Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg. Sam Watkins

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Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg - Sam Watkins Zeitzeugen des Sezessionskrieges

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erreichten wir Warm Springs. Ein warmes Essen erwartete uns bereits. Es gab in Warm Springs ein großes Badehaus und das große Wasserbecken war so angelegt, dass man sich in jede Tiefe begeben konnte, die einem zusagte. Es war kostenlos, also stürzten wir uns hinein. Wir hatten keine Ahnung von der entspannenden Wirkung auf unseren Kreislauf und da das Wasser nur etwas wärmer als lauwarm war, blieben wir ganz schön lange darin. Als wir schließlich herausstiegen, waren wir so schlaff wie Tischtücher. Kurz darauf wurde zum Sammeln geblasen und wir erhielten unsere Marschorder. Aber wir konnten keinen Meter weit marschieren. Also mussten wir bleiben wo wir waren, bis sich unser Kreislauf wieder hinreichend belebt hatte. Wir wunderten uns, wozu die ganze Marschiererei gut sei, da der Krieg ja eh bereits vorüber sei.

      Zwei Tage nachdem wir Warm Springs verlassen hatten, erreichten wir Big Springs. Es war August und trotzdem hatte sich Reif gebildet, wie man ihn sonst nur im Winter sah. Die Yankees waren angeblich in unserer unmittelbaren Nähe und Hauptmann Feild wurde mit einer Abteilung von zehn Mann zum Kundschaften vorgeschickt. Ich war in dieser Abteilung und als wir an jenem Abend das Lager verließen war es dunkel und trüb und der Regen nieselte herab. Nach einiger Zeit wurde der Regen heftiger und heftiger und bald waren wir alle bis auf die Knochen durchnässt - einschließlich unserer Musketen, Patronen und des Pulvers. Während ich am nächsten Morgen bei Anbruch des Tageslichts Wache stand, sah ich, wie sich eine Gruppe von 25 bis 30 Yankees näherte, also hob ich meine Muskete, um zu feuern und drückte den Abzug, aber es knallte lediglich das Zündhütchen. Sie entdeckten mich und gaben drei oder vier Schüsse auf mich ab, aber auch bei ihnen knallten nur die Zündhütchen, auch ihr Pulver war nass. Noch bevor ich ein neues Hütchen aufsetzen konnte, kam Hauptmann Feild mit seinem siebenschüssigen Gewehr angerannt und mit seinem ersten Schuss tötete er einen Yankee. Ich habe vergessen, wie viele er genau erwischte, aber wenn ich mich nicht irre, waren es 20 oder 21, denn ich erinnere mich, dass der Vorfall damals in beinahe jeder konföderierten Zeitung stand und der allgemeine Kommentar war, jeder Südstaatler sei so viel wert wie 20 Yankees. Wir blieben dicht an den Flüchtenden dran und ein wirklich tapferer und großmütiger Yankee, den es schwer erwischt hatte, sagte: „Meine Herren, Sie haben mich getötet, aber keine hundert Meter von hier steht unsere Hauptlinie.“ Wir gingen nicht weiter, sondern blieben genau dort, wo wir waren und nachdem wir aus dem verwundeten Yankee möglichst viele Informationen herausgeholt hatten, kehrten wir zum Lager zurück.

      Eines Abends kam General Lee in unser Lager. Er war ein gutaussehender Gentleman und trug einen Schnurrbart. Seine Kleidung bestand aus blauem Baumwollstoff und insgesamt sah er aus wie der Großvater eines braven Burschen. Mir war danach, zu ihm hin zu gehen und ihm „einen guten Abend, Onkel Bob!“ zu wünschen. Wenn ich heute so darüber nachdenke, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich es nicht vielleicht sogar getan habe. Ich erinnere mich, dass ich mich in seiner unmittelbaren Nähe hinsetzte und seinem Gespräch mit den Offizieren unseres Regiments lauschte. Sein Auftreten war ruhig und beherrscht, seine Stimme war freundlich und milde und seine Augen waren so sanft wie die einer Taube. Das Gesamtbild seiner Person, seines Aussehens und seines Gebarens ergab eine Art freundlichen und beruhigenden Magnetismus, der jeden zu ihm hin zog und uns ihn lieben, respektieren und verehren ließ. Ich verliebte mich in den alten Herrn und es war mir danach, auf immer in seiner Nähe zu bleiben. Ich weiß, dass ich niemals einen besser aussehenden Mann noch einen Menschen mit freundlicherem und angenehmerem Gebaren getroffen habe. Sein Pferd stand dort und knabberte am Gras herum und als ich sah, dass Lee bereit war, aufzubrechen, rannte ich los, fing das Pferd ein und führte es zu ihm. Er ergriff die Zügel und sagte: „Danke, mein Sohn“ und als er weg ritt, ging mein Herz mit ihm. Er hatte niemanden von seinem Stab mit sich; er trug weder Schwert noch Pistole oder irgendein Abzeichen seines Ranges. Das Einzige, an das ich mich erinnere, war ein Opernglas, das ihm an einem Riemen über die Schulter hing.

      Nachdem wir Big Springs verlassen hatten, marschierten wir Tag um Tag weiter, überquerten die Flüsse Greenbrier und Gauley und erreichten schließlich Huntersville, ein kleines, aber munteres Städtchen, das zwischen den Massiven der Berge verborgen lag. Den Menschen in diesen Bergen ging es ausgesprochen gut. Sie hatten reichlich Honig und Buchweizenkekse und sie nannten Buttermilch „Sauermilch“ und Sauermilch war für sie nicht mal gut genug für die Schweine. Sie konnten nicht begreifen, warum Leute Sauermilch tranken. Aber Sauerkraut mochten sie. In den Bergen schien alles zu wachsen: Kartoffeln und Süßkartoffeln, Zwiebeln, grüne Bohnen und Erbsen; trotzdem war das Land sehr dünn besiedelt. Überall begegnete man Hirschen, Bären und Füchsen sowie wilden Truthähnen, Hasen und Eichhörnchen. Äpfel und Pfirsiche waren in Fülle vorhanden und überall aßen die Leute Apfelsirup zu ihren Mahlzeiten. Gelegentlich stolperten wir über eine kleine Destille, die wir dann sofort in Betrieb setzten. Wir tranken das ungefilterte Destillat, während es noch heiß war und es erging uns dabei wie jener alten Dame, die so lange kein Maisbrot essen konnte, bis sie hörte, dass man aus Mais auch Whisky herstellt. Nun schaffte sie es, „einige Bissen hinunterzuwürgen“; so war es auch mit uns und unserem Destillat.

      Von nun an waren wir ständig auf dem Marsch – stampf, stampf, stampf – wir marschierten immer weiter. Lees Korps, Stonewall Jacksons Division – für die Märsche dieser Kommandeure verweise ich auf die Geschichtsbücher. Nun, wir folgten ihnen einfach.

       Cheat Mountain

      Eines Abends gegen 16.00 Uhr begannen die Trommler des Regiments ihre Trommeln so schnell wie möglich zu rühren und ich sah, wie Männer in alle Richtungen umherrannten. Bald bot das Lager einen Anblick der Eile und der Aufregung. Ich fragte jemanden, was dieser Aufruhr bedeuten solle. Er starrte mich mit äußerstem Erstaunen an. Ich sah, wie Soldaten zu ihren Zelten eilten, sich ihre Musketen und Patronentaschen schnappten und wieder davonrannten, während die Trommeln noch immer rasselten und tönten. Ich fragte einige andere Kerle, was zum Teufel all dies bedeuten solle. Schließlich brachte ein Bursche, der beinahe verrückt vor Angst schien, zwischen etlichen Schreien und Klagelauten die Antwort heraus: „Aber so hör doch, sie schlagen den Doppelschlagwirbel!“ Ich antwortete: „Was bedeutet der Doppelschlagwirbel?“ „Der Wirbel, Mann, der Wirbel! Schnapp dir deine Waffe! Sie schlagen den Doppelschlagwirbel!“ Dies war alles, was ich in Erfahrung bringen konnte. Es war der erste, letzte und einzige Doppelschlagwirbel, den ich jemals gehört habe. Aber damals war das alles neu für uns und Oberst Maney, prompt wie immer, ließ uns antreten. Ohne jegliches Kommando oder Signal stand jeder Soldat auf seinem Platz. Zelte, Tornister und alles Übrige wurde ausnahmslos zurückgelassen. Wir waren bald unterwegs und wir marschierten weiter, weiter und immer weiter. Nachts begann es zu regnen. Unsere Decken hatten wir im Lager zurückgelassen, aber wir erwarteten, jederzeit ins Gefecht beordert zu werden. Noch in der Nacht erreichten wir Mingo Flats. Es goss noch immer wie aus Eimern. Wir hatten nichts zu essen bei uns und es gab keine geeigneten Schlafplätze. Einige von uns schafften Zaunlatten heran und wir häuften sie aufeinander und quälten uns durch die Nacht, so gut es eben ging. Am nächsten Morgen marschierten wir weiter, aber wir wurden bald hungrig und dann kamen wir kaum noch voran. Einige von den Jungs begannen Brombeeren zu sammeln. Der Rest des Regiments schlenderte langsam die Straße entlang, als plötzlich mit lautem PENG, PENG, PENGEDIPENG, PENG eine Salve Kugeln und Schrot durch die beiden vordersten Kompanien des Regiments pflügten - die Kompanien "H" und "K". Wir waren in einen Hinterhalt der Yankees geraten. Sofort breiteten sich Bestürzung und Verwirrung aus; niemand schien der Situation gewachsen zu sein. Wir wussten nicht, ob wir wegrennen oder kämpfen sollten, aber Hauptmann Feild gab das Kommando, zu feuern und in die Büsche zu stürmen. Wir stürmten die Büsche, sahen, wie die Yankees wegrannten und feuerten ihnen nach. Ich weiß nicht, wie viele Yankees getötet wurden, falls wir überhaupt welche getroffen haben.

      Unsere Kompanie (H) hatte einen Toten zu beklagen: Pat Hanley, einen Iren, der sich unserer Kompanie in Chattanooga angeschlossen hatte. Hugh Padgett, Dr. Hooper und vielleicht noch ein oder zwei weitere waren verwundet.

      Aber wo war nach dem Gefecht der ganze prächtige Zierrat geblieben, der zuvor noch unsere Offiziere geschmückt hatte? Er war nirgends mehr zu sehen. Korporale, Feldwebel, Leutnants, Hauptmänner – sie alle hatten sich jegliche Verzierung von den Uniformen gerissen. Es fiel mir sofort auf und ich war erstaunt und auch

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