Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg. Sam Watkins
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Nun, „wir Jungs“ spielten alle unseren kleinen Part in diesem Aufruhr und der Prophet Shep hat gesagt, der Tag werde kommen, an dem all jene, die einst daran glaubten, der amerikanische Kontinent habe verschiedene Himmelsrichtungen, sich schämen würden, es einzugestehen. [Anm. d. Übers.: Sofern sich Watkins hier nicht auf seinen Kameraden N. B. Shepard bezieht, der im Verlaufe dieser Memoiren lediglich zweimal kurz erwähnt wird, bezieht er sich wohl auf den US-General Isaac Fitzgerald Shepard, der im Jahr 1870 in Missouri eine (nachträglich in Buchform veröffentlichte) Rede vor Kriegsveteranen hielt, in der er die glorreiche Zukunft eines in Freiheit geeinten Landes beschwor.] Dieser Tag ist gekommen. Amerika hat keinen Norden, keinen Süden, keinen Osten, keinen Westen; die Sonne erhebt sich über die Hügel und zieht über die Berge; der Kompass zeigt lediglich nach oben und unten und wir lachen heute über die absurde Vorstellung, es gäbe einen Norden und einen Süden.
Nun, lieber Leser, lass mich dir etwas ins Ohr flüstern. Ich stand in der ersten Reihe und die folgenden Seiten werden berichten, welche Rolle ich in dem kleinen, unangenehmen Trugschluss spielte, es gäbe solche Dinge wie einen Norden und einen Süden.
Die blutige Kluft
In diesen Memoiren versuchen wir, nachdem 20 Jahre vergangen sind, unsere „Schlachten erneut auszufechten“. Dieses Unterfangen dient uns lediglich zum Zeitvertreib und geschieht zu unserem Vergnügen, da es für den alten Soldaten nichts Erfreulicheres gibt als eine Rückkehr zu den Szenen und Schlachtfeldern, die ihm einst so vertraut waren und die Erinnerung an die vergangenen Geschehnisse, so unbedeutend sie zu jener Zeit auch gewesen sein mochten.
Die Geschichten der Verlorenen Sache werden alle von den „hohen Tieren“, Generälen und angesehenen Historikern, geschrieben und ebenso wie jener Bursche, der eine Schildkröte „Cooter“ nannte, dem man daraufhin sagte, dass das Wort „Cooter“ im „Webster’s Dictionary" nicht existiere und der darauf entgegnete, er habe das gleiche Recht, ein Wörterbuch zu schreiben wie Herr Webster oder irgendjemand sonst, so kann auch ich eine Geschichte darüber schreiben. Ich behaupte jedoch nicht, auf diesen Seiten die Geschichte des Krieges zu verfassen. Ich fertige lediglich einige Abrisse und berichte einige Vorkommnisse, wie sie von einem stolzen Soldaten in den unteren Rängen der Rebellenarmee beobachtet wurden. Natürlich haben die Historiker alle Recht. Sie berichten von großen Taten großer Männer, die den Lorbeer des Sieges tragen, die großzügige Gaben erhalten, hohe Ämter im bürgerlichen Leben bekleiden; Präsidenten von Gesellschaften, Gouverneure von Staaten, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden, usw. und wenn sie sterben, werden lange Nachrufe veröffentlicht, die von ihren mannhaften Tugenden künden, von ihren ehrenvollen Siegen, usw. und wenn sie beerdigt werden, versinkt das ganze Land in Trauer und ist aufgerufen, ein prächtiges Monument zu erstehen, um es über den sterblichen Überresten eines dermaßen bedeutenden und tapferen Generals usw. zu errichten. Auf den folgenden Seiten möchte ich jedoch von jenen Burschen berichten, welche die Schüsse abgaben, töteten, Befestigungen aufhäuften, Gräben aushoben, die Lagerstraßen kehrten, gedrillt wurden, Wache und Posten standen, dafür elf Dollar im Monat und Verpflegung erhielten (oder zumindest erhalten sollten), den Ladestock zogen und die Patrone aufbissen.
Man möge mir verzeihen, sollte ich das Personalpronomen „ich“ zu häufig verwenden, denn ich möchte nicht als egoistisch gelten, da ich lediglich darüber schreibe, was ich gesehen habe als ein bescheidener Soldat in den unteren Rängen eines Infanterieregiments, gemeinhin auch „Webfoot“ genannt. Auch beabsichtige ich nicht, ein zusammenhängendes Protokoll zu verfassen, denn ich schreibe gänzlich aus dem Gedächtnis und du musst bedenken, geneigter Leser, dass sich diese Dinge vor 20 Jahren ereigneten und 20 Jahre sind eine lange Zeit im Leben eines Menschen. Ich war damals 21 Jahre alt und noch unverheiratet. Heute habe ich ein Haus voller kleiner „Rebellen“, die um meine Knie herumkrabbeln und mir an den Ellenbogen stoßen, während ich diese Erinnerungen an den Sezessionskrieg, die Rebellion, den Krieg um die Rechte der Einzelstaaten, die Sklaverei, unsere Rechte in den Territorien oder wie auch immer man ihn nennen mag, niederschreibe. Diese Dinge gehören jetzt alle der Vergangenheit an, der Norden und der Süden haben sich bereits vor langer Zeit „über die blutige Kluft hinweg die Hände gereicht.“ Die Flagge der Konföderation wurde eingerollt, um nie wieder entrollt zu werden; sie ist Vergangenheit wie ein gestriger Traum und lebt nur in der Erinnerung jener, die diese blutige Zeit durchlebt haben.
Achtzehnhunderteinundsechzig
Geneigter Leser, hast du in dieser stürmischen Zeit gelebt? Im Jahre des Herrn Achtzehnhunderteinundsechzig – entsinnst du dich dieser mitreißenden Zeit? Erinnerst du dich, wie du in diesem Jahr zum ersten Mal in deinem Leben „Dixie“ und „The Bonnie Blue Flag“ gehört hast?
Fort Sumter wurde von Truppen unter General Beauregard von Charleston aus beschossen und Major Anderson von der Unionsarmee kapitulierte. Der Würfel war geworfen, der Krieg war erklärt; Lincoln verlangte nach Truppen aus Tennessee und all den anderen Südstaaten, aber Tennessee, in Treue zu seinen südlichen Schwesterstaaten, verabschiedete die Sezessionserklärung und reihte sich unter dem Banner der Konföderation ein. Von diesem Tage an war beinahe jedermann begierig auf den Krieg und wir alle hatten Angst, er würde vorüber sein, bevor wir die Gelegenheit hatten, zu kämpfen. Kompanien wurden aufgestellt, Regimenter organisiert; von morgens bis abends hörte man: „Links, links, links“. Auch „Rechtsum!“, „Links schwenkt!“ und „Marsch!“ waren allgegenwärtige Kommandos. Überall konnte man von den Damen und unseren Liebchen angefertigte konföderierte Kokarden sehen. Und einige, die später zur Seite der Union überwechselten, hielten die feurigsten Sezessionsreden. Von den Damen gefertigte Flaggen wurden den Kompanien überreicht und wenn wir den jungen Rednern zuhörten, wie sie diese Fahne beschützen würden, dass sie entweder mit der Fahne oder gar nicht mehr zurückkehren wollten und dass sie ihm Falle ihres Todes mit dem Rücken zur Heimaterde und den Füßen zum Feind fallen würden, dann hüpfte unser Herz vor unbändigem Patriotismus und wir wollten sofort losmarschieren und 20 Yankees verdreschen. Wir fanden aber bald heraus, dass der Ruhm des Krieges zuhause bei den Damen blieb und auf dem Felde des Blutes, des Gemetzels und des Todes nicht zu finden war, wo unsere Kameraden verstümmelt und von Kugeln und Granaten zerrissen wurden. Wenn man die erbleichende Wange gesehen und das inbrünstige Gebet gehört hat, so kann man wahrlich sagen, dass die Seelenpein im Felde sich doch sehr von den patriotischen Stunden zuhause unterschied.
Camp Cheatham
Nachdem wir, das Erste, Dritte und Elfte Tennessee-Regiment unter Maney, Brown und Rains, in Camp Cheatham zwei Monate lange unter der fähigen Aufsicht von Hauptmann R.C. Foster III. gedrillt und diszipliniert worden waren, erfuhren wir vom Vormarsch von McClellans Armee nach Virginia in Richtung Harpers Ferry und Bull Run. Die Unionsarmee rückte auf ganzer Linie vor. Sie erwartete, direkt in das Herz des Südens vorzustoßen, die Neger zu befreien, unser Eigentum an sich zu reißen und die Rebellen zurück in die Union zu treiben. Die Yankees merkten aber rasch, dass die Sezession ein größerer Brocken war als sie in einem Schluck herunterwürgen konnten. Sie erkannten, dass es den Leuten im Süden ernst war.
Abstrakt betrachtet mag die Sezession falsch gewesen sein und dies wurde mit dem Schwert und dem Bajonett geprüft und entschieden, aber ich bin noch heute so fest von unserem Sezessionsrecht überzeugt, wie ich es im Jahre 1861 war. Der Süden ist unser Land, der Norden ist das Land derer, die dort leben. Wir sind landwirtschaftlich geprägt, sie sind industriell geprägt. Sie sind die Abkömmlinge des guten alten Puritanergeschlechts von Plymouth Rock und wir Südstaatler entstammen dem stolzen und aristokratischen Geschlecht der Kavaliere. Wir glauben an die Doktrin der Staatenrechte, sie folgen der Doktrin des Zentralismus. John C. Calhoun, Patrick Henry und Randolph of Roanoke erkannten das giftige Element in ihrer Mitte und