genug von dieser erbärmlichen und doch tragischen Farce gesehen. Sie waren bereit, den Vorhang fallen zu lassen, die Lichter auszublasen und nach Hause zu gehen. Sie liebten die Union irgendwie und waren immer gegen diesen Krieg gewesen. Aber dann wurde leise der Name Bragg geflüstert. Von ihm ging eine größere Bedrohung aus als von den nahenden Heerscharen von Hallecks Armee.

      Die Kugeln und Granaten pflügten durch unsere Reihen. Hin und wieder wurde ein Soldat verwundet oder getötet und wir dachten darüber nach, welch eine „großartige“ Torheit es doch war. Der Tod war uns willkommen. Hallecks gesamte Armee von Blauröcken hatte ihren Schrecken verloren. Wenn wir uns zum Gefecht aufstellten, wurde ein Zehntel der Armee hinter uns postiert, um uns niederzuschießen, falls wir wegrennen wollten. Kein Rudel Hunde unter der Peitsche ihres Herrn, keine Gruppe Gefangener in einem Zuchthaus stand jemals unter strengerer Überwachung. Wir waren zehnmal weniger wert als Sklaven; unser Kampfgeist gehörte der Vergangenheit an; die Glorie des Krieges und der Stolz der Männlichkeit waren Braggs tyrannischer Vernichtungswut geopfert worden. Doch genug davon.

       Rowland wird erschossen

      Eines Morgens ging ich hinüber zum 23. Tennessee-Regiment, um Hauptmann Gray Armstrong und Oberst Jim Niel zu besuchen. Beide waren froh, mich zu sehen, denn wir waren schon vor dem Krieg gute Freunde gewesen. Während ich in Oberst Niels Zelt saß, sah ich eine Abteilung Soldaten, die einen Mann namens Rowland begleiteten. Er sollte wegen Fahnenflucht gemäß dem Urteil eines Kriegsgerichts füsiliert werden. Ich erfuhr, dass er die Dienstzeit, für die er sich ursprünglich freiwillig verpflichtet hatte, abgeleistet hatte, unsere Armee verlassen und sich den Yankees angeschlossen hatte und mit Prentiss’ Brigade bei Shiloh in Gefangenschaft geraten war. Er wurde auf einem Karren zum Exekutionsplatz geschafft und saß dabei auf einer alten Geschützkiste, die seinen Sarg darstellte. Als sie das Grab erreichten, das bereits am Vortag ausgehoben worden war, hatte sich Wasser darin gesammelt und ein Soldat war gerade dabei, es abzuschöpfen. Rowland sagte: „Bitte gebt mir einen Schluck von dem Wasser. Ich will Wasser aus meinem eigenen Grab trinken, damit die Jungs darüber reden und sich an Rowland erinnern, wenn ich tot bin.“ Sie gaben ihm das Wasser, er trank alles, was in dem Eimer war, gab ihn zurück und fragte sie, ob er noch etwas mehr haben könne, da er gehört habe, dass Wasser in der Hölle sehr knapp sei und es das letzte Wasser sei, das er je trinken werde. Dann wurde er zum Pfahl gebracht und dort begann er mächtig vom Leder zu ziehen. Er verfluchte Bragg, Jeff Davis, die Konföderation und alle Rebellen auf übelste Weise. Er war einfach nur hochmütig und sehr beleidigend. Ich dachte, er verdiene es, zu sterben. Er sagte, er wolle den Rebellen zeigen, wie ein Unionsanhänger sterben könne. Ich weiß nicht mehr, was er noch alles sagte. Als das Exekutionskommando Aufstellung nahm, kniete er sich selbst vor dem Pfahl hin. Der kommandierende Hauptmann gab das Kommando „Legt an, Feuer!“ und Rowland fiel auf die Seite. Das war das Ende von Rowland.

       Töten eines Yankee-Scharfschützen

      Direkt vor uns, bei Corinth, Mississippi, wurden unsere Männer von Scharfschützen niedergeschossen. Etliche wurden getötet, aber niemand konnte sagen, woher die Schüsse kamen. An einer bestimmten Stelle drohte einem der sichere Tod. Seit einer Woche war jede Abteilung, die auf diesen Posten geschickt worden war, getötet worden. Als dieser Posten erneut zugeteilt wurde, fiel die Entscheidung auf Tom Webb und mich. Gerade als wir uns der Stelle näherten, trugen sie wieder einen toten Jungen nach hinten. Oberst George C. Porter vom 6. Tennessee ermahnte uns, scharf aufzupassen. Wir nahmen unseren Posten ein. Eine Minié-Kugel zischte direkt an meinem Kopf vorbei, ich glaube nicht, dass sie mich um mehr als drei Milimeter verfehlte. Tom setzte sich auf ein altes Stück Holz und gerade als er sich niederließ, schleuderte eine einschlagende Kugel das Holzstück fort. Tom sammelte es auf und musste über unsere unangenehme Lage lachen. Ich sah gerade zu den Baumwipfeln hinauf und bemerkte Rauch, der über einem Baum aufstieg. Kurz darauf sah ich, wie ein Yankee hinter dem Baumstamm zwischen dem Laub hervorlinste. Ich machte Tom rasch darauf aufmerksam und zeigte ihm die Stelle. Wir konnten seinen Ladestock erkennen, während er lud und wir sahen, wie er das Gewehr hob, um, wie wir glaubten, ein Zündhütchen aufzusetzen. Tom lag inzwischen flach auf dem Bauch und legte seine Muskete über das Holzstück, auf dem er zuvor gesessen hatte. Ich stützte meine Muskete auf einem jungen Bäumchen ab und wir beide hatten die Stelle, wo der Yankee saß, genau im Visier. Schließlich sahen wir ihn erneut zwischen dem Laub hindurchspähen und wir bewegten uns ein wenig, damit er uns sehen konnte. Sogleich kam der Yankee gut sichtbar hervor und Peng! Peng!, Tom und ich schossen zur gleichen Zeit. Wir sahen den Yankee wie ein Eichhörnchen herunterstürzen. Es klang wie entfernter Donner, als er auf dem Boden aufschlug. Wir hörten, wie die Yankees in wegtrugen. Ich bin mir sicher, dass an diesem Tag kein Yankee mehr diesen Baum bestieg und Oberst George C. Porter lobte Tom und mich in den höchsten Tönen für unseren Erfolg.

      Hier sah ich auch zum ersten Mal ein Irrlicht (ignis fatui). In dieser Nacht standen Tom und ich auf unserem Posten und wir sahen mehrere schummerige Lichter, die sich zu bewegen schienen. Zuerst dachten wir, es seien Yankees, die mit Laternen umherliefen. Immer wenn wir ein Licht sicher anvisieren konnten, schossen wir darauf. Schließlich kam ein Licht sehr nahe heran und schwebte genau zwischen mir und Tom hindurch. Ich glaube nicht, dass ich jemals in meinem Leben mehr Angst hatte. Meine Haare standen zu Berge wie die Stacheln eines verärgerten Stachelschweins; ich hatte nicht die geringste Ahnung, was in Teufels Namen das sein mochte. Ich dachte, es sei die höllische Ausgeburt einer List der Yankees. Ich wusste nicht, ob ich wegrennen oder stehen bleiben sollte, bis ich Tom lachen hörte: „Aha, das ist ein Irrlicht.“

       Oberst Feild

      Bevor ich mit diesen Erinnerungen fortfahre, möchte ich gerne zwei Personen vorstellen, mit denen ich zusammen war und denen ich mich bis zum Ende der Veranstaltung sehr verbunden fühlte. Der Erste ist Oberst Hume R. Feild. Oberst Feild war ein geborener Soldat. Ich habe viele Beschreibungen von Stonewall Jackson gelesen. Oberst Feild war sein exaktes Ebenbild. Er sah ihm einigermaßen ähnlich, er redete auf eine ähnliche Art und beide waren ausgebildete Soldaten. Das Kriegsministerium in Richmond machte einen großen Fehler, dass es ihn nicht zum Armeekommandeur ernannte. Er war kein geistreicher Mann, war in keinster Weise eloquent. Er war ein Soldat. Seine Konversation bestand aus „Jep" und „Nö". Aber wenn man ihn einmal dazu brachte, „Jawohl, Sir“ oder „Nein, Sir“ zu sagen, so war seine Stimme so weich und freundlich wie die eines Mädchens, das seinem Geliebten ein „Ja“ zuhaucht. Man stelle sich einen 30 Jahre alten Mann vor, mit dunkler Haut, die von Sonne und Regen gebräunt war und sehr dunklen Augen, die mit einem freundlichen Funken zu glänzen schienen. Ich habe ihn niemals auch nur im Geringsten aufgeregt gesehen. Sein Gesicht war wie aus Bronze. Seine Gestalt war eher schmal, aber wenn man ihn sich ansah, erkannte man sofort, dass er in einem Ringkampf, einem Wettrennen oder einem Kampf ein gefährlicher Gegner sein würde. In seinem Aussehen gab es nichts Abstoßendes, Bedrohliches oder auch nur Dominantes. Ein Kind oder ein Hund könnten sich auf den ersten Blick mit ihm anfreunden.

      Furcht war ihm fremd, er kannte nicht einmal die Bedeutung des Wortes. Er hatte keine Nerven, genauso wenig, wie ein Stein oder ein Baum Nerven hat. Man könnte ebenso gut versuchen,

Скачать книгу